BDM fordert Verknappung der Milchmenge

Schaber: „Angebot und Nachfrage regeln den Preis“ / Kritik an Protestaktion des Bauernverbands


Mit einer reduzierten Milchmenge will der BDM die Preise erhöhen. von Symbol Volker Lübke
Mit einer reduzierten Milchmenge will der BDM die Preise erhöhen. © Symbol Volker Lübke

Weniger echtes Engagement als vielmehr ein Ablenkungsmanöver: Der Bundesverband Deutscher Milchviehalter (BDM) hat den Aktionstag des Bauernverbands vom 23. März und die Proteste gegen den Preisverfall ihrer Produkte im Lebensmitteleinzelhandel – auch in Attendorn demonstrierten Landwirte, siehe Artikel „Protest gegen den Preisverfall“) scharf kritisiert. Damit, so der BDM, lasse sich die „aktuelle Milchkrise“ nicht lösen.


„Es ist sicher sinnvoll und richtig, dass die Milchviehhalter auf die massive Existenzbedrohung der Milchviehbetriebe durch Aktionen hinweisen. Ebenso ist es wichtig, die Margenentwicklung angesichts des hohen Konzentrationsgrades im Lebensmitteleinzelhandel genau zu beobachten und gegebenenfalls auch zu handeln“, räumt BDM-Vorsitzender Romuald Schaber zwar ein. „Allerdings sind aktuelle Preissenkungen des Handels nicht Ursache, sondern Symptom der Milchkrise. Die Verhandlungsposition der Molkereien würde sich in den laufenden Preisverhandlungen mit dem Handel deutlich verbessern, wenn weniger Milch auf dem Markt wäre. Der Grad der Konzentration im Handel wäre dann weit weniger relevant, weil die Milchprodukte nicht mehr um jeden Preis angeboten werden müssten“, so Schaber. In der Vergangenheit habe ein knappes Milchangebot immer auch Preissteigerungen im Handel geführt. „Diesen Aspekt lässt man ebenso unter den Tisch fallen wie die Tatsache, dass nicht nur der Handel sich seine Marge vom Verkaufspreis abzieht, sondern dass dies auch die Molkereien tun, ehe der Restbetrag an die Milchviehhalter weitergereicht wird.“
„Appelle an den guten Willen sind unrealistisch“
Schabers Forderung: Die Milchviehhalter dürften nicht vor den Karren gespannt werden, um von der eigenen Tatenlosigkeit abzulenken bzw. um die Verantwortung alleine anderen zuzuschieben. „Es ist nicht der Ansatz des BDM, beim Handel betteln zu gehen, dass er uns freiwillig etwas von seinem Kuchen abgibt. Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Und genau da muss man auch ansetzen. Reine Appelle an den guten Willen sind unrealistisch, das wissen sicher auch die Kampagnenführer gegen den Handel.“ Schaber fordert die Milchviehhalter, sich dem Markt zu stellen. Die BDM-Mitglieder täten das: „Wir wollen Verantwortung übernehmen und dafür Sorge tragen, dass organisiert und befristet auf die Krise weniger Milch auf den Markt drückt. Damit Mengenrücknahmen einzelner Milchbetriebe aber marktwirksam werden, braucht es politische Rahmenbedingungen auf europäischer Ebene. Nur so wird die benötigte Wirkung für den europäischen und globalen Markt erreicht“, fordert Romuald Schaber.
Kritik am Bundesagrarminister
Einige EU-Länder, darunter Frankreich, seien längst zu strukturellen Maßnahmen bereit, doch Bundesagrarminister Christian Schmidt wehrt laut Schaber sich weiter vehement dagegen. „Wir sind mit Minister Schmidt in einem Punkt einig: Nationale Alleingänge sind in einem globalen Milchmarkt nicht zielführend und daher strikt abzulehnen. Allerdings ist für uns marktwirtschaftlich nicht nachvollziehbar, warum er dann Lösungen für die Milchkrise sogar auf noch wesentlich ,kleinerer´ Ebene sucht – nämlich unorganisiert auf einzelbetrieblicher Ebene“, kritisiert Schaber. „Minister Schmidt erteilt nach eigener Aussage „einfachen Lösungen“ für die Milchmarktkrise eine Absage. Wenn er bei seinem aktuellen Kurs bleibt, hat er damit Recht. Das, was das Ministerium will, ist wahrlich nicht einfach – und vor allem völlig wirkungslos.“ (LP)
Artikel teilen: