Vorhang auf beim Theaterverein Oberhundem: Aus Maren Bernowitz wird Ariane Berger

Hinter den Kulissen


  • Kirchhundem, 11.01.2019
  • Von Christine Schmidt
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Ein eingespieltes Team: Der Professor (Marco Epping) und seine Sekretärin (Maren Bernowitz). von Christine Schmidt
Ein eingespieltes Team: Der Professor (Marco Epping) und seine Sekretärin (Maren Bernowitz). © Christine Schmidt

Oberhundem. Draußen ist es mittlerweile dunkel. Einige Regentropfen fallen vom Himmel. In der Dorfgemeinschaftshalle in Oberhundem hingegen ist es muckelig warm. Die ersten älteren Herrschaften kommen bereits eineinhalb Stunden vor Programmbeginn. Der Theaterverein Oberhundem zeigt heute „Wer krank ist, muss kerngesund sein“. Maren Bernowitz spielt die Rolle der Ariane Berger. Sie zeigt, wie sie sich auf ihren Auftritt vorbereitet und was hinter den Kulissen los ist.


Maren steht an der Theke. Ihr Ritual. „Ich brauche erst mal einige Bierchen, um warm zu werden“, lacht die 26-Jährige. Außerdem will sie vorher immer wissen, wer sich das Stück anschaut.

Schick steht die Blondine mit ihrem dunkelroten Rock, mit schwarzem Pullover und Jeansjacke bei ihren Großeltern. Die sind heute extra gekommen, um ihre Enkelin auf der Bühne zu sehen.
Auf der Bühne ist Maren die jüngste Darstellerin
Maren ist die jüngste Darstellerin des Theatervereins, den es bereits seit 1983 gibt. Seitdem sie 18 ist, spielt sie mit. „Schon als Blagen wurden wir mit zum Theater genommen“, sagt sie in ihrem Sauerländer-Dialekt.

Und schon damals stand Maren gerne im Rampenlicht. „Ich liebe das. In der zweiten Klasse habe ich mal den Nikolaus gespielt.“ Wenn das Publikum richtig abgeht und mit dabei ist, sei das das geilste Gefühl, strahlt sie über das ganze Gesicht.
Man kennt sich hier auf dem Dorf
In der Halle wird es inzwischen voller. Tatsächlich sind auch viele junge Leute unter den Gästen. Marens Augen bewegen sich hin und her. Sie interessiert es, wer alles kommt. Und die meisten kennt sie auch. Sie winkt jemandem in der Menge zu: „Wenn ich hier einem winke, fühlen sich direkt fünf Leute angesprochen“, lacht die Studentin. Sie grinst die ganze Zeit. Nervös sei sie eigentlich kaum. Obwohl sie sich immer zwischenzeitlich auf die Unterlippe beißt und an ihrem Ring spielt, ihn hin und her dreht.

Die Komödie von Uschi Schilling wird in drei Akten aufgeführt. Ausgesucht werden die Stücke von einer drei- bis vierköpfigen Gruppe, die sich jedes Jahr um die Auswahl kümmert.
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Dürfen sich die Schauspieler die Rollen dann selbst aussuchen? „Nein, die werden auf jeden verteilt“, erklärt die gebürtige Oberhundemerin. „Damit muss man dann klarkommen. Ob es passt oder nicht.“ Erst einmal musste sie in eine Rolle schlüpfen, die ihr nicht besonders gefiel.

Zusammen mit ihrer Schauspiel-Kollegin Katja Epping (Gerda Holbrook) stehen beide am „Theatertisch“. Maren hält sich die Hand vor den Mund und guckt erschrocken: „Wie viele Leute heute kommen, Wahnsinn. Hoffentlich passen die auch alle hier rein.“ So viele Leute seien schon lange nicht mehr da gewesen.
Jetzt geht's hinter die Bühne
Die große Blondine schaut auf ihre Armbanduhr: kurz vor 19 Uhr. Um 19.30 Uhr beginnt die Vorstellung. Jetzt wird’s Zeit, hinter die Bühne zu gehen. Ein Bier bestellt Maren noch an der Theke. „Ich glaub, das ist das fünfte“, sagt sie und lacht los. Alles ganz entspannt.

In der kleinen Umkleide haben sich schon alle versammelt. Es ist eng, aber gleichzeitig auch gemütlich. „Smoke on the water“ läuft. Auf den Tischen liegen jede Menge „Schnuck“ von Weihnachten, Chips und selbstgemachte Pizzaschnecken bereit.
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Maren ist immer eine der Letzten, die hinter die Bühne geht. Während sie noch ganz locker wirkt, ist anderen die Nervosität ins Gesicht geschrieben. Die eine versucht tief und entspannt zu atmen, der eine raucht seine E-Zigarette, andere gehen nochmal ihren Text durch. Was aber für alle nicht fehlen darf, ist ein Pinnchen Eierlikör. „Das ist schon Tradition“, sagt eine der Darstellerinnen lachend.

