Alle Hoffnungen des Handels ruhen auf dem Weihnachtsgeschäft

Zwiespältiges Bild im IHK-Einzelhandelsausschuss


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Symbolfoto Einkaufen, Shopping von Pixabay.com
Symbolfoto Einkaufen, Shopping © Pixabay.com

Kreis Olpe/Siegen. Während die einen Einzelhändler eine – teils sogar deutliche – Kaufzurückhaltung merken, verspüren andere nicht mal eine Konsumkrise im Einzelhandel. Dieses zwiespältige Bild zeichneten die Mitglieder des Einzelhandelsausschusses der IHK Siegen. Für Steffen Baumhoff, Autohaus-Inhaber aus Lennestadt, beispielsweise verlief das „Geschäft bis Oktober sehr zufriedenstellend. Aktuell verspüren wir eine deutliche Zurückhaltung, sind aber noch nicht sicher, ob diese jahreszeit- oder konjunkturbedingt ist.“


Begleitet werde das von „unglaublichen Lieferproblemen des VW-Konzerns“, bestätigte Jost Schneider aus Siegen. Der Auftragsbestand sei dreimal so hoch wie unter normalen Umständen. Was das Tagesgeschäft aber „sehr schwierig“ mache, sei die Tatsache, „dass Fahrzeuge gegebenenfalls gar nicht mehr gebaut werden“, deutete der IHK-Vizepräsident auf die Halbleiterknappheit.

Luxusgüter weniger gefragt

„Kameras sind Luxusgüter. Und auf die kann man notfalls verzichten“, stellte Martin Achatzi vom Canon Shop Achatzi nüchtern fest. Entsprechend sinke die Kauflaune in diesem Segment. Im Geschäft seiner Frau, Geschenkartikel und Wohnaccessoires, gelte unter den Kunden nach wie vor das Motto: „Wir gönnen uns noch mal was.“ Bis auf Weiteres. „Erst im kommenden Frühjahr wird man sehen, wie die Weichen für die Zukunft gestellt werden.“

Auch Tim Weissner stellte eine „deutliche Kaufzurückhaltung“ bei den Luxusgütern wie Handtaschen fest. „Teure Teile wurden sogar mitunter umgetauscht.“ Bei Koffern und Schultaschen wurde bei Leder Jaeger derweil eine „leichte Steigerung“ verzeichnet. Ein guter Teil des Geschäfts verlagere sich jedoch ins Onlinegeschäft.

Durchschnittsbon hat sich reduziert

„Ein sehr, sehr differenziertes Bild“ zeichnete Jörg Dornseifer aus Hünsborn. „Wir kommen von einem vergleichsweise hohen Niveau.“ Vor diesem Hintergrund habe sich in seinen Lebensmittelmärkten jedoch der Durchschnittsbon reduziert. Die Kunden beschränkten sich eher auf das Notwendige. Konkret berichtete er von einem 20-prozentigen Minus unter anderem bei Bio-Produkten, Fisch und Floristik – „alles, was in Richtung Luxus geht“.

All den derzeitigen Beobachtungen zum Trotz – „wir können alle nur auf ein gutes Weihnachtsgeschäft hoffen“, fasste Ausschussvorsitzender Wolfgang Keller zusammen. „Es kann auch sein, dass viele Kunden sich derzeit noch zurückhalten, um sich und ihren Familien zu Weihnachten etwas gönnen zu können. Hoffen wir es.“ Gleichwohl musste auch er vor dem Hintergrund von Energiepreisschock und nach wie vor gestörten Lieferketten feststellen: „So wenig vorhersagbar wie dieses Jahr war das Weihnachtsgeschäft noch nie.“

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