Aus dem Archiv: Kreisleistungsnachweis der Feuerwehr

Kräftemessen, Demonstration und Selbstüberprüfung


  • Kreis Olpe, 17.11.2016
  • Specials , Specials
  • Von Volker Lübke
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Gar nicht so einfach: Löschangriff auf ein Blechschild. von s: Volker Lübke
Gar nicht so einfach: Löschangriff auf ein Blechschild. © s: Volker Lübke

Hünsborn/Kreis Olpe. Von Ferne wirkt das Gelände an der Rheinauer Straße in Hünsborn wie im Ausnahmezustand. Katastrophenalarm? Feuerwehrfahrzeuge, wohin das Auge blickt. Dazwischen wuseln die Einsatzkräfte in voller Montur. Hier werden Schläuche ausgerollt, dort Leitern angelegt. Weiter hinten steigt plötzlich Qualm auf. Einige Schaulustige säumen den Ort des Geschehens. Anders als bei echten Einsätzen sind sie diesmal gern gesehen. Schließlich ist keinerlei Gefahr im Verzug. Was auf den ersten Blick wie ein Ernstfall wirkt, ist das Feuerwehraufgebot auf dem Wendener Gelände der Firma Weber Haus diesmal anderer Natur. Die Feuerwehren aus dem gesamten Kreis Olpe sind an diesem Samstag, 21. Mai, zum jährlichen Leistungsnachweis zusammengekommen. (aus dem LokalPlus-Archiv; veröffentlicht am 21. Mai 2016)


Insgesamt 22 Gruppen zu je sechs Personen und 6 Staffeln zu jeweils neun Leuten sind zum feuerwehrtechnischen Kräftemessen angetreten. Dabei geht es allerdings weniger um den Wettbewerb als vielmehr darum, zu demonstrieren, auf welch hohem Leistungsstand sich die Feuerwehr im Kreisgebiet befindet. Die Kameraden müssen sich vielfältigen Aufgaben an insgesamt vier Stationen stellen.
Kaum ist eine Teilnehmergruppe mit dem Gruppenlöschfahrzeug vorgefahren, müssen die Teilnehmer Schwindelfreiheit und den sicheren Umgang mit Verletzten unter Beweis stellen, erklärt Clemens Schürholz, Leiter des Arbeitskreises Leistungsnachweis im Kreis. Höhenrettung lautet die Aufgabe. Auf einem Gerüst, das vom Technischen Hilfswerk (THW) zur Verfügung gestellt wurde, ist einem Handwerker plötzlich unwohl. Er muss gerettet werden. Hoch konzentriert und noch besser koordiniert packen die Einsatzkräfte die notwendigen Geräte aus, legen eine lange Leiter an und bringen den „Verletzten“ angeseilt sicher nach unten. Am Boden wird er in Schocklage auf einer Trage den Ersthelfern übergeben. „Absolut sicheres Vorgehen und die richtigen Knoten zur Absicherung sind bei dieser Aufgabe das A und O“, erklärt Clemens Schürholz. „Und damit keine Gruppe einzelne Experten vorschicken kann, lässt der Schiedsrichter drei Teilnehmer an einem Balken weitere Knoten anlegen.“
„Die Kameraden wissen ungefähr was auf sie zukommt“, erklärt der stellvertretende Kreisbrandmeister Mario Fuhlen. Löschangriff und Höhenrettung gehören zum Standardrepertoire der regelmäßigen Feuerwehrübungen. Die genaue Aufgabenstellung gibt es beim Kreisleistungsnachweis aber erst, wenn die Gruppe bzw. Staffel angetreten ist.
Um das richtige Vorgehen bei einem Wohnungsbrand zu üben, brauchen Feuerwehrleute meist einige Vorstellungskraft. „Dank eines Brandhauses, das die Firma Weber 2012 zur Verfügung gestellt hat, sind wir in der Lage am echten Objekt zu üben“, sagt Josef Alfes, Stadtbrandmeister in Wenden und Ausrichter des diesjährigen Leistungsnachweises. „Das ist schon etwas Besonderes“, freut ich Clemens Schürholz. Er bedankt sich bei der Weber Haus GmbH & Co. KG auch für die wiederholte Bereitstellung des „optimalen Übungsgeländes“.
"Wer hohe Leistungsfähigkeit erwartet, muss dafür etwas tun"
Überall werde eine hohe Leistungsfähigkeit der Rettungskräfte erwartet und quasi vorausgesetzt, sagt Weber-Haus-Geschäftsführer Andreas Bayer. „Dafür muss man aber auch etwas tun. Nur so kann doch die Leistungsstärke sichergestellt werden“, begründet er die Selbstverständlichkeit, mit der das Unternehmen die Feuerwehr unterstütze.
Inwischen dringt dichter Rauch aus den Türfugen des Brandobjekts. Die Kameraden haben bereits die Wasserbeschaffung vorbereitet. Unter vollem Atemschutz rücken zwei Kameraden vor. „Auf!“ Aus halbwegs sicherer Position öffnet einer die Tür einen Spalt; der andere gibt mit Löschmittel und Lampe Deckung. „Zu!“ – „Auf!“ – „Zu!“ Die beiden wiederholen den Vorgang dreimal. Nun können sie sicher sein, beim weiteren Vorrücken nicht von der gefürchteten Feuerwalze überrollt zu werden. Die Feuerwehrleute betreten das Brandhaus und bringen eine Puppe ins Freie. „Die ist immer noch viel zu leicht“, stellt Clemens Schürholz fest. Beim nächsten Mal wird die Attrappe in der Größe eines Erwachsenen noch einige Bleimatten enthalten.

Abseits des Geschehens ist theoretisches Wissen gefragt. In einer Halle müssen die Teilnehmer fünf Fragen rund um Einsätze, Technik, Sicherheit und Recht beantworten.
C-Rohre ausrollen und zielsicher drei Brandherde bekämpfen. Bei der letzten Aufgabe ist Schnelligkeit gefragt. Das klappt natürlich nur, wenn jeder Handgriff sitzt und die Abläufe gut koordiniert sind. In einiger Entfernung stehen Blechschilder. Die gilt es möglichst schnell und zielsicher mit dem Strahl umzuwerfen. Was zunächst recht einfach klingt, erweist sich selbst für erfahrene Feuerwehrleute als nicht ganz so leicht. Kurze Böen machen ihnen einen Strich durch die Rechnung. Der Seitenwind lenkt den Wasserstrahl ab. Erst als die beiden „Angreifer“ gegensteuern, klappt das Zielschild um. Einpacken – und zwar so, dass die Mannschaft gleich zum nächsten Einsatz ausrücken könnte – und die nächsten bitte…

Das Warten auf dem Parkplatz ist für die Feuerwehrgruppen übrigens kein Problem. Sie nutzen die Gelegenheit zum Smalltalk – feuerwehrtechnisch und ganz persönlich. Denn diese Gelegenheit gibt es nicht allzu häufig. Schon gar nicht, wenn die Löschzüge bei ortsübergreifender Unterstützung im Ernstfall zusammenkommen.
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