Arbeitsmarkt und Kreispolitik Themen beim „Olper Stammtisch“ der IHK
„Wie ein Tsunami“
- Kreis Olpe, 11.10.2020
Olpe. „Corona hat uns mit der Dynamik eines Tsunami überrollt. Mit der Pandemie schnellten die Arbeitslosenzahlen in die Höhe. Von einem Moment auf den anderen sah unsere Arbeit anders aus!“ Eindrucksvoll schilderte Daniela Tomczak beim „Olper Stammtisch“, wie die von ihr geleitete Agentur für Arbeit Siegen mit der Krise seit März umgegangen ist.
Die statistischen Auswertungen zeigten zum einen, dass es schon im vergangenen Herbst, also vor Einsetzen der Corona-Krise, zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit gekommen sei. „Das deutet auf strukturelle Probleme hin, deren Auswirkungen durch Corona zwar massiv verstärkt, aber nicht verursacht wurden“, erläuterte Tomczak.
Zum anderen machten die aktuellen Zahlen Hoffnung, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt wieder entspanne. Dabei sei der Rückgang der Arbeitslosigkeit von August auf September im Kreis Olpe mit 6,8 Prozent mehr als doppelt so deutlich ausgefallen wie im Landesdurchschnitt (3,3 Prozent).
Bewährt habe sich das Kurzarbeitergeld, unterstrich Daniela Tomczak. 19 Milliarden Euro lässt sich der Bund den Einsatz dieses arbeitsmarktpolitischen Instrumentes kosten. „Das ist gut angelegtes Geld. Ansonsten läge die Arbeitslosigkeit deutlich höher“, so die Leiterin der Agentur für Arbeit.
Leichte Entspannung zeichnet sich auf dem Stellenmarkt ab. Die Arbeitgeber im Kreis Olpe melden trotz der Krise wieder mehr Stellen. Allerdings: Auch die Zahl der Ausbildungsbewerber sinkt. Dies hänge mit der demografischen Entwicklung zusammen, aber auch mit dem verbreiteten Trend zu höheren Bildungsabschlüssen.
Eine Entwicklung, die auch die IHK mit Sorge beobachtet. Hier befänden sich die Wirtschaftsorganisationen in einem gewissen Dilemma, erläuterte Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener. In der öffentlichen Diskussion entstehe der Eindruck, die Wirtschaft ziehe nach dem Lockdown wieder kolossal an.
„Das können wir nach unseren Erhebungen nicht in Gänze bestätigen, schon gar nicht in der Industrie. Für die Wirtschaftsorganisationen ist es ein Spagat, hier die richtige Tonlage zu treffen.“
Corona habe die Arbeit der letzten Monate bestimmt. Trotz fehlender Ressourcen sei es der Verwaltung dank engagierter Mitarbeiter gelungen, die Herausforderungen gut zu meistern. Mit Blick auf die kommenden Monate zeigte sich Theo Melcher besorgt: „Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass die Pandemie uns noch richtig viele Probleme bereitet!“
Dabei stünde der Kreis auch vor anderen wichtigen Aufgaben. Es gelte, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Gesellschaft in das digitale Zeitalter finde. Dazu gehöre auch, diese Prozesse in den öffentlichen Behörden zu beschleunigen.