Aus Finnentrop und Lennestadt nach Rom: Pilger lernen Malteser Großkanzler kennen

Wallfahrt für Menschen mit Behinderung endet


Gruppenfoto der Paderborner Pilgergruppe in den Vatikanischen Gärten. von Malteser
Gruppenfoto der Paderborner Pilgergruppe in den Vatikanischen Gärten. © Malteser

Rom/ Kreis Olpe. 800 deutsche Pilger, darunter viele mit Behinderung sowie ihre Helfer, sind wieder aus Rom zurück. Dort waren sie eine Woche lang auf großer Pilgerfahrt mit den Maltesern im Vatikan und der italienischen Hauptstadt. Unter ihnen waren auch Ingrid Kersting mit ihrem Sohn Christian aus Finnentrop als Pilger und Stephan Schmidt aus Lennestadt als Helfer.


„Ich bin berührt und begeistert von dem gemeinsamen Gebet, von der Gemeinschaft. Die Heilige Messe mit Papst Franziskus zum Auftakt der Bischofssynode mit zehntausenden Menschen aus allen Ländern sowie die zahlreichen Gottesdienste haben uns wieder näher an das herangeführt, was wichtig ist im Leben: Vertrauen auf Gott und unseren Nächsten – über alle Hindernisse hinweg“, fasste Marion Freiin von Graes aus Paderborn ihre Eindrücke zusammen. Die stellvertretende Diözesanleiterin der Malteser im Erzbistum Paderborn war als Busleiterin für die 36 Pilger aus dem Erzbistum Paderborn verantwortlich.

Christian Kersting, 50, hat von Geburt an eine Spastik. Von dieser sind seine Arme und Beine besonders betroffen und er ist auf den Rollstuhl angewiesen. Auch beim Essen und Trinken braucht er Unterstützung. Und doch machte er das komplette siebentägige Programm mit, das mitunter schon vor fünf Uhr morgens startete. Dabei unterstützten ihm neben seiner Mutter Ingrid abwechselnd mehrere Malteser Helfer.
„Eine große Ehre“
Eines seiner Highlights war, als er während der großen Messe in der Kirche Sankt Paul vor den Mauern die Malteser Fahne tragen durfte – bei der Prozession allen voran. „Das habe ich schon einmal machen dürfen und das ist eine große Ehre für mich“, sagt Christian Kersting, der schon das vierte Mal mit den Maltesern nach Rom pilgerte.
 von Olav Stolze
© Olav Stolze
Und bei der Heiligen Messe in der Kirche St. Giovanni Lateran kam sogar Fra' Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto, neuer Großmeister des Malteserordens, auf ihn zu und begrüßte ihn persönlich. „Ich war so überrascht, bisher kannte ich ihn ja nur von Bildern und aus dem Fernsehen“, so Christian Kersting, der an diesem Tag über das ganze Gesicht strahlt. „Das war ein so toller und bewegender Moment, den werde ich nicht vergessen.“ Es ist das „sich angenommen fühlen“, das Christian Kersting so gefällt, wenn er mit den Maltesern nach Rom pilgert. Dass eine solche Pilgerreise möglich ist, dafür sorgen Malteser Helfer wie Stephan Schmidt aus Lennestadt, der als Betreuer mit in Rom war.

„Es war eine Pilgerreise, die für Menschen mit Behinderung normalerweise kaum zu machen ist“, bilanziert Marion Freiin von Graes. „Aber unsere Helferinnen und Helfer haben ihnen Tag und Nacht zur Seite gestanden.“ Die 12. Malteser Wallfahrt nach Rom, die Menschen mit Behinderung eine Reise und einen Aufenthalt in der Ewigen Stadt überhaupt ermöglicht, stand unter dem Leitwort „Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes heißen.“
Grüße vom Großmeister
Die Pilger erhielten nicht nur einen ebenerdigen Zugang in die Sixtinische Kapelle, der durch normalerweise verschlossene Räume des Apostolischen Palastes führte, sondern wurden in einem Konvoi aus 20 Bussen von der römischen Motorrad-Polizei vier Tage morgens und abends durch den Verkehr gelotst. Besonders herzlich war der Empfang auf dem Aventin: Hier begrüßte der Großmeister des Malteserordens, Fra' Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto, die Wallfahrer auf dem Gelände der Magistralvilla.

Die mitgereisten Ärzte und Pfleger hatten keine größeren Probleme bei den Teilnehmern zwischen zwei und 98 Jahren zu behandeln. Untergebracht waren die Pilger 20 Kilometer außerhalb von Rom in einem von Salesianerinnen geführten Ordenshaus mit zum Teil behindertengerechten Unterkünften. Fast 2800 Lunch-Pakete wurden für die Tagesausflüge von italienischen Ehrenamtlichen gefertigt und verpackt, morgens und abends ein Frühstück und ein Abendessen zubereitet.

Ein rührendes Gedicht schenkte ein 61-jähriger Pilger mit Behinderung zum Abschluss seinen Helfern. Darin schreibt er: „Zum Glück gibt es euch, die helfenden Hände, die uns lieben und verstehen. Ohne euch hätte unser Leben Wände, und einsam müssten wir durchs Leben gehen. Ihr achtet unsere Würde und schenkt uns Geborgenheit in einer Welt, die fast leer ist von Liebe und Menschlichkeit."
 von Nils Brandes
© Nils Brandes
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