Bevor sich Maren umziehen muss, geht sie auf die Bühne. Eine Praxis, Schreibtisch, Krankenliege, Skelett und viele medizinische Requisiten zieren das Bild – verdeckt von einem schweren blauen Vorhang. „Ich muss nochmal gucken, ob meine Sachen auch alle da sind“, sagt die gelernte Erzieherin und durchsucht sämtliche Zettel.
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Die Spannung in der Luft ist hinter der Bühne bei vielen deutlich zu spüren. Die Darsteller werden mit dem Mikrophon verkabelt, Maskenbildnerin Miriam Mettbach schwingt den Pinsel und einige Männer laufen hinter der Bühne her – Stühle und Bänke werden noch benötigt. Die Halle platzt aus allen Nähten.

Jetzt muss auch Maren in die Umkleide. Das schicke Outfit tauscht sie heute gegen einen langen blau-grünen Faltenrock mit Muster und einen dicken roten Strickpulli in Übergröße. Aus Maren Bernowitz wird die Chefarzt-Sekretärin Ariane Berger.

Die Haare steckt sie mit einer großen Klammer hoch. „Ich mag die Rolle. Ich muss nicht auf Schickimicki machen und kann so reden, wie ich bin – frei raus“, grinst die Blondine.
Die erste Hektik kommt auf
Dann geht auf einmal alles ganz schnell. Maren wird kurz hektisch: „Meine Schuhe!“, ruft sie, läuft mit ihren knallgelben „Clogs“ zur Umkleide und zieht sich schnell die schwarzen Riemensandalen für ihre Rolle an. „Packt euch am Arsch, die Bude ist voll bis an de Theke“, ruft Wenedlin Kebbe dem Team zu. Trockene, aber motivierende Worte.

„Jetzt geht’s los“, sagt Jutta Schöttes (Schwester Senta) und bewegt ihre Hände zitternd in der Luft. Dann geht es über die kleine Holztreppe nach oben. Alle stehen gespannt hinter den zwei Türen zur Bühne. „Der Moment, wenn ich die Türklinke anfasse – dann bin ich aufgeregt“, sagt Maren und reißt die Augen auf. Ein Gong ertönt: It’s showtime.

Die anderen Darsteller bleiben Backstage zurück und beobachten das Geschehen auf einem kleinen Fernseher. Es ist still. Alle drücken die Daumen und hoffen, dass alles ohne Pannen verläuft.
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Währenddessen geht es auf der Bühne rund. Der Professor (Marco Epping) weiß nicht mehr, wo er seine Krankenakten verstaut hat, Schwester Senta rasiert den Männern mit einem Messer die Beine – oder eben auch andere Bereiche - und der psychisch kranke Manni (Hubertus Aßmann) glaubt, er sei Picasso. 

Hier im Krankenhaus geht es drunter und drüber. Und dann ist da auch noch Dr. Keller, der der Damenwelt mit seinem Machogehabe ordentlich auf den Keks geht.

Zeit, dass sich die Damen einen Masterplan überlegen, um den jungen Arzt (Thomas „Bauer“ Ludwig) mal richtig aus der Fassung zu bringen. Und vor allem Maren Bernowitz alias Ariane Berger alias Gina Mozzarelli hat da ihre Finger kräftig im Spiel…

Was die Damen im Schilde führen, können die Zuschauer in der letzten Vorstellung am Samstag, 12. Januar, ab 19.30 Uhr selbst sehen…
 von Christine Schmidt
© Christine Schmidt
Die Besetzung
  • Professor: Marco Epping
  • Dr. Keller: Thomas Ludwig
  • Lisa: Corinna Beckmann
  • Senta: Jutta Schöttes
  • Olga: Christel Schöttes
  • Ariane Berger: Maren Bernowitz
  • Gerda Holbrook: Katja Epping
  • Werner Schnitzler: Reinhard Heimes
  • Manni: Hubertus Aßmann
  • Regie: Hildegard Mettbach
  • Souffleuse: Laura Braun
  • Maske: Miriam Mettbach
  • Licht und Ton: Werner Arens und Dennis Schwermer
  • Bühnenbau: Benjamin Schmidt
Karten an der Abendkasse gibt es für 8,50 Euro
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