Attraktive Alternative zum Auto: E-Bike-Leasing boomt

Nachfrage „geht durch die Decke“


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 von Rüdiger Kahlke
© Rüdiger Kahlke

Kreis Olpe. „Wünsch dir was!“ Das gilt nicht für E-Bikes. Modelle, die gefragt sind oder bei Tests gut abgeschnitten haben, sind kaum mehr zu haben. „Ausverkauft“, heißt es oft bei Händlern. Der Grund: E-Bike-Leasing boomt.


„Die Nachfrage ist in diesem Jahr durch die Decke gegangen“, bestätigt Andre Clemens, Geschäftsführer vom Bike Shop Clemens in Lennestadt. Fahrräder ab 700 Euro und E-Bikes stehen im Zentrum der Nachfrage. Die Räder mit Motor-Unterstützung machen 85 bis 90 Prozent des Leasing-Geschäftes aus, schätzt Frank Feldmann, Geschäftsführer des Fahrradladens in Olpe. „Große Firmen haben das durchgeboxt“, erklärt Christoph Fingerlin von „2-Rad-Meyer“ in Attendorn den Run auf die Leasing-Räder. 

Gründe für den Trend sieht der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) neben der Modellvielfalt auch darin, dass „Fahrräder und E-Bikes inzwischen gesetzlich dem Dienstwagen gleichgestellt sind.“ Damit könnten „Unternehmen diese ihren Mitarbeitern als attraktive Alternative zum Auto anbieten.“
Nutzen für beide Seiten
Die Regelung ist ein Gewinn für alle Beteiligten. Entweder muss ein Prozent des Listenpreises versteuert werden, wenn der Arbeitgeber das Rad least; oder die Leasing-Raten werden durch Gehaltsumwandlung erbracht. Die Rate wird vom Bruttolohn abgezogen. Das erspart dem Arbeitnehmer etwas an Lohnsteuer und Aufwand für Sozialabgaben. Das Unternehmen spart ebenfalls – bei den Sozialkosten. „Das greift um sich wie ein Flächenbrand“, sagt Andre Clemens, der durch die Regelung 50 Prozent mehr Umsatz verbuche. In der Regel würden die Arbeitnehmer das Rad nach dem Ablauf der dreijährigen Leasing-Frist für zehn Prozent des Neupreises übernehmen können. „Das macht es noch attraktiver“, so Clemens. 

Wer über die Firma least, entscheide sich in der Regel für ein höherwertiges Rad, hat Christoph Fingerlin beobachtet. Zwischen 3000 und 3500 Euro gehen da über die Theke. Die Möglichkeit nutzen auch Kunden, „die ich nie vorher auf einem Rad gesehen habe“, sagt er und hofft, dass die günstige Leasing-Möglichkeit auch für dauerhafte Freude beim radelnden Neukunden sorgt. Die kämen aus allen Bereichen der Arbeitnehmerschaft und aus Führungsetagen, heißt es bei „2-Rad-Meyer“. „Von allen ein bisschen“, umschreibt Andre Clemens die Kundschaft, die das Leasing auch nutze, „um den zweiten Pkw in der Familie einzusparen“ und die sich sonst „niemals für 3000 Euro ein Rad gekauft hätte.“
Gesundheit ein wichtiger Aspekt
Geringerer CO2-Ausstoß, aber auch die Parkplatzsituation des Unternehmens sieht Frank Feldmann als Gründe, dass Unternehmen sich in dem Bereich engagieren. Nicht zu vergessen sind der Image-Gewinn oder das Gesundheitsmanagement. „Viele nutzen das Rad auch für den Weg zur Arbeit“, so Feldmann. 

„Viele machen das, um sich fit zu halten“, sieht auch Anke Petersen, Personalerin bei der Volksbank Olpe, die Motivation. Die Bank ist Ende 2016 in das E-Bike-Leasing eingestiegen und hat damit einem Wunsch aus Kreisen der Mitarbeiter entsprochen. Für das Unternehmen spielen auch Faktoren wie Parkraum und Gesundheit eine Rolle, so Anke Petersen.
 von Rüdiger Kahlke
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Die Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden hat eigens einen Radständer in der Garage installiert. „Da knubbelt es sich schon“, schildert Marketing-Leiter Mario Grunau die gute Resonanz auf das im März eingeführte Angebot. Neben dem Gesundheitsaspekt sei das E-Bike-Leasing für die Sparkasse auch ein Baustein, sich als attraktives Unternehmen zu profilieren. 20 Verträge wurden seit März geschlossen. Mario Grunau radelt selbst zur Arbeit. Sein Fazit: „Eine klasse Geschichte.“
„Wir sind die E-Bike-Region Nr. 1“
Bei Viega in Attendorn nutzen an den fünf deutschen Standorten bereits 300 Mitarbeiter die Leasing-Möglichkeiten. Ins Rollen gebracht worden sei das Projekt in Kooperation mit dem Betriebsrat, so Christian Ebbers, Leiter HR Services bei Viega. Die Gesunderhaltung der Mitarbeiter sei ein vitales Anliegen der Mitarbeiter selbst, genauso wie des Arbeitgebers. Es biete zudem einen zusätzlichen Freizeitwert. „Außerdem kam der Verantwortung für die Umwelt durch eine Unterstützung der Reduzierung der CO2 -Emission eine zentrale Bedeutung zu“, so Ebbers. 

Neben größeren Unternehmen, die eine Vorreiterrolle eingenommen haben, bieten inzwischen auch kleine Betriebe und Handwerker Leasing-Möglichkeiten an, weiß Andre Clemens. Damit fahre die Region zwischen Bigge und Lenne vorneweg, freut sich Frank Feldmann. Während sonst oft Metropolen wie Hamburg oder Köln Trendsetter seien, „sind wir die E-Bike-Region Nr. 1“, sagt der Olper Rad-Händler und beruft sich dabei auf Branchendaten.
Teilnehmer für Studie gesucht
  • Bewegung, also auch radeln, ist gesund. Wie gesund, soll eine Studie zeigen.
  • Die Medizinische Hochschule Hannover startet eine Untersuchung zum Thema „E-Bikes und Gesundheit“. Dazu werden Teilnehmer gesucht.
  • Mitmachen können Neukäufer eines E-Bikes (bis 25 km/h) ab 18 Jahren.
  • Unter den Teilnehmern wird ein E-Bike im Wert von 3499 Euro verlost.
  • Infos und Anmeldung: Institut für Sportmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Tel. 0176/1532-7113, E-Mail: sportmedizin-ebike@mh-hannover.de
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