Apotheken vor Ort stärken: Unverzichtbarer Teil des Gesundheitssystems

Arzneimittelengpässe, geringe Vergütung, Fachkräftemangel


Blick hinter die Kulissen: Apotheker Jörg Lehmann erläutert der SPD-Abgeordneten Christin-Marie Stamm die Herausforderungen der Apotheken. von AVWL
Blick hinter die Kulissen: Apotheker Jörg Lehmann erläutert der SPD-Abgeordneten Christin-Marie Stamm die Herausforderungen der Apotheken. © AVWL

Kreis Olpe/Attendorn/Münster. Verkürzte Vergütung, teilweise hohe Vorfinanzierung der Medikamente, unentgeltliches Management der Arzneimittellieferengpässe und Fachkräftemangel - es wird eng für die Apotheken vor Ort und damit auch für die Patienten.


Ein Verschwinden der Apotheken hält Jörg Lehmann, Attendorner Apotheker und Bezirksgruppenleiter des Apothekerverbandes Westfalen Lippe, für nicht unwahrscheinlich, wie er im Gespräch mit der SPD-Landtagsabgeordneten Christin-Marie Stamm erklärte.

Zu Februar sei die Vergütung der Apotheken durch den Bundesgesetzgeber gekürzt worden, um die Finanzierungslücke der gesetzlichen Krankenkassen zu decken, erläuterte er der Abgeordneten.

Das Apothekenhonorar sei in den vergangenen 20 Jahren nur ein einziges Mal um gerade mal drei Prozent erhöht worden, bei steigenden Kosten und hoher Inflation sei das Honorar mithin real deutlich geschrumpft.

Vorfinanzierung hochpreisiger Arzneimittel

Für hochpreisige Arzneimittel müssten Apotheken teils fünfstellige Wareneinsätze pro Arzneimittelpackung vorfinanzieren. Sie trügen das Risiko, dass die Krankenkassen diese Beträge am Ende nicht erstatteten, sondern die Apotheken wegen kleinster Formfehler auf dem Rezept in Regress nähmen.

Zugleich müssten die Apotheken vor Ort einige Leistungen unentgeltlich erbringen – nicht zuletzt das Management der Arzneimittellieferengpässe. Circa eine Stunde Zeit müsse eine Fachkraft aufbringen, um eine Lösung für Patienten zu finden, deren Arzneimittel nicht verfügbar sind. „Jeder Patient täte gut daran, die Apotheke vor Ort zu stärken“, betonte Lehmann.

Fachkräftemangel und Nachfolgeprobleme

Fachkräfte sind in den Apotheken vor Ort ebenfalls knapp. AVWL-Geschäftsführer Bernd Rademacher forderte einen zweiten Studienstandort in Westfalen-Lippe. „An der Universität Münster, dem einzigen Studienstandort in Westfalen-Lippe, können für den Personalbedarf in den Apotheken vor Ort nicht genügend Pharmazeuten ausgebildet werden.“

Nahezu jeder dritte Apothekeninhaber in Westfalen-Lippe sei älter als 60 Jahre und gehe in den kommenden Jahren in Ruhestand. Nachfolger zu finden sei sehr schwierig, gerade im ländlichen Südwestfalen. Er fordert eine auskömmliche Vergütung, verlässliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit für Apotheken.

Die SPD-Politikerin Christin-Marie Stamm will diese Sorgen mit in ihre Fraktion nach Düsseldorf tragen. „Die Apotheken vor Ort sind ein unverzichtbarer Teil unseres Gesundheitssystems“, erklärte sie.

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