1,7 Millionen Euro für mehr Fachkräfte

„Zukunftssicherung der Region liegt uns am Herzen“


Im kommenden Jahr wird die IHK Siegen 883.000  Euro aufwenden, um weitere Projekte zur Fachkräftesicherung anzustoßen. Ein großer Teil davon soll in Ideen investiert werden, die die Qualität der Berufsausbildung langfristig verbessern oder zusätzliche Auszubildende gewinnen.
Im kommenden Jahr wird die IHK Siegen 883.000 Euro aufwenden, um weitere Projekte zur Fachkräftesicherung anzustoßen. Ein großer Teil davon soll in Ideen investiert werden, die die Qualität der Berufsausbildung langfristig verbessern oder zusätzliche Auszubildende gewinnen.

Die Industrie- und Handelskammer Siegen (IHK) wird 2016 noch einmal 883.000 Euro aufwenden, um Projekte zur Fachkräftesicherung anzustoßen. Das beschloss die Vollversammlung der Kammer am Dienstagabend, 15. Dezember. Zusammen mit den Mitteln, die dazu in den vergangenen eineinhalb Jahren bereits eingesetzt wurden, summiert sich die Förderung für diesen Zweck auf mittlerweile insgesamt 1,7 Millionen Euro.


IHK-Präsident Felix G. Hensel begründete die Entscheidung für die Förderung von insgesamt elf neuen Projekten so: „Die Zukunft unserer Region hängt davon ab, dass genügend Fachkräfte hier leben und arbeiten wollen. Diese Zukunft liegt uns am Herzen. Deshalb ist es vernünftig, hierfür erhebliche Finanzmittel in die Hand zu nehmen.“ Zugleich betonte der IHK-Präsident, die Kammer habe bereits im vergangenen Jahr sehr unterschiedliche Projekte initiiert und nach vorne gebracht. In diesem Zusammenhang nannte er etwa die Beratungsstelle Fachkräftesicherung, die IHK-Promotionsstipendien, die befristete Absenkung der Berufsbildungsgebühren sowie die Grundpraktika für Maschinenbaustudenten. Ein großer Teil des für 2016 vorgesehenen Budgets werde in Ideen investiert, die helfen sollen, die Qualität der Berufsausbildung langfristig zu verbessern oder zusätzliche Auszubildende zu gewinnen, zum Beispiel auch aus anderen Regionen.
Olpe: Mehr Ausbildungsplätze als Bewerber
Im Gegensatz zu Siegen-Wittgenstein und Olpe hat etwa das „Bergische Städtedreieck“ damit zu kämpfen, dass zu viele Jugendliche sich auf zu wenige Ausbildungsstellen bewerben. Umgekehrt gibt es insbesondere im Kreis Olpe bereits jetzt Unternehmen, die ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen können, weil sich niemand beworben hat. Deshalb sollen nächstes Jahr bis zu zehn Jugendliche aus dem Bergischen Land motiviert werden, ihre Ausbildung im Kreis Olpe zu starten. Damit das den Jugendlichen ein wenig leichter fällt, kümmert die IHK sich um die betreute Unterbringung in einem Internat und bietet dafür eine finanzielle Unterstützung. Felix G. Hensel: „Wir wollen auch hier neue Wege gehen. Die Unternehmen verbinden damit die Hoffnung, dass die Auszubildenden auch nach der Ausbildung hier bleiben.“
„Industrie 4.0“ als Thema
Doch es geht auch um inhaltliche Fragen der Berufsbildung. Ein Projekt soll sich damit beschäftigen, inwieweit sich die fortschreitende Digitalisierung auch in der gewerblich-technischen Ausbildung niederschlägt. Unter dem Stichwort „Industrie 4.0“ wird die verstärkte Internetanbindung in der Fertigung zusammengeführt. Die IHK wird der Frage nachgehen, ob und wie sich dies auf die Ausbildungsinhalte auswirken sollte. So ist denkbar, dass IT-Wissen als Zusatzqualifikation die Ausbildung ergänzt. IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener ist überzeugt, dass man diese Entwicklungen möglichst frühzeitig aufgreifen müsse: „Veränderte Produktionsbedingungen gab es immer mal wieder. Neu ist die Geschwindigkeit, mit der diese eingeführt werden. Darauf müssen wir reagieren, indem wir versuchen, zukünftig notwendige Kompetenzen vorwegzunehmen.“ Weitere Projekte beschäftigen sich mit der Frage, was Bachelor-Absolventen von ihren zukünftigen Arbeitgebern erwarten oder damit, den Erstsemestern der Universität Siegen die regionale Wirtschaft intensiver vorzustellen als dies bisher der Fall ist. Ein Trainee-Programm soll beschäftigungslosen Hochschulabsolventen erste praktische Berufserfahrungen vermitteln und sie damit noch besser für einen betrieblichen Einsatz vorbereiten.
Geld für Qualifizierung von Flüchtlingen
Weitere 150.000 Euro investiert die IHK zudem in die zielgerichtete Qualifizierung von Flüchtlingen in Siegen-Wittgenstein und Olpe. Diese sollen für einen schnellen Berufs- oder Ausbildungseinstieg fit gemacht werden. Mit insgesamt 40.000 Euro werden 2016 weitere Initiativen in Kindergärten und Schulen gefördert, die das Technik- und Wirtschaftsverständnis von Kindern stärken. „Wir hoffen, dass daraus später eine Art Sog in die gewerblich-technische Ausbildung entsteht“, begründete Felix G. Hensel das Engagement der Wirtschaft. „Hier steht zunächst der Spaß der Kinder am Entdecken im Vordergrund, erst in zweiter Linie wird sich dies hoffentlich auf die spätere berufliche Orientierung auswirken.“ Bereits 2015 wurden 33 Konzepte für Kinder mit insgesamt fast 90.000 Euro finanziert.
„Mittel so effektiv wie möglich einsetzen“
Klaus Gräbener dankte der Vollversammlung für den großen Gestaltungsspielraum, den die Unternehmer der IHK durch die großzügig bemessenen Budgets für die Fachkräftesicherung einräume: „Uns ist bewusst, dass das alles andere als selbstverständlich ist. Schließlich hätten Sie mit diesen Mitteln ebenfalls Beitragssenkungen finanzieren können. Wir wissen zu schätzen, dass Sie uns dieses Vertrauen entgegenbringen und werden die Mittel so effektiv wie möglich einsetzen.“ (LP)
Artikel teilen: