100 Jahre Blindenverein im Kreis Olpe: „Wir wollen nicht lockerlassen“

Jubiläumsfeier mit Hilfsmittelausstellung


  • Kreis Olpe, 30.05.2024
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Andreas Schmidt, Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenvereins im Kreis Olpe (rechts), und sein Stellvertreter Winfried Mockenhaupt (links). von Lorena Klein
Andreas Schmidt, Vorsitzender des Blinden- und Sehbehindertenvereins im Kreis Olpe (rechts), und sein Stellvertreter Winfried Mockenhaupt (links). © Lorena Klein

Kreis Olpe. Seit einem Jahrhundert macht sich der Blinden- und Sehbehindertenverein im Kreis Olpe stark für die Anliegen Betroffener. Doch für sie ist der Verein noch mehr: Treffpunkt, Raum für Austausch und Diskussionen, eine Anlaufstelle für Beratung. Dieses langjährige Engagement soll am Samstag, 8. Juni, gefeiert werden.


Keine Gründungsdokumente und kaum aussagekräftige Nachweise gibt es aus der Anfangszeit des Blinden- und Sehbehindertenvereins im Kreis Olpe. Nichts aus der Zeit der Nationalsozialismus. Geschäftsberichte aus den 1920er-Jahren sind es, die Aufschluss geben über die Ursprünge des Vereins. Und die liegen mittlerweile ein ganzes Jahrhundert zurück. „Eventuell wird der Verein sogar schon hundertundein Jahr alt“, so der Bezirksgruppenvorsitzende Andreas Schmidt.

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband wirkt bundesweit. Der Regionalverein Olpe ist eine von insgesamt 30 Bezirksgruppen im Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen.

Teilhabe im Mittelpunkt

„Wir sind die einzige Selbsthilfegruppe, die bundesweit vertreten ist“, betont Winfrid Mockenhaupt, stellvertretender Vorsitzender im Kreis Olpe. Entstanden ist die Initiative nach dem Ersten Weltkrieg, in dem zahlreiche Soldaten ihr Augenlicht verloren. Durch Splitter, Schüsse, Giftgas, zählt Andreas Schmidt auf: „Das war mit die größte Anzahl an Menschen, die sich zusammengetan und gesagt haben: Wir wollen auch am Leben teilhaben.“

Dieser Gedanke, diese Forderung, ist im Verein noch immer zentral. Denn auch, wenn sich im vergangenen Jahrhundert viel entwickelt hat, müssen Menschen mit Sehbehinderung noch immer Geduld und Hartnäckigkeit beweisen, wenn es um ihre Bedürfnisse geht, die von Sehenden nicht allzu selten übersehen werden.

Der Vorstand des Blinden- und Sehbehindertenvereins im Kreis Olpe: Andreas Schmidt, Winfrid Mockenhaupt, Nicole Beckmann mit Blindenführhündin Ayla, Frank Leifermann (von links) und Sabina Seithe (vorne). von privat
Der Vorstand des Blinden- und Sehbehindertenvereins im Kreis Olpe: Andreas Schmidt, Winfrid Mockenhaupt, Nicole Beckmann mit Blindenführhündin Ayla, Frank Leifermann (von links) und Sabina Seithe (vorne). © privat

Andreas Schmidt wünscht sich, dass Betroffene noch mehr mit ins Boot geholt werden: „Denn wir sind die Fachleute in unseren eigenen Angelegenheiten.“ Neben dem Einsatz für Teilhabe bietet der Olper Verein vor allem Austausch, Beratung und Unterstützung. An den drei Beratungsstellen von „Blickpunkt Auge“ steht der Verein auch Nicht-Mitgliedern und Angehörigen zur Seite.

Aktionen und Ausflüge stehen regelmäßig im Vereinskalender. Ob Museumsbesuch, Wanderung oder Ernährungsberatung – nur eben so, dass auch Menschen mit Sehbehinderung möglichst viel daraus mitnehmen können.

Austausch und Diskussion

Ein besonders wichtiger Termin: der Stammtisch an jedem zweiten Mittwoch eines Monats im Restaurant „Seeterassen“ in Sondern. Interessierte Nicht-Mitglieder können jederzeit dazustoßen. „Es ist eine fröhliche Veranstaltung, aber Probleme werden trotzdem ernstgenommen“, hebt Winfried Mockenhaupt hervor.

Diskussionen und unterschiedliche Standpunkte gehören ebenfalls dazu. So denken Winfrid Mockenhaupt (62), der im Kleinkindalter erblindete, und sein Vorstandskollege Andreas Schmidt (59), der bis zur Berufsausbildung normal sehen konnte, ganz unterschiedlich über das Thema Inklusion.

Besorgt blickt Mockenhaupt jedoch auf die Mitgliederzahlen. Im Kreis Olpe sind es derzeit 30, vor allem im höheren Alter. „Es herrscht eine sehr große Müdigkeit, was das Engagement angeht.“ Viele Betroffene, vermuten er und Andreas Schmidt, wissen nicht um die Vorzüge einer Vereinsmitgliedschaft. „Es ist sinnvoll, wenn man jemanden im Rücken hat“, weiß Mockenhaupt mit Blick auf die kleinen und großen Anliegen, die im Alltag mit einer Sehbehinderung aufkommen.

Interne Feier und Ausstellung für alle

Sein 100-jähriges Jubiläum feiert der Blinden- und Sehbehindertenverein im Kreis Olpe am Samstag, 8. Juni, im Olper Kolpinghaus. Um 10.30 Uhr beginnt eine interne Feier für geladene Gäste, an der unter anderem auch einige Ehrengäste aus der Politik teilnehmen werden. Am Nachmittag sorgt „Hedwig vom Himmelsberg“ für Unterhaltung. Parallel dazu öffnet von 13 bis 17 Uhr in einem separaten Raum des Kolpinghauses eine Hilfsmittelausstellung mit elektronischen Sehhilfen, Alltagshilfen und vielem mehr, bei der alle Interessierten willkommen sind.

„Es ist noch jede Menge zu tun“, weiß Andreas Schmidt. „Wir sind eine Randgruppe – die Welt ist für Sehende gemacht. Aber wir wollen nicht lockerlassen.“

Kontakt

Tel.: 02722/ 97 10 066

E-Mail: olpe@bsvw.de

Weitere Infos: https://www.bsvw.org/olpe/

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