Rothaarsteig statt Grand Canyon: So arbeitet ein Südwestfalen-Ranger

Ein Interview mit Ralf Schmidt


  • Kirchhundem, 05.02.2022
  • Verschiedenes
  • Von Christine Schmidt
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Ralf Schmidt arbeitet als Ranger am Rothaarsteig. von privat
Ralf Schmidt arbeitet als Ranger am Rothaarsteig. © privat

Kirchhundem. Zwar kann man den Rothaarsteig nicht mit dem Grand Canyon vergleichen, aber doch haben sie etwas gemeinsam: eigene Ranger. Ralf Schmidt (60) ist einer von ihnen. Seit fast 20 Jahren arbeitet er am Rothaarsteig und zeigt den Menschen, wie schön es dort sein kann.


Die Berufsbezeichnung hört sich ja spannend an: Was sind denn die Aufgaben eines Rangers am Rothaarsteig?

Die Bezeichnung ist schon exotisch, das stimmt. Aber mit Rangern in Afrika kann man das natürlich nicht vergleichen. Das gefährlichste Tier bei uns ist da die Zecke, kein Löwe. Wir Ranger hier sind in Großschutzgebieten, in Naturschutzgebieten und Naturparks unterwegs.

Also, wie sieht ein Arbeitsalltag als Ranger aus?

Wir können uns die Tage selbst gestalten und sind selbst verantwortlich für uns. Jeder plant seinen Tagesablauf für sich selbst. Wir machen viele Führungen vom Kindergarten bis zur Seniorengruppe, die wir dann selbst organisieren. Auch mit dem SGV und den Tourismusverbänden stehen wir in engem Austausch. In Kirchhundem zum Beispiel biete ich einige Führungen, wie die im Schwarzbachtal an.

Und was zählt noch zu Ihren Aufgaben?

Wir kümmern uns um alles in unseren Gebieten. Gucken nach dem Mobiliar, schneiden Wege nach Sturm frei, damit sie wieder begehbar sind. Auch die visuelle Baumkontrolle gehört dazu, eben zu schauen, ob Bäume irgendwo gefährlich werden könnten. Dann betreue ich zum Beispiel auch eine Messstation fürs Klima. Auch wenn wir nicht die Tiere wie in Afrika haben, klären wir Ranger trotzdem auf. Wie verhalte ich mich als Waldbesucher, wenn ich zum Beispiel auf Wildschweine oder Wisente treffe?

 von Nils Dinkel
© Nils Dinkel

Beschäftigen Sie sich auch mit den Touristen und Besuchern am Rothaarsteig?

Ja, sogar sehr viel. Wir sind immer Ansprechpartner, jeder Ranger hat seinen eigenen Abschnitt, den er hauptsächlich betreut - mein Gebiet ist quasi der Wittgensteiner Raum, aber auch Schmallenberg und Lennestadt-Kirchhundem gehören dazu. Und dort vor Ort geben wir Tipps und gucken nach dem Rechtem.

Ja, wir gucken auch, ob Hunde an der Leine geführt werden, ob Leute ihre Zigaretten in den Wald werfen. Aber, das ist ganz wichtig, wir verstehen uns nicht als Waldpolizei! Natürlich schreiten wir ein, wenn sich die Menschen nicht an Regeln halten. Aber wir versuchen es immer mit Freundlichkeit.

Haben sie viel mit solchen Waldbesuchern zu tun, die sich nicht an die Regeln halten?

Nein, in meinem Bereich kaum. Auch Vandalismus und das Problem mit der Müllentsorgung im Wald habe ich zum Glück kaum. Am 1. Mai oder an Christi Himmelfahrt hat man mal mit alkoholisierten Gruppen zu tun, aber alles hält sich im Rahmen.

Hat sich der Tourismus am Rothaarsteig geändert?

Das Verhalten der Waldbesucher ist anders, die Ansprüche an Gastronomie und an die richtige Markierung der Wege sind sehr hoch. Die Besucher wollen gerne an schöne Stellen geführt werden, alles muss gut organisiert sein. Hinzu kommt, dass sich die Fortbewegung durch E-Bikes deutlich geändert und vor allem zugenommen hat.

Ich bin überzeugt, dass wir auf Zug aufspringen müssen und die Biker nicht aus dem Wald jagen sollten. Das ist ein spannendes und gefragtes Thema. Man muss die Fahrradfahrer leiten und gut informieren, auch dafür biete ich Touren mit dem E-Bike an. Genauso muss man für den Bereich Camping mehr anbieten, der sehr stark zugenommen hat. Die Menschen kommen einfach gerne hier in die Region, aber es gibt noch wenig Möglichkeiten.

Heimat- und Naturverbundehehit wieder wichtig

Glauben Sie, die Region hat durch Corona Aufschwung bekommen?

Was Waldbesuche angeht, ja. Das hat merklich zugenommen. Problem ist, dass die Gastronomie so lange geschlossen war und die eben immer bei Ausflügen gefragt ist. Coronabedingt hat man schon gemerkt, dass vor allem jüngere Leute die Heimat kennenlernen wollen und viele haben das Naturerleben ganz neu kennen- und schätzen gelernt. Heimat- und Naturverbundenheit sind wieder wichtig geworden.

Wie sind Sie denn zu diesem Beruf gekommen?

Die meisten Ranger kommen alle aus der Praxis. Ich war 14 Jahre Forstwirtschaftsmeister und auch Ausbilder im Amt in Olpe. Als ich damals mit einer Gruppe Azubis im Harz war, habe ich zum ersten Mal einen Ranger gesehen und was sie so machen. Das fand ich so interessant und habe mir überlegt, dass das auch etwas für mich wäre. Jetzt mach ich das schon seit 20 Jahren hier am Rothaarsteig.

Was fasziniert Sie am „Ranger-Dasein“?

Mir macht der Job einfach immer noch sehr viel Spaß. Ich mag es, mit vielen Menschen in Kontakt zu sein. Im Wald bewegen einem zumindest meisten durchweg gut gelaunte Menschen. Das schöne an meinem Beruf ist, dass ich den Leuten etwas beibringen kann. Sie sollen etwas lernen und ich kann ihnen etwas mit auf den Weg geben.

Info

Weite Höhen und tiefe Täler, Wald und Wasser; dies sind Kennzeichen der Region Südwestfalen. Natur pur. Zahlreiche Wanderwege ermöglichen das Erleben dieser Natur. Zu den Aushängeschildern Südwestfalens zählen dabei die drei Premiumwanderwege

  • Rothaarsteig
  • Waldroute
  • Höhenflug

Auf dem Rothaarsteig setzt Wald und Holz NRW schon seit 2003 Ranger ein. Die anderen beiden Wege kamen später hinzu. Die Ranger sind für geführte Walderlebnis-Wanderungen buchbar.


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