Bange Blicke gen Brüssel

Kalkindustrie fürchtet neue Vorgaben zu CO2–Reduzierung / Liese sichert Unterstützung zu


Besichtigung und Diskussion über die Zukunft der Kalkindustrie: (von links) Dr. Zacharias Grote (Site Manager im Werk Hönnetal), Dr. Philipp Niemann (Mitglied der Geschäftsführung Lhoist Germany), Paul Schipper (Vorsitzender der Geschäftsführung, Lhoist Germany), Dr. Peter Liese, Christel Voßbeck-Kayser und Thomas Nowak (Industrial director). von Victoria Brandemann
Besichtigung und Diskussion über die Zukunft der Kalkindustrie: (von links) Dr. Zacharias Grote (Site Manager im Werk Hönnetal), Dr. Philipp Niemann (Mitglied der Geschäftsführung Lhoist Germany), Paul Schipper (Vorsitzender der Geschäftsführung, Lhoist Germany), Dr. Peter Liese, Christel Voßbeck-Kayser und Thomas Nowak (Industrial director). © Victoria Brandemann

Die CDU-Politiker Christel Voßbeck-Kayser, Bundestagsabgeordnete, und Dr. Peter Liese, südwestfälischer Europa-Abgeordneter, haben dem Lhoist-Kalkwerk im Hönnetal jetzt einen Besuch abgestattet. Die beiden Christdemokraten ließen sich die Sorgen der Kalkindustrie erläutern und sicherten ihre Unterstützung zu.


Die Kalkindustrie befürchtet, dass in Zukunft zu unrealistischen Ziele bei der Minderungen von Treibhausgas verpflichtet zu werden. Die Kalkindustrie verfolgt die aktuelle Überprüfung des europäischen Emissionshandelssystems (ETS) für den Zeitraum 2021 bis 2030 mit Sorge, da bisher noch unklar ist, welche Kosten auf die Industrie zukommen werden. Von dem ETS betroffen ist auch das Lhoist-Kalkwerke in Lennestadt-Grevenbrück. „Die Europäische Kommission geht davon aus, dass wir unsere Emissionen immer weiter reduzieren können, doch wir stehen an technischen Grenzen. Zwei Drittel unserer CO2 -Emissionen stammen aus dem chemischen Prozess der Kalkproduktion und sind nicht beeinflussbar“, erläuterte Dr. Werner Fuchs, Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Kalkindustrie. Die Kalkindustrie gehört zu den treibhausgasintensivsten Industrien in Europa, hinzu kommt der riesige Energiebedarf für den Verbrennungsprozess.
Balance zwischen Umweltschutz und Wirtschaftsinteressen
„Wir müssen das Klima schützen, und die Europäische Union hat sich bei der Klimakonferenz in Paris verpflichtet, 40 Prozent der Emissionen bis 2030 einzusparen. Aber auf der anderen Seite müssen wir die physikalischen Gegebenheiten anerkennen. Man braucht Kalk, unter anderem beim Umweltschutz“, sagte Dr. Peter Liese, der auch umweltpolitischer Sprecher der größten Fraktion (EVP-Christdemokraten) im Europäischen Parlament. „Deswegen sind die Anliegen der heimischen Industrie berechtigt, und ich kämpfe in Brüssel dafür, dass sie umgesetzt werden. Es geht hier auch um Arbeitsplätze in der Region.“ Auch die Bundestagsabgeordnete Christel Voßbeck-Kayser, Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales, betonte, dass eine Balance zwischen Klimaschutz und Wirtschaftsinteressen und insbesondere die Anliegen des Mittelstandes gefunden werden müsse. „Produktionsverlagerungen können nicht das Ziel sein“, so Voßbeck-Kayser Die beiden Politiker sind sich einig, dass die Industrie nach wie vor von der kostenlosen Zuteilung der Emissionszertifikate profitieren soll. „Bereits heute investiert Lhoist kontinuierlich in energieeffiziente, umweltschonende Anlagen“, so Paul Schipper, Vorsitzender der Geschäftsführung von Lhoist Germany. „Wir engagieren uns mit unseren Werken über viele Jahrzehnte an einem Standort, deshalb sind uns die Themen schonender Umgang mit Ressourcen, Umweltschutz und eine weitreichende Perspektive für unsere Mitarbeiter sehr wichtig.“
Liese macht sich stark für Sonderregelung
Kalk wird ganz am Anfang der industriellen Wertschöpfungskette eingesetzt. Die Hauptkunden des Werks Hönnetal ist die Eisen- und Stahlindustrie aber auch der Umweltschutz ist auf Kalkprodukte für die Luftreinhaltung, Trinkwasseraufbereitung oder Abwasserbehandlung angewiesen. Liese zeigte sich bei dem Gespräch optimistisch: „Solange die CO2 -Emissionen nicht vermieden werden können, brauchen wir Sonderregeln. Wer auf dem neuesten Stand der Technik ist, soll nicht bestraft werden“. In den nächsten Monaten wird die Überprü-fung des EU-Emissionshandels in den EU-Institutionen beraten, die genaue Ausgestal-tung ist noch offen. Die Kalkindustrie hofft, dass in der Forschung Fortschritte erfolgen, sodass CO2 in Zukunft als Wertstoff weiterverwendet werden kann anstatt als Emission in die Atmo-sphäre zu gelangen. Bei der Verwendung von CO2 als Rohstoff konnten bereits erste Durchbrüche erzielt werden, zum Beispiel in der Herstellung von Kunststoff. Auch hier verspricht Liese, sich für bessere Rahmenbedingungen bei der EU einzusetzen. (LP)
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