Bauarbeiten bremsen Biggetourismus

Brücken und Dämme bieten grandiose Blicke auf weite Ufer


  • Kreis Olpe, 14.06.2015
  • Von Volker Lübke
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Die weißen Biggedampfer sehen aus wie Spielzeuge. Der Blick auf das sich leicht im Wind kräuselnde Wasser ist inzwischen nichts mehr für Angsthasen und Schwindelanfällige. Ganz gleich ob sie auf einer der acht Brücken oder am steil abfallenden Ufer des Biggesees stehen. Das Stauziel 292,50 m ü. N.N. ist bald erreicht. Damit ist der Wasserstand 15 Meter niedriger als üblich. Der Ruhrverband lässt Tag für Tag etwa acht Zentimeter Wasser aus Westfalens größter Talsperre ab.


Zwischen Lister-Staumauer, dem Vorsperrwerk Stade und dem Hauptdamm in Attendorn bieten sich in allen Buchten und Windungen ganz neue Perspektiven. Die freigelegten Uferzonen erinnern bei entsprechendem Lichteinfall an topografische Landkarten. Die unterschiedlichen Staustufen haben horizontale Linien im Ufersediment hinterlassen.
Hier und da wird sogar neues altes Land sichtbar. Der ehemalige Bahndamm bei Stade ist sogar begehbar. Und vor der Waldenburger Bucht lugt einer Sandbank im Wattenmeer gleich ein Inselchen aus dem Wasser. Der Schabernack, die Verlängerung des Bergrückens direkt vor dem Damm wird möglicherweise in den kommenden Tagen sein Haupt aus dem Wasser recken. Die Gilberginsel ist dagegen von der Südseite schon fast zu Fuß zu erreichen. Statt eines stattlichen Talsperrenarms trennt nur noch ein Flüsschen die bewaldete Insel vom „Bürberger Festland“.
Jollen und Yachten liegen scheinbar noch im Winterschlaf. Kaum eine Persenning ist gelüftet. Dort unten auf dem See geht wenig Wind, die Segelfreunde verspüren offenbar wenig Lust, ihrem Hobby nachzugehen. Ähnliches gilt für Badegäste. Freilich ist das Wasser noch recht kalt für die Jahreszeit.
Mit einem größeren Ansturm auf die Badebuchten dürfte in diesem Sommer allerdings kaum ein Betreiber rechnen. Selbst in der Waldenburger Bucht, die sonst mit weißem Sandstrand lockt, ist der Weg ins kühle Nass steinig und weit. Die Biggeschifffahrt lässt sich von all dem nichts anmerken. Die weiße Flotte stampft gemütlich durch die zu Schluchten und Flusslandschaften mutierten Arme der Talsperre.
Einzig der Anleger Stade kann wegen Niedrigwassers nicht mehr angefahren werden. Während der gesamten Bauzeit (voraussichtlich bis zum Herbst 2015) ist der Biggedamm komplett gesperrt. Für die Asphaltierungsarbeiten an der im 30°-Winkel abfallenden Wasserseite ist schweres Gerät nötig. Der Ruhrverband hat die Wegeführung für Fußgänger und Radfahrer geändert, teilweise zusätzliche Wege eingerichtet und in der Waldenburger Bucht einen zusätzlichen Anleger für die Personenschiffe eingerichtet. Trotz aller Maßnahmen dürfte der Bigge-Tourismus in diesem Jahr deutlich einbrechen, befürchten Gastronomen, Campingplatzbetreiber und andere von Besuchern abhängige Gewerbetreibende rund um den See.
Uferflächen nicht betreten – Lebensgefahr!
Der Ruhrverband bittet alle Besucher eindringlich darum, während der Absenkung der Biggetalsperre und des Vorbeckens Kessenhammer trockengefallene Uferflächen nicht zu betreten. Der Untergrund ist nicht tragfähig. Das gilt auch für Mulden, die mit Feinsedimenten gefüllt sind. An freiliegenden Steilufern besteht Absturzgefahr.
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