Würdinghausen feiert 32 Jahre Deutsche Einheit

Rednerin Schwester Katharina Hartleib blickt zurück


  • Kirchhundem, 03.10.2022
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Der Große Zapfenstreich in der Ortsmitte von Würdinghausen ist inzwischen eine beliebte Tradition - und die einzige Veranstaltung dieser Art im Kreis Olpe zum Tag der deutschen Einheit. von Teresa Spies
Der Große Zapfenstreich in der Ortsmitte von Würdinghausen ist inzwischen eine beliebte Tradition - und die einzige Veranstaltung dieser Art im Kreis Olpe zum Tag der deutschen Einheit. © Teresa Spies

Würdinghausen. Bereits zum 15. Mal ist am Sonntag, 2. Oktober, der Tag der Deutschen Einheit mit einem großen Zapfenstreich des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Brachthausen am Dorfbrunnen in Würdinghausen gefeiert worden. Zur einzigen Veranstaltung dieser Art im Kreis Olpe hatten der Dorfbrunnenverein Würdinghausen und die Volksbank Sauerland eingeladen.


Zunächst begrüßte Ortsvorsteher Karl-Josef Cordes alle Gäste, unter anderem auch Bürgermeister Jarosz, anlässlich der 32 Jahre Deutscher Einheit. Er betonte, dass seit dem 24. Februar, dem Angriff Russlands auf die Ukraine, nichts mehr sei, wie es einmal war. Freiheit in Frieden sei das höchste Gut, für welches man jetzt, 32 Jahre später, erneut kämpfen müsse. „Wir sollten dankbar dafür sein, dass mutige Bürger damals durch friedlichen Protest die Einheit des Volkes schaffen konnten“, so Cordes.

Dorfbrunnen als Kommunikationszentrum

Des Weiteren nutzte er die Gelegenheit, um das 25-jährige Bestehen des Brunnenvereines und des damit verbundenen Dorfbrunnens zu würdigen. Dieser sei zu einem Kommunikationszentrum für Alt und Jung geworden.

Daraufhin hieß Karl-Josef Cordes Schwester Katharina Hartleib von den Olper Franziskanerinnen willkommen. Sie komme gebürtig aus der DDR und habe den Fall der Mauer hautnah erlebt. „Eine bessere Rednerin konnten wir gar nicht finden“, so Cordes.

Hartleib eröffnete ihre Rede, indem sie die für sie besondere Bedeutung des 3. Oktobers mithilfe von zehn Szenen aus ihrem Leben verbildlichte.

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Dabei blickte sie zum Beispiel auf ihr 14-jähriges Ich zurück, welches ihren Vater fragte, warum dieser denn eigentlich in der SED sei und diese nicht einfach verlasse. Ihr Vater habe ihr daraufhin erklärt, dass dessen Vater fast verhungert aus der Gefangenschaft zurückkam und die Zusage der SED, dass es nie wieder Krieg geben werde und es notwendig sei mitzuhelfen, diese Entscheidung beeinflusst hätte. Erst später habe es dann das Wissen gegeben, die SED nicht verlassen zu können, ohne die Familie zu gefährden.

Eintritt in die SED verweigert

Hartleib nannte als weiteres Beispiel eine Szene ihres 18-jährigen Ichs. Sie erklärte, dass man nach dem 18. Geburtstag von der SED vorgeladen wurde, um den Eintritt in diese zu thematisieren. Diesen habe sie jedoch abgelehnt, da schon ihr Bruder und ihr Vater Mitglieder waren. Auf das darauf folgende „Wir brauchen Führerpersönlichkeiten“ habe sie mit „Wir hatten schon mal einen Führer, das ist genug“ geantwortet. Von dem Tag an sei sie nie wieder behelligt worden.

Ein drittes Beispiel Hartleibs war ihre Enttäuschung auf die Ablehnung des Medizinstudiums - trotz eines Notendurchschnitts von 1,0. Begründung: Laut SED wurden Ärzte nicht gebraucht. „Du wusstest doch, dass das die Konsequenz ist, wenn man konsequent ist“, zitierte Schwester Katharina ihren Vater auf ihre Verständnislosigkeit bezüglich der Ablehnung.

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„Ich könnte noch hunderte solcher Geschichten erzählen“, so Hartleib, „aber die Frage bleibt jetzt: Was sind für mich und auch vielleicht für Sie die Erkenntnisse aus diesen zehn Szenen aus meinem Leben?“

Auch dies beantwortete sie anhand von zehn Punkten. Wichtig sei vor allem, dass an Diktaturen zu glauben sinnlos ist, da es immer nur ums Überleben des Systems gehe und nicht um die Menschen. Außerdem sei es besser, mutig und konsequent für die eigene Überzeugung einzutreten, als immer nur sein Fähnchen in den Wind zu hängen.

Schließlich betonte Hartleib die Wichtigkeit, in den politischen Geschehnissen in der Welt auf dem Laufenden zu bleiben. Mit den Worten „Gott schütze unser deutsches Vaterland“ beendete sie abschließend ihre Rede.

Ortsvorsteher Karl-Josef Cordes dankte Schwester Katharina Hartleib für ihre eindrucksvollen und bewegenden Worte. von Teresa Spies
Ortsvorsteher Karl-Josef Cordes dankte Schwester Katharina Hartleib für ihre eindrucksvollen und bewegenden Worte. © Teresa Spies

Im Anschluss an diese Worte sprach Pastor Heinrich Schmidt ein Friedensgebet mit den Anwesenden. In Bezug auf eine Rede des Papstes vom selbigen Tag hob auch er hervor, dass Krieg niemals eine Lösung sei und man einen Weg suchen müsse, um miteinander zum Frieden zurückzukehren.

Schließlich dankte Karl-Josef Cordes für die Unterstützung beim Zapfenstreich dem Kreis Olpe, der Volksbank Sauerland und dem Malerbetrieb Bernhard Seiferth.

Nach dem feierlichen Großen Zapfenstreich wurde zum Verweilen in die örtliche Gastronomie eingeladen.

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