Unternehmer diskutieren über Fachkräftemangel und Breitbandausbau

IHK-Wirtschaftsgespräch


Tauschten sich über die derzeitige Lage in Kirchhundem aus: (v.l.) Hermann-Josef Droege (IHK Siegen), Bürgermeister Andreas Reinéry, Reinhard Hesse (Bäckerei Hesse KG) und Klaus Gräbener (IHK Siegen). von IHK Siegen
Tauschten sich über die derzeitige Lage in Kirchhundem aus: (v.l.) Hermann-Josef Droege (IHK Siegen), Bürgermeister Andreas Reinéry, Reinhard Hesse (Bäckerei Hesse KG) und Klaus Gräbener (IHK Siegen). © IHK Siegen

Kirchhundem. Beim IHK-Wirtschaftsgespräch bei der Bäckerei Hesse in Welschen Ennest kamen jetzt 50 Teilnehmer aus Kirchhundem zusammen, um über aktuelle Themen wie Breitbandausbau, Fachkräftemangel und Gewerbeflächen zu sprechen.


Reinhard Hesse, Geschäftsfüherer der Bäckerei Hesse, präsentierte den Teilnehmern Zahlen seines Unternehmens. Wie sehr dem langjährigen Geschäftsführer der Standort Welschen-Ennest mit seinen 1.600 Einwohnern am Herzen liegt, zeigte der Vorsitzende der „Dorf AG“ in einem Überblick über aktuelle Entwicklungen im Rahrbachtal.

Eine besondere Bedeutung hat die mögliche künftige Erschließung einer Erweiterungsfläche für das Gewerbegebiet am Heid. Dabei handelt es sich um einen von insgesamt acht „Suchräumen“, die ein von der IHK beauftragter Gutachter für die Gemeinde Kirchhundem im Rahmen des regionalen Gewerbeflächenkonzeptes gemeinsam mit der Verwaltungsspitze ermittelt hat.

Der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Hermann-Josef Droege stellte die Areale näher vor. Das Konzept zielt darauf ab, in das Verfahren zur Neuaufstellung des Regionalplans möglichst viele geeignete Flächenoptionen einzuspeisen. In der Bilanz fehlen der Gemeinde rund 15 Hektar, dem gesamten Kreisgebiet mehr als 190 Hektar an Wirtschaftsflächen.
Positive wirtschaftliche Entwicklung
„Während bei uns vor fünf Jahren weite Flächen brach lagen, suchen wir heute dringend neue Erweiterungs- und Ansiedlungsperspektiven für die Wirtschaft“, betonte Bürgermeister Andreas Reinéry. Er verwies auf die positive wirtschaftliche Entwicklung, die zur gegenwärtigen Vollbeschäftigung und zum vollständigen Abverkauf von Gewerbeflächen in der Gemeinde geführt habe.

Bei den Industriebeschäftigten zeichnet die Gemeinde der höchste Zuwachs in den vergangenen 19 Jahren im Kreisgebiet aus.
Arbeitsplätze verloren gegangen
Allerdings stelle sich die Gesamtbilanz wesentlich nüchterner dar, zeigte IHK-Hauptgeschäftsführer Klaus Gräbener auf: „Der Zuwachs bei den Industriebeschäftigten darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Entwicklung bei der Gesamtzahl aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit einem Anstieg um 9,2 Prozent deutlich unter dem kreisweiten Anstieg von 27,3 Prozent liegt. Mit anderen Worten: Im Handel und im Dienstleistungsgewerbe sind im Vergleich deutlich Arbeitsplätze verloren gegangen.“
Breitbandausbau kurz vor Abschluss
Reizthemen sind nach wie vor der Breitbandausbau und vorhandene Mobilfunklöcher. Dabei stehen in Kirchhundem die von Bund und Land geförderten Glasfaser-Tiefbauarbeiten kurz vor dem Abschluss. Die Leistung wird am Ende an vielen Stellen das Ausbauziel 50 Mbit/s weit übertreffen und auch zunehmend Glasfaserhausanschlüsse ermöglichen.

„Allerdings hat sich die bürokratische Ausgestaltung des Förderprogramms als Bremsklotz erwiesen, der den Ausbau vor Ort deutlich erschwert und auch zu monatelangen Verzögerungen geführt hat“, erläuterte IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer. Bei den Teilnehmern des Wirtschaftsgespräches stieß dies auf Unverständnis. Immerhin habe der ländliche Raum gegenüber den Ballungsräumen, die schon seit Jahren im schnellen Internet sind, ohnehin das Nachsehen.
Mennekes will Dampf machen
„Es kann nicht sein, dass die industriellen Wirtschaftsräume auf dem Land, die am stärksten wachsen und prosperieren, beim Ausbau der lebenswichtigen Kommunikationsinfrastruktur hinten runter fallen. Das muss für die Zukunft dringend ausgeschlossen werden. Hier muss Dampf gemacht werden“, hob Walter Mennekes, Geschäftsführer der Mennekes Elektrotechnik, hervor.

Auch die bestehenden Mobilfunklöcher sorgen für Verärgerung: „Während überall über 5G diskutiert wird, müssen wir uns an vielen Orten mit langsamen Edge-Verbindungen herumquälen. Von einer 92-prozentigen LTE-Abdeckung, die es landesweit angeblich gibt, sind wir meilenweit entfernt“, betonte Prof. Dr. Stephan Becker, Geschäftsführer von Becker Immobilien.
Infrastrukturausbau beschleunigen
Dr. Christopher Grünewald, Geschäftsführer der Gebr. Grünewald, warb für zügigere Genehmigungsverfahren, um den Infrastrukturausbau zu beschleunigen, ganz gleich, ob es sich um Verkehrs-, Energie-, oder Internetfragen handle. „Angesichts der knappen Genehmigungsressourcen wird es immer wichtiger, von Beginn an mit zu überlegen, wie man bei Ausbauvorhaben am schnellsten ans Ziel gelangt.“

Breiten Raum nahm die Lage auf dem Fachkräftemarkt ein. Die Zahl der Ausbildungsverträge sei in der Gemeinde stabil, während kreisweit ein leichter Rückgang zu verzeichnen sei, erläuterte IHK-Geschäftsführer Klaus Fenster. 
Regionalmarketing soll Fachkräfte bringen
Die Teilnehmer des Wirtschaftsgesprächs waren sich einig, dass dem Regionalmarketing für die Gewinnung von Fachkräften eine hohe Bedeutung zukomme. Aus der Runde wurde an die Kommunalpolitik und die Verwaltung appelliert, Streitigkeiten nicht ausufern zu lassen, da sie sich bei jungen Menschen negativ auswirken und dem Image der Gemeinde schaden könnten.

Bürgermeister Andreas Reinéry bedankte sich ausdrücklich für das gute Zusammenwirken von Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Er bemerkte optimistisch: „Fachkräfte, die hier arbeiten wollen, lassen sich nicht von kommunalpolitischen Auseinandersetzungen beirren, sondern vom hier vorzufindenden guten Geschäftsmodell überzeugen.“
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