Apotheker diskutieren mit Matthias Heider
Gekipptes Boni-Verbot für Medikamente
- Kreis Olpe, 06.01.2017

Kreis Olpe. Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 19. Oktober 2016 ist es ausländischen Versandapotheken erlaubt, auf verschreibungspflichtige Arzneimittel Boni zu gewähren. Das ist innerhalb Deutschlands nicht gestattet, weil alle Patienten sich darauf verlassen können sollen, dass bundesweit dieselben Preise gelten. Dass das EuGH-Urteil die flächendeckende Arzneimittelversorgung und darüber hinaus berufliche Existenzen gefährdet, haben sechs Apotheker jetzt stellvertretend für ihre Kollegen im Kreises Olpe dem Bundestagsabgeordneten Dr. Matthias Heider (CDU) erläutert.
Dass die Bundesregierung 2004 ein Festhonorar zur Senkung der Arzneimittelkosten auf verschreibungspflichtige Medikamente eingeführt hatte, gab Thorsten Dunckel (Johannis-Apotheke, Lennestadt-Grevenbrück) zu bedenken. „Viele Gemeinwohlaufgaben der Apotheken, die für sich genommen nicht rentabel sind, werden damit subventioniert”, so Dunckel weiter. Zudem verwies Dr. Markus Junker (Alte Apotheke, Finnentrop) auf den Nacht- und Notdienst der Apotheken an 365 Tagen im Jahr, auf die Bevorratung mit Notfallmedikamenten und Gegengiften, auf die Versorgung mit starken Schmerzmitteln beispielsweise in der Versorgung von Palliativpatienten und auf die Herstellung von Individualrezepturen wie z.B. Kapseln, Zäpfchen, Salben oder Lösungen.
Dr. Matthias Heider betonte, die Sorgen der Apotheker nachvollziehen zu können. Der CDU-Politiker stellte einen Zusammenhang zwischen dem EuGH-Urteil, freiem Warenverkehr in Europa und dem sich rasant entwickelnden Online-Handel her. „Dass der EuGH den freien Warenverkehr in Europa verteidigt, ist verständlich. Wir müssen aber auch die Auswirkungen auf unsere Apotheken und den Service vor Ort in Deutschland betrachten.” Auch habe Bundesgesundheitsminister Gröhe den akuten Handlungsbedarf erkannt und bereits einen Entwurf für ein Gesetz zum Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln vorgelegt, so Heider.
Ulf Ullenboom (Apotheke am Markt, Olpe) dankte Dr. Heider für die Einladung zu dem Gespräch und stellte zum Abschluss die bundesweite Unterschriftenaktion „Gesundheitssystem in Gefahr!” vor. Dr. Heider begrüßt die Aktion: „Hoffentlich finden viele Menschen den Weg in die Apotheke, um sich über die Problematik informieren zu lassen, und werden durch die Aktion motiviert, sich mit ihrer Unterschrift für den Erhalt unseres bewährten Apothekensystems zu engagieren."