ABC-Zug bannt unsichtbare Gefahren
Für Spezialisten zählt Besonnenheit statt Schnelligkeit
- Kreis Olpe, 24.10.2016
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- Von Rüdiger Kahlke
Kreis Olpe. Wenn Jörg Baranek schlecht träumt, dann vielleicht so: Unfall auf der A 45. Aus einem Tankfahrzeug läuft Flusssäure aus. Ein Alptraum. „Wenn Sie davon einen Tropfen auf die Hand kriegen, geht der sofort durch", schildert Armin Fahrenkrog, Leiter der Feuerwehr Drolshagen, die extrem ätzende Wirkung. Jörg Baranek hat schon überlegt, ob er einen solchen Alarm ignorieren könnte. Theoretisch. Praktisch wäre der Leiter des ABC-Zuges dann gleich im Einsatzmodus.
Im Herbst 2015 haben sie einen Säure-Unfall auf der A 45 als Übung nachgestellt. „Da waren Einheiten aus der ganzen Region hier", sagt Baranek, der den Spezial-Zug mit Ingo Feldmann (Drolshagen) und den beiden Wendener Kollegen Lars Vorstadt und Stefan Kahler gemeinsam leitet. Selbst ein Zug mit 40 Einsatzkräften kommt bei Schadenslagen mit großen Mengen auslaufender Gefahrenstoffe an seine Grenzen. Dann muss TUIS ran. Die Abkürzung steht für Transport-Unfall-Informations-System. Dahinter stehen Spezialisten der Werksfeuerwehren der chemischen Großbetriebe. „Wenn wir mit unserem Latein am Ende sind, können wir darauf zurück greifen“, erläutert Baranek.
Ganz wichtig ist die Schutzausrüstung. Neun Chemikalien-Anzüge liegen griffbereit, in Taschen verpackt, im Container. Sie riegeln den Träger hermetisch von der Außenwelt ab. Kontakt gibt es dann nur per Funk. Der Einstieg in den Anzug für den Ausstieg aus der Gefahrenwelt ist schon eine Gemeinschaftsaktion: Zwei Helfer müssen assistieren. Sich in der Kunststoffmontur zu bewegen, sich dabei auch noch anzustrengen zu müssen, ist eine Tortur.
Die rollende „Spardose“ ist rot, groß, eckig und hat Räder. Kurz: Es ist ein veritabler Lkw mit Abroll-Container. Angeschafft haben ihn die vier Kommunen im Südkreis. Attendorn, Olpe, Drolshagen und Wenden haben die Kosten des Containers mit Spezialausrüstung für den ABC-Zug, insgesamt 160.000 Euro, gemeinsam gestemmt. Der Kreis hat das gebrauchte Trägerfahrzeug finanziert. Mit dem neuen System erübrigt sich für die Kommunen die Anschaffung eigener Gerätewagen für Gefahrgut, so Armin Fahrenkrog, Leiter der Feuerwehr Drolshagen. Die Stadt spare mit dieser Form interkommunaler Zusammenarbeit, die die Feuerwehr selbst initiiert hat, etwa 200.000 Euro, rechnet Fahrenkrog vor.
Info
· Der Wagen mit Abroll-Container des ABC-Zuges Bigge, zu dem die Kommunen Attendorn, Drolshagen, Olpe und Wenden gehören, ersetzt vier Fahrzeuge der Sorte „Gerätewagen Gefahrgut“, die jede Kommune für sich früher vorhielt. Im ABC-Zug „Lenne“ kooperieren Lennestadt, Finnentrop und Kirchhundem.
· Das Container-System ermöglicht flexible Einsätze. Die Ausrüstung kann an einen Einsatzort gefahren werden, während das Trägerfahrzeug für weitere Aufgaben eingesetzt werden kann.