Austrittswelle: Wie die Kirchen darauf reagieren

Kirchenaustritte im Kreis Olpe - Teil 2


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Kreis Olpe. Das Thema Kirchenaustritte bewegt die Gesellschaft. Während LokalPlus in Teil 1 Rüdiger Köster nach seinen Beweggründen für den Kirchenaustritt gefragt und Zahlen rund ums Thema Kirche präsentiert hat, geht es in Teil 2 um die Kirchenvertreter. Dechant Andreas Neuser und Superintendent Christoph Grote äußern sich dazu, wie die Kirchen mit den Austritten umgehen und wie man diesen entgegenwirken möchte.


Andreas Neuser, Dechant des Dekanats Südsauerland und Pfarrer in Attendorn, interpretiert die Kirchenaustrittszahlen wie folgt: „In der Kirche sind in der letzten Zeit Missstände deutlich geworden, die viele - auch mich - enttäuschen und wütend machen.

Dechant Andreas Neuser von privat
Dechant Andreas Neuser © privat

Für einige ist das dann der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt - will heißen: der Anlass, die Kirche zu verlassen, mit der man häufig schon länger innerlich nichts mehr zu tun hat.“ Es gebe aber auch einige, die der Kirche und dem Glauben sehr nahe gestanden hätten und mit ihrem Austritt ein Zeichen setzen wollten.

Gesprächsbereitschaft auch bei Austritt

Dass manche Menschen die angekündigten Reformpläne nicht für voll nehmen, kann auch der Dechant verstehen: „Man nimmt der Kirche nicht ab, dass sie wirklich Reformen will - auch weil manche Fragen weltweite Bedeutung haben. Ich glaube allerdings, dass ein Großteil der Bischöfe in Deutschland Reformen unterstützen und umsetzen wird.“ Die Themen, die beim sogenannten Synodalen Weg behandelt werden, lägen eigentlich schon lange auf dem Tisch.

Wie will man im Kreis Olpe den Kirchenaustritten entgegenwirken: „Ich weiß, dass es in den Pastoralverbünden eine unterschiedliche Praxis gibt. Hier in Attendorn werden die Ausgetretenen angeschrieben und gebeten mitzuteilen, welche Gründe für den Austritt vorliegen. Durch diesen Brief soll Gesprächsbereitschaft signalisiert werden.“

„Die Zahl der Kirchenaustritte ist dramatisch“

Superintendent Dr. Christof Grote vom Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg sagte auf LP-Anfrage: „Die Zahl der Kirchenaustritte ist dramatisch. Das zeigt die große Entfremdung vieler Menschen von der Kirche, die auch für den evangelischen Bereich gilt und uns herausfordert, die Botschaft des Evangeliums noch anders weiterzusagen, so dass sie besser Gehör findet. Anlass für die aktuellen Zahlen sind sicherlich auch die erschreckenden Missbrauchsfälle, die entsetzliches Leid hervorgerufen haben.“

Superintendent Dr. Christof Grote von Kirchenkreis
Superintendent Dr. Christof Grote © Kirchenkreis

Im evangelischen Bereich habe man ein sehr umfangreiches Schutzkonzept erarbeitet. Es sehe vor, alle Mitarbeiter zu schulen, um mögliche Risikostellen und auch Anzeichen für sexualisierte Gewalt wahrzunehmen. Grote ergänzt: „Außerdem werden von allen Mitarbeitern erweiterte Führungszeugnisse angefordert. In allen Gemeinden und Einrichtungen werden institutionalisierte Schutzkonzepte erarbeitet.“

Missbrauchsvorwürfe werden ernst genommen

Zusätzlich sind im Evangelischen Kirchenkreis Lüdenscheid-Plettenberg eine Kraft mit der Erarbeitung dieser Schutzkonzepte und zwei Fachkräfte mit den Schulungen beschäftigt. Vorwürfe werden sehr ernst genommen, überprüft und auch zur Anzeige gebracht. Betroffene würden - wenn sie es wünschen - begleitet. Hier gebe es, so Grote, neben Kontaktmöglichkeiten vor Ort auch eine Ansprechperson in der Landeskirche.

Der Superintendent sagt:: „Überhaupt versuchen wir, unsere Gemeindearbeit vor Ort möglichst einladend zu gestalten, damit Menschen gerne in Kontakt mit Kirche kommen und bleiben. Hier passiert in den Gemeinden viel. Dazu kommen diakonische und sonstigen Angebote, die wir auf Kirchenkreisebene verantworten.“

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