1,70 statt knapp 1 Euro: „Das ist dann mal eben ein Sommerurlaub“
Heizölpreis schießt enorm in die Höhe
- Kreis Olpe, 08.03.2022
- Wirtschaft
- Von Wolfgang Schneider
Kreis Olpe. Der Heizölpreis schießt in schwindelerregende Höhen. War der Liter Heizöl bis unmittelbar vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges noch für unter einem Euro zu bekommen (bei einer 3.000-Liter-Bestellung), ist er seitdem enorm gestiegen und liegt am Dienstag, 8. März, bei 1,70 Euro. Wer jetzt Öl tanken muss, ist nicht zu beneiden, denn die besagte 3.000 Liter-Füllung kostet dann rund 2.100 Euro mehr als vor zwei Wochen. LokalPlus hat bei Brennstoffhändlern nachgefragt, wie die aktuelle Situation ist.
„Wir hatten sehr viele Aufträge in den vergangenen Wochen“, berichtete Bereichsleiterin Andrea Schulte-Kremer von der Raiffeisen Sauer-Siegerland in Attendorn. Angesichts der sich zuspitzenden Lage im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hätten Kunden in Erwartung steigender Preise schon vor Ausbruch des Krieges getankt.
Angesichts des derzeitigen Rekordpreises würden aber fast nur Kunden Heizöl ordern, deren Tanks fast leer seien. „Wer es nicht unbedingt braucht, der bestellt jetzt nicht“, so Schulte-Kremer. Angst, nicht genügend Heizöl zu bekommen, muss derzeit niemand haben: „Wir haben eine eigene Lagerhaltung. Die Mengen sind noch ausreichend“, so Schulte-Kremer.
Entschlussfreudig müssen allerdings sowohl Händler sein, die Öl ordern, als auch Kunden, die welches bestellen. Der am Telefon genannte Preis gilt nur während des aktuellen Telefonates. Erst Preise bei mehreren Händlern anfragen und sich dann irgendwann entscheiden – das ist derzeit angesichts der unberechenbaren Preisentwicklung nicht drin.
Eine rege Nachfrage verzeichnete in den vergangenen Tagen auch die Firma Kremer Energie in Grevenbrück. Ob die Kunden damit richtig lagen, aus Furcht vor noch weiter steigenden Heizölpreisen jetzt zu ordern? „Das muss jeder Kunde schon selbst für sich entscheiden. Zur weiteren Preisentwicklung können wir keine Prognosen abgeben. Das hängt auch immer davon ab, wie sich die Lage in der Ukraine entwickelt“, so eine Firmensprecherin. Lieferprobleme gebe es jedenfalls nicht.
„Die Preise sind wirklich extrem gestiegen. Die Mehrkosten gegenüber dem Jahresanfang entsprechen bei einer 3.000-Liter-Füllung dann mal eben einem Sommerurlaub. Das ist schon eine krasse Entwicklung“, berichtet ein Sprecher der Firma Roth Energie. Das mittelständische Energieunternehmen mit Hauptsitz in Gießen betreibt im Kreis Olpe vier Standorte in Finnentrop, Attendorn und Wenden.
Angesichts der sprunghaft gestiegenen Preise und der ungewissen weiteren Entwicklung habe sich das Verhalten der Kunden geändert: „Früher wurde über einen halben Cent Preisunterschied diskutiert. Aktuell diskutiert keiner mehr über den Preis, sondern bestellt, wenn er muss“, so der Sprecher.
Mit sieben eigenen Tanklagern hat Roth Energie den Vorteil, seine Preise verlässlich kalkulieren zu können: „Wir kaufen jeden Tag das nach, was wir verkauft haben. Deshalb gibt es für uns beim Einkauf kein Preisrisiko.“ Panikkäufe seien nicht notwendig, so der Sprecher: „Es ist genügend Ware da und niemand muss sich Sorgen machen, kein Öl zu bekommen.“
Kaufmotive gebe es derzeit eigentlich nur zwei: entweder man brauche dringend Heizöl oder man habe Angst, es werde noch teurer. Ob der Preis tatsächlich weiter steige, sei seriös derzeit kaum abschätzbar, so die Firma Roth. Das hänge entscheidend vom Kriegsverlauf und einem möglichen russischen Lieferstopp ab.