Apotheken im Kreis kritisieren Gesetzentwurf des Bundestags

Protesttag am 14. Juni


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Symbolfoto. von Nils Dinkel
Symbolfoto. © Nils Dinkel

Olpe/Münster. Vor der ersten Beratung des Engpässe-Gesetzes im Bundestag am Mittwoch, 24. Mai, warnen die Apotheken im Kreis Olpe davor, dass sich die Arzneimittelversorgung der Menschen weiter verschlechtert. Mit einem Protesttag wollen sich Apotheker in Westfalen-Lippe gegen Missstände wehren und am Mittwoch, 14. Juni, ihre Apotheken geschlossen halten.


„Engpässe werden auch nach Verabschiedung dieses Gesetzes auf absehbare Zeit die Tätigkeit in der Apotheke vor Ort bestimmen. Jedoch werden die Möglichkeiten, im Falle von Lieferproblemen Alternativen für die Patienten zu finden, durch den Gesetzentwurf eher beschränkt als verbessert“, kritisiert Ulf Ullenboom, Vorsitzender der Bezirksgruppe Olpe im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL).

Auch löse das Gesetz keines der weiteren akuten Probleme, die die pharmazeutische Versorgung durch ein flächendeckendes Apothekennetz gefährden.

Apotheken schließen einen Tag

Auf diese enormen Risiken und Nebenwirkungen der Gesundheitspolitik der Bundesregierung wollen die Apotheken im Kreis Olpe mit einem Protesttag aufmerksam machen. Am Mittwoch, 14. Juni, werden deshalb viele Apotheken geschlossen bleiben.

„Die Notdienstapotheken stehen hingegen bereit, um den Patienten bei akuten Problemen zu helfen“, sagt Ulf Ullenboom. Planbare Medikationen sollten die Kunden jedoch an den Vortagen oder danach in ihrer Apotheke abholen.

Patienten leiden mit

„Wir protestieren vor allem auch für unsere Patientinnen und Patienten“, so Ullenboom weiter. „Sie sind ebenso Leidtragende, wenn Arzneimittel zunehmend knapp werden und das flächendeckende Apothekennetz ausdünnt.“

Denn nur die Apotheken vor Ort versorgten die Patienten im Nacht- und Notdienst, stellten bei Bedarf individuelle Rezepturen her und fänden im Falle von Engpässen, aber auch bei Neben- und Wechselwirkungen oder anderen Problemen mit der Arzneimitteltherapie Lösungen, oft im direkten Austausch mit dem behandelnden Arzt.

„Die Vergütung für all diese Leistungen ist aber nicht mehr auskömmlich“, so Ulf Ullenboom. Diese sei in den vergangenen 20 Jahren nur ein einziges Mal um wenige Cent erhöht und in Zeiten steigender Energiepreise und hoher Inflation sogar gekürzt worden. „Das können wir nicht mehr länger durch Einsparungen kompensieren.“

Versorgungssicherheit stärken

Optimistischere Worte kommen dagegen aus dem Bundestag selbst. Das Gesetz solle die Versorgungssicherheit in Deutschland stärken und sei auch eine Reaktion auf die Engpässe, die im letzten Winter auf dem Höhepunkt der RSV-Welle auftraten, heißt es in einer Pressemitteilung der SPD-Bundestagsabgeordneten Nezahat Baradari.

„Wir wollen mit diesem Gesetz dafür sorgen, dass wir im kommenden Winter, in dem erneut eine schwere RSV-Welle erwartet wird, aber auch darüber hinaus nie wieder in so eine Situation geraten“, so Nezahat Baradari, Kinderärztin und als Bundestagsabgeordnete Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages.

Nezahat Baradari, MdB. von Nezahat Baradari
Nezahat Baradari, MdB. © Nezahat Baradari

Das Gesetz sieht unter anderem vor, Preisregeln für Kinderarzneimittel zu lockern, Antibiotika mit Wirkstoffproduktion in Europa bei Ausschreibungen zu bevorzugen und den Austausch nicht vorrätiger Medikamente durch wirkstoffgleiche Arzneimittel zu erleichtern. Außerdem soll in Zukunft eine dreimonatige Lagerhaltung von rabattierten Arzneimitteln vorgeschrieben werden, um kurzfristig auf Nachfragespitzen reagieren zu können.

„Im parlamentarischen Prozess wird es nun nach Konsultationen mit Fachleuten noch Ergänzungen und Änderungen geben. Ich bin zuversichtlich, dass wir am Ende ein Gesetz haben werden, dass die Lieferengpässe perspektivisch beseitigt“, so Baradari.

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