Sagen aus dem Sauerland: Der Krähenpfuhl bei Kirchhundem
Schauer-Märchen zu Halloween aus dem Kreis Olpe
- Kirchhundem, 31.10.2017
Kirchhundem. Halloween – einst ein irischer Brauch, längst nach US-amerikanischer Ausprägung auch in Deutschland fest im Terminkalender verankert. In der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November sind gruselige Verkleidungen und Partys mit schauriger Atmosphäre angesagt – und natürlich Horrorfilme, von Klassikern wie etwa „Halloween“ über „Scream“ bis hin zum aktuellen Kinoschocker „Es“. Allerdings braucht es gar nicht unbedingt die fiktiven Schauermärchen aus der Ferne, wenn es auch vor der eigenen Haustür unheimliche Mythen gibt. Solche finden sich in dem bereits in den 1930er Jahren erschienenen und 1983 neu aufgelegten Buch „Sagen des Sauerlands“. Sechs davon stellt LokalPlus an Halloween vor. In dieser geht es um den Untergang eines Schloss, vor dem die Leiche eines Mädchens gefunden wurde.
Mochte seine fromme Mutter auch dem Christenglauben anhangen, er diente in wildem Hasse den alten heidnischen Göttern. Mochte sie zu Füßen des Gekreuzigten blutige Tränen weinen um den mißratenen Sohn, er schwelgte und praßte mit wilden Gesellen Tag und Nacht. Und wie die Mutter vor Kummer starb, da rannen ihre letzten Tränen wie ein Quell zu Tal, der heute noch entspringt und Lutzensprinnt genannt wird.
Er wollte es zwingen, wie man einen Fuchs und einen Falken zähmt. Die Tränen und Klagen des blassen achtzehnjährigen Kindes aber stiegen Tag und Nacht zum Himmel um Schutz und Hilfe. Der christliche Glaubensbote, der Christina getauft hatte, stieg kühn zur Zwingburg empor, trat furchtlos vor den Wüstling und hielt ihm seine Frevel vor. Wie ein dräuendes Ungewitter flossen die Warnungen und Drohungen des Gottesmannes von seinen Lippen.
Das rote Schloss wankte und sank in die gierigen Fluten, die Mann und Maus verschlangen. Am anderen Morgen wogten die Wellen an der Stelle, wo ehedem die Burg gestanden, und auf den Wassern trieb, zum Entsetzen der Eltern Christinas, gleich einer Lotosblume der Körper ihres entführten Kindes. Als man es aber herausgezogen und auf den Rasen gelegt hatte, schlug das Kind die blauen Augen auf und sprach: „Weine nicht, Mutter, der Ritter tat mir nichts!" Dann hauchte es seine engelgleiche Seele aus. Nach tausend Jahren fand man den unschuldigen Körper Christinas noch unversehrt im Sarge.“
Buchinformationen:
ISBN: 3-922-659-56-X