5. Offene Heimat-Werkstatt des Kreisheimatbundes in Grevenbrück

Baukultur und Denkmalpflege


Teilnehmende der Heimat-Werkstatt in der Twiene – vor Fachwerk-, Bruchstein- und Ziegelhäusern. von privat
Teilnehmende der Heimat-Werkstatt in der Twiene – vor Fachwerk-, Bruchstein- und Ziegelhäusern. © privat

Kreis Olpe. Ziel der fünften Offenen Heimat-Werkstatt des Kreisheimatbundes Olpe war es, fast 300 Jahre Baukultur vor allem der Wohngebäude im Südsauerland kennen zu lernen. Beim Einführungsabend an der VHS haben Kunsthistorikerin Andrea Arens, Architektin Sabine Hengstebeck und Freiraumplanerin Dr. Roswitha Kirsch-Stracke erläutert, welche Arten von Informationen es zu älteren Gebäuden und ihrem Umfeld gibt und wo diese einzusehen sind.


Die Kommunalarchive Olpe und Lennestadt hatten dazu Beispielmaterial zur Verfügung gestellt – von Gebäudesteuerakten aus dem 19. Jahrhundert über Bauakten bis zum dreidimensionalen Architekturmodell aus den 1950er Jahren. Ein Überblick in Bildern aus dem gesamten Kreisgebiet führte in die relevanten Bauepochen des Südsauerlandes ein und bereitete den zweiten Abschnitt der Heimat-Werkstatt vor: einen Geländetag in Grevenbrück.

Wer in Grevenbrück von der „Twiene“ über den „Förder Platz“ und dann die „Kölner Straße“ bis zum Bahnhof läuft, kommt auf anderthalb Kilometern an Wohngebäuden aus fast 300 Jahren vorbei. Der Wandel des Ortes vom Bauerndorf Förde zum Bahnhofsdorf Grevenbrück brachte es mit sich, dass neben den alten, von heimischen Bau- und Zimmerleuten errichteten Fachwerkhäusern neuartige Gebäude ganz unterschiedlicher Stilrichtungen entstanden.
Steinbau löst Fachwerkbau ab
Die zunehmende Zahl an Ziegeleien und das Aufkommen der Ringöfen, mit denen die Kapazität an gebrannten Ziegeln deutlich erhöht wurde, führten dazu, dass seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert der Steinbau den Fachwerkbau ablöste und völlig neue Baustile die Ortschaften prägten. Geplant wurden zu dieser Zeit viele Gebäude vom damaligen Olper Kreisbaumeister Robert Rinscheid aus Bilstein und zunächst von auswärtigen Architekten.

So findet man an der Kölner Straße das „Fuhrmannshaus“ aus dem Jahr 1904 im Stil des Historismus. Das Alte Amtshaus von 1910 zeigt Blumengirlanden und weitere Verzierungen, die den Übergang zum Jugendstil markieren. Die Villa Dingerkus aus dem Jahr 1912 weist neobarocke Formen auf. Das Beamtenwohnhaus der Berg- und Hüttenwerke Grevenbrück, errichtet 1921 an der Kölner Straße 96, hat viel Ähnlichkeit mit „Arts-and-Craft“, der englischen Form des Heimatstils.

Und am Förder Platz zeigt der Ladenanbau am Haus Hille die Architektur der 1950er Jahre mit Spannbetondecke, Fassadenverkleidung aus Kleinmosaik und gebogenen Fensterscheiben in Messingrahmung.
Historische Zeichnungen und Fotografien
Da unter den Teilnehmenden der Heimat-Werkstatt einige Grevenbrücker waren, kam es immer wieder zu lebhaften Schilderungen und Diskussionen früherer Zustände und Geschehnisse. Höhepunkt und Abschluss des Geländetages war der Besuch des Hofensembles Schneider-Stens.

Engelbert Stens hatte für die Besucher historische Zeichnungen und Fotografien bereit gelegt, und die Bewohner Dietrich und Ludger Stens veranschaulichten eindrücklich, wie man ein historisches Gebäude im Einklang mit dem Denkmalschutz immer wieder den sich wandelnden Bedürfnissen der Bewohner anpassen kann – durch Umbauten im Inneren ebenso wie durch eine Photovoltaik-Anlage für den Eigenbedarf.
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