Adrenalinkick „House Running“: 28 Meter senkrecht in die Tiefe
Selbstversuch in Köln
- Kreis Olpe, 14.08.2017
- Von Barbara Sander-Graetz
Barbara Sander-Graetz
Redaktion
Köln. „Was mache ich hier eigentlich?“ Diese Frage stelle ich mir, während das Adrenalin durch meine Adern schießt. Ich schaue auf meine Schuhe und denke, die hättest du auch mal putzen können. Doch geputzte Schuhe sind gerade mein kleinstes Problem. Ich stehe am Samstag, 12. August, auf dem Dach des Dorint Hotel in Köln und soll jetzt 28 Meter senkrecht die Fassade hinablaufen. „House Running“ nennt sich das. Hätte ich mal meine Klappe gehalten.
Zunächst lag der Gutschein auf meinem Schreibtisch. Er fiel mir immer mal wieder in die Hand. Ich müsste einen Termin machen, aber man hat ja immer so viel zu tun. Doch dann nahm ich die Sache in Angriff. Ich buchte für einen Samstagnachmittag im August. Da würde das Wetter sicher gut sein.
Ich melde mich in der Lobby des Hotels an. Hier warten schon einige andere Wagemutige auf ihren Weg vom Dach zum Boden. Julia am Empfang drückt mir einen Bogen in die Hand und will wissen, ob das Ganze gefilmt werden soll. Klar, wenn ich das schon mache, muss es auch dokumentiert werden.
Dann ist es soweit. In der Lobby bekommen wir die Gurte angeschnallt und überprüfen nochmals, dass unsere Hosen- und Jackentaschen leer sind. „Nicht dass jemand unten von Gegenständen getroffen wird, und auch Handys überleben den Sturz nicht“, erklären die beiden Frauen, die uns anschließend zum Dach begleiten.
Vor mir verschwinden ein junger Mann und anschließend seine Freundin über die Dachkante. „Sie sind so das klassische Alter“, erzählt er weiter. „Das machen meistens Menschen zwischen 20 und 30 Jahren.“ Na toll, da falle ich aber weit aus der Zielgruppe. „Oder es wird auch gern zu Junggesellenabschieden geschenkt und Frauen überraschen damit ihre Männer zu Geburtstag oder Weihnachten.“ Tja, oder wie in meinem Fall: Die eigene Familie haut es als kollektiv Geschenk raus.
Ich strecke dein Körper und die Beine durch, schaue nach unten und gehe los. Meine ersten Schritte sind wie die eines Roboters. Ich halte das Seil fest und komme damit nicht von der Stelle. Aber ich muss für den Film – mein „House Running“-Debüt wird ja schließlich gefilmt – nochmal über meine Schulter schauen. Und dann geht es los. Ich habe verstanden, dass das Seil zu mir ziehen muss, um vorwärts zu kommen – oder in diesem Fall abwärts.
Das Grinsen in meinem Gesicht verliere ich auch die nächste Stunde nicht. „House Running“ ist ein echter Kick, und ich bin sicher nicht das letzte Mal dabei gewesen. Danke, liebe Familie!