Als das Hochwasser kam: Große Solidarität trotz eigener Schäden

LP-Randnotizen


  • Kreis Olpe, 17.07.2021
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  • Von Nicole Voss
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 von Grafik: Sarah Menn
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Kreis Olpe. Nanu, was ist los? In der Dusche gluckert's. Erste Erkenntnis: Irgendwas stimmt hier nicht. Ab in den Keller. An der Waschmaschine angekommen, sitzt der erste Schrecken tief: Durch den eigentlichen Abfluss sprudelt das Wasser in Windeseile in den Keller. Schnell alle Familienmitglieder mobilisiert.


Mit Schrubbern versuchen wir der Wassermenge Herr zu werden. Die Eimer stehen bereit. Jeder füllt so schnell er kann seinen Eimer und schüttet den Inhalt auf die Wiese.

Selbst der Dreijährige ist voll dabei und füllt seinen Sandkasteneimer, um mitzuhelfen. Er hat sogar Spaß dabei. Wir nicht. Nach einiger Zeit müssen wir einsehen, dass wir chancenlos gegen die Wassermassen sind.

Was nun? Erstmal zum Telefon greifen, Bauer Peter Steinhoff anrufen und nach einer Pumpe fragen. Keine zehn Minuten später steht er schon mit der Pumpe und Sandsäcken vor der Tür.

Ein Schnäpschen zum Aufwärmen

Nicht nur er, auch andere leihen ihre Pumpen aus, bringen Säcke oder kommen aus anderen Orten und sorgen mit Hacke und Schüppe für den Abfluss des Wassers. Ein Blick entlang der Straße, auf der ich mehr als knöcheltief im Wasser stehe, zeigt: Es betrifft auch die Nachbarn.

Alle rennen mit vollen Wassereimern hin und her und es sind gefühlt überall Pumpen zu hören. Verschont blieben einige wenige, die dann tatkräftig bei anderen mit abpackten.

Die Solidarität ist groß. Kaum die eigene Situation im Griff, wird den Nachbarn Hilfe angeboten. In den Abendstunden gibt es mancherorts auch ein Schnäpschen - zum Aufwärmen und um den Stress zu vergessen.

Danke für die Solidarität

Erschreckenderweise gibt es aber auch die, die ihr Auto anhalten, das Smartphone zücken, Videos drehen und den Schaden anderer bestaunen, anstatt ihre Hilfe anzubieten. Und diejenigen, die das Gaspedal durchtreten und dafür sorgen, dass man endgültig ganz nass ist. Beschämend, so ein Verhalten.

Die erste Wut über diese Gedankenlosigkeit verfliegt. Es gibt ja andere Herausforderungen. Am nächsten Tag: Einiges (Möbel, Regale, Erinnerungen) sind zerstört und müssen zum Sperrmüll-Sammelpunkt an der Elsper Schützenhalle gebracht werden, den die Stadt Lennestadt freundlicherweise kostenlos abholt.

Der Rest des Wassers muss aus dem Keller und die Räume müssen richtig durchgelüftet werden. Der materielle Schaden ist bedauerlich. Aber einige andere hat es noch schlimmer getroffen. Neue Einrichtungen (Kinderzimmer in neuen Häusern) sind zerstört und in der Hausratversicherung sind Elementarschaden nicht abgesichert.

Doch erfreulicherweise hat hier, trotz des wirklichen schlimmen Ausmaßes, niemand physischen Schaden erlitten. Der Kreis Olpe hat keine Toten zu beklagen und die Helfer von Feuerwehr, THW, DLRG und DRK sind hoffentlich alle unversehrt wieder nach Hause zurückgekehrt. Mein Dank gilt allen - auch den vielen Freiwilligen - die mitgeholfen und Solidarität bewiesen haben.

Nicole Voss

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