Anita Jung vom Langeneier Gemüse-Kollektiv erklärt Weg in Selbstversorgung

LP-Serie: Ernährung bunt und gesund


  • Kreis Olpe, 26.05.2021
  • Verschiedenes
  • Von Nils Dinkel
    Profilfoto Nils Dinkel

    Nils Dinkel

    Redaktion


    E-Mail schreiben
Topnews
Anita Jung vom Gemüsekollektiv Langenei gibt Tipps für den Einstieg in die Selbstversorgung. von Nils Dinkel
Anita Jung vom Gemüsekollektiv Langenei gibt Tipps für den Einstieg in die Selbstversorgung. © Nils Dinkel

Langenei. Seit fünf Jahren gibt es das Gemüse-Kollektiv an der Karlshütte in Langenei. Anita Jung und ihr sechsköpfiges Team sind Selbstversorger. Vom Blattsalat bis zur Tomate: Hier bekommen Pflanzen im Innen- und Außenbereich die nötige Fürsorge – von der Aussaat bis zur Ernte. Anita Jung, die die Idee für dieses Projekt hatte, gibt einige Tipps für den Einstieg in die Selbstversorgung.


„Selbstversorgung ist ein unendliches Gebiet. Ebenso unendlich ist jedoch auch die Vielfalt, die das Gemüse auf den Teller bringt“, so die Diplom-Agrar-Ingenieurin und Umwelt-Pädagogin. Mit einer 240 Quadratmeter großen Fläche kann eine vierköpfige Familie ihren Jahresbedarf an Gemüse und Salat decken.

„Das wichtigste ist jedoch“, erzählt Anita Jung, „Gärtner brauchen Geduld. Und in diesem Jahr besonders. Die Eisheiligen sollten in jedem Falle abgewartet werden. Es wächst nicht in der Kälte. Abzuwarten, bis genügend Bodenwärme vorhanden ist, ist das A und O.“

Einstieg lohnt sich immer

Der Einstieg in die Selbstversorgung lohne sich immer – auch wenn nur wenig Platz zur Verfügung stehe. In einem kleinen Garten könnte mit einem Hochbeet, auf einem Balkon mit einem Vertikalgarten gearbeitet werden. Kreativität sei gefragt, so Anita Jung.

Bildergalerie starten
Anita Jung vom Gemüsekollektiv Langenei gibt Tipps für den Einstieg in die Selbstversorgung.

Hier lohne sich manchmal auch ein Blick in den Keller: „Bei mir kommen alte Waschbecken, Rohre oder ein Entsafter zum Einsatz“, erzählt Anita Jung. Brotkisten oder Europaletten seien etwa für ein Hochbeet ideal. Eine ausrangierte Fahrradtasche könne beispielsweise mit Erde befüllt, über das Balkongeländer gehängt und für Gurken genutzt werden.

Wichtiger sei, darauf zu achten, dass die Erde frei von Torf ist. „Torfabbau ist wenig ökologisch. Für Torf muss Moor zerstört werden. Das ist aus CO2-Sicht eine Katastrophe. Viele wissen das nicht“, so die Biogärtnerin.

Anita Jung rät zu Biosaatgut

Für die Aussaat sollte abgemagerte Aufzuchterde, ansonsten Kompost- oder Hochbeeterde, genutzt werden. Beim Saatgut sollte man nicht sparen und Biosaatgut verwenden. „Die Pflanzengesundheit ist bei hohem Geschmack besser. Außerdem lassen sich hieraus neue Samen für das nächste Jahr ziehen“, erklärt Anita Jung.

Man sollte gezielt Samen setzen und nach Bedarf, gegebenenfalls nach 14 Tagen weitere aussähen. Einfach seien für Einsteiger etwa Pflücksalate wie Lolo Rosso und Ochenzungen. „Aber auch Rote Beete, Gemüsefenchel und Staudensellerie wachsen ohne viel Zutun.“

Es sei darauf zu achten, die Pflanzen nicht willkürlich zu mischen. „Gurken und Tomaten darf man nie mischen. Eine der beiden Sorten wird krank“, erzählt Anita Jung. Andererseits gebe es auch Pflanzen, die miteinander harmonieren. „Karotten sollten beispielsweise immer mit Zwiebeln gemischt werden!“

Selbst gemachte Brühen als Düngemittel

Als Düngemittel empfiehlt Anita Jung aus Brennsesseln gemachten Brühen Wichtig sei, regelmäßig die Erde zu lockern. „Das beschleunigt das Wachstum erheblich“, so der Tipp der Expertin. Hierfür empfiehlt sie einen Sauzahn, da die Wurzeln keinen Schaden nehmen.

Bildergalerie starten
Anita Jung vom Gemüsekollektiv Langenei gibt Tipps für den Einstieg in die Selbstversorgung.

„Und die richtige Bewässerung? Beim Einpflanzen muss natürlich gegossen werden. Aber die Wurzeln suchen sich ihren Weg. Dauerndes Wässern hält die Pflanze in Abhängigkeit“, so Anita Jung. Gerade im Außenbereich sollte man bei der Bewässerung also eher sparen.

Infokasten:

Das Gemüsekollektiv in Langenei wird derzeit sechs Menschen aktiv bewirtschaftet. In einem der beiden Gewächshäuser wachsen ausschließlich Tomaten mit derzeit zehn verschiedenen Sorten. Im zweiten Gewächshaus wachsen unter anderem Gurken, Paprikaschoten und Auberginen.

Auf dem Außengelände sollen Gemüsesorten wie Erbsen, Bohnen, Kohl und Zucchini sowie Kürbis und Salat wachsen. Die Gesamtfläche beläuft sich auf etwa 900 Quadratmeter.

„Das ist Leidenschaft. Ich bin jeden Tag hier. Wenn ich nicht hier bin, werde ich nervös“, sagt Anita Jung. Im großen Gewächshaus ist ein Wohnzimmer eingerichtet, wo Seminare, Vorträge und Konzerte stattfinden können.

Artikel teilen: