Aktionstag „Schichtwechsel“ bringt alle an einen Tisch

„Dankbar für den neuen Blickwinkel“


Der Aktionstag „Schichtwechsel“ ermöglichte Vertretern aus Politik und Wirtschaft einen Blick in die Tätigkeiten der Werthmann-Werkstätten - und umgekehrt. von Werthmann-Werkstätten
Der Aktionstag „Schichtwechsel“ ermöglichte Vertretern aus Politik und Wirtschaft einen Blick in die Tätigkeiten der Werthmann-Werkstätten - und umgekehrt. © Werthmann-Werkstätten

Kreis Olpe. Die Aufregung war groß – bei allen Beteiligten. Schließlich taucht man nicht alle Tage in das berufliche Leben anderer Leute ein und wechselt die Perspektive. Doch wenn Drolshagens Bürgermeister Ulrich Berghof sich und Heike Schrage augenzwinkernd als „Team Hauswirtschaft“ betitelt und jene im Rathaus kurzzeitig den „Chefsessel“ einnehmen darf, ist das Eis schnell gebrochen. So ging es auch allen anderen Teilnehmern des Aktionstages „Schichtwechsel“.


Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesundheitswesen tauschten für einen Tag mit Beschäftigten der Werthmann-Werkstätten des Caritasverbandes Olpe die Wirkungsstätte. Der „Schichtwechsel“ als bundesweite Initiative der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM) bot den Teilnehmern neue Perspektiven auf das Thema Teilhabe am Arbeitsleben,

„Mir war gar nicht klar, was hier in seiner Vielfältigkeit und Qualität Tolles geleistet wird“, brachte es Bernd Clemens, Bürgermeister der Gemeinde Wenden nach einem ersten Rundgang in den Abteilungen Olpe und Welschen Ennest der Werthmann-Werkstätten auf den Punkt.

Bild verschafft

So wie ihm ging es auch seinen Mitstreitern vom „Schichtwechsel“. Auch Ulrich Berghof (Bürgermeister der Stadt Drolshagen), Dr. med. Gereon Blum (Geschäftsführer der GFO-Kliniken Südwestfalen) sowie Dr. Roland Blumenthal (Betriebsleiter der Firma Gebr. Kemper GmbH & Co. KG) nutzten den Tag, um in die Arbeitsbereiche von Menschen mit Behinderungen an den beiden Standorten einzutauchen.

Von der hohen Qualität der Arbeitsvorgänge bei „Digital Plus“ konnte sich jetzt Wendens Bürgermeister Bernd Clemens dank fachkundiger Anleitung von Jennifer Troester ein Bild machen. von Werthmann-Werkstätten
Von der hohen Qualität der Arbeitsvorgänge bei „Digital Plus“ konnte sich jetzt Wendens Bürgermeister Bernd Clemens dank fachkundiger Anleitung von Jennifer Troester ein Bild machen. © Werthmann-Werkstätten

Nicht zuletzt auch, um sich ein Bild von den Tätigkeiten und dem wertschätzenden Miteinander vor Ort zu verschaffen. Schließlich halten sich in der öffentlichen Debatte noch immer viele Klischees über Werkstätten für behinderte Menschen. „Dank dieses Perspektivwechsels können die Beteiligten jetzt besser verstehen, was in einer Werkstatt wirklich geleistet wird“, so Andreas Mönig, Leiter der Werthmann-Werkstätten des Caritasverbandes.

Getreu dem Motto „Arbeit möglich machen“ werde nicht nach den Defiziten, sondern immer nach den Fähigkeiten und Kompetenzen jedes Einzelnen geschaut, erläuterte Mönig. „Wir passen die Arbeit an den Menschen an, nicht umgekehrt. Jeder Beschäftigte soll seiner Tätigkeit mit Zufriedenheit nachgehen können und daraus einen Mehrwert ziehen“.

Leuchtende Beispiele bringen Arbeit näher

Leuchtendes Beispiel sind Jennifer Troester, Martina Heimberg, Heike Schrage und Alexander B., die am Aktionstag teilnahmen und mit viel Freude ihre präzisen Arbeitsabläufe in den Bereichen der digitalen Archivierung, Hauswirtschaft und Montage ihren Schichtwechsel-Partnern „von extern“ näherbrachten. Umgekehrt erhielten die Menschen mit Behinderung einen ersten Eindruck von der Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.

Sie konnten Erfahrungen sammeln, die helfen, sich und ihre eigenen Fähigkeiten besser kennenzulernen. Eine Win-Win-Situation für alle Teilnehmer. Da überraschte es wenig, dass am Arbeitsplatz der Beschäftigten Jennifer Troester und Alexander B., die Bernd Clemens und Dr. med. Gereon Blum mit großem Know How in die präzise digitale Archivierung einwiesen, öfter mal ein anerkennendes „Wow“ zu hören war.

Immer auf Partnersuche

Begeistert von den sehr gut strukturierten Arbeitsprozessen und dem Qualitätsniveau der Ergebnisse und Produkte in den jeweiligen Arbeitsbereichen zeigten sich auch Ulrich Berghof und Dr. Roland Blumenthal. Dieser durfte sich dann auch gleich an der Montage eines Kemper-Eigenproduktes ausprobieren.

„Wir freuen uns, wenn unsere Beschäftigten die Chance erhalten, in Betriebe auf dem ersten Arbeitsmarkt reinzuschnuppern und Praktika absolvieren können“, so Andreas Mönig, der immer auf der Suche nach Partnern ist. Schon viele betriebsintegrierte Arbeitsplätze und zahlreiche sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse seien so inzwischen zustande gekommen.

Ihre Leidenschaft ist die Montage – auch beim Schichtwechsel in der Firma Gebr. Kemper GmbH & Co. KG in Olpe. Martina Heimberg hat das Absperrventil schnell zusammengebaut und die Dichtigkeitsprüfung vollzogen. von Werthmann-Werkstätten
Ihre Leidenschaft ist die Montage – auch beim Schichtwechsel in der Firma Gebr. Kemper GmbH & Co. KG in Olpe. Martina Heimberg hat das Absperrventil schnell zusammengebaut und die Dichtigkeitsprüfung vollzogen. © Werthmann-Werkstätten

Jennifer Troester kann sich vorstellen, die Werkstatt irgendwann zu verlassen und auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. „Das Wissen, in den geschützten Rahmen der Werkstatt zurückkehren zu können und hier aufgefangen zu werden, hilft mir, den nächsten Schritt zu gehen.“

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