Rabe „Socke“ braucht Beschäftigung

„LokalPlus hilft:“ Zu Besuch im Montessori Kinderhaus Welschen Ennest


  • Kirchhundem, 24.12.2017
  • Von Christine Schmidt
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Zum Abschluss gab es noch ein Gruppenfoto aus dem Montessori Kinderhaus. von Christine Schmidt
Zum Abschluss gab es noch ein Gruppenfoto aus dem Montessori Kinderhaus. © Christine Schmidt

Welschen Ennest. Zur Vorweihnachtszeit gehört der Adventskalender: jeden Tag ein Türchen öffnen zur Einstimmung auf das frohe Fest. Eine liebgewordene Tradition, die wir in diesem Jahr zum Anlass nehmen, ebenfalls Türen zu öffnen und hinter die Kulissen zu schauen. Wir besuchen Einrichtungen und Vereine im Kreis Olpe, die sich um Menschen kümmern, sich sozial engagieren und vielleicht nicht immer so im Fokus stehen, wie sie es verdient hätten. Wir sprechen mit Menschen, lassen uns herumführen und helfen für ein paar Stunden mit. Hier lest ihr, was Tine Schmidt im Kinderhaus Montessori in Welschen Ennest erlebt hat.


Ein kleiner Zaun ziert den Eingang zum Kindergarten. Das Haus ist mit dunklem Holz verkleidet und mit großen, bunten Buchstaben verziert: „Kinderhaus Montessori“. Als ich klingeln will, öffnet mir die Leiterin, Anne Hartmann-Banusic, bereits die Tür. Die ersten Kinder linsen vorsichtig um die Ecke, um zu sehen, wer da kommt. Ich winke einfach mal.

Dann beginnt erst einmal meine Führung durchs Haus. Hartmann-Banusic zeigt mir die gesamte Einrichtung und erklärt, wie ein Tag im Kindergarten abläuft. 20 Kinder, im Alter von zwei bis sechs Jahren, werden zusammen in einer Gruppe betreut. Heute sind allerdings nur zwölf Kinder da, also eine überschaubare Gruppe, sodass ich mir schnell alle Namen merken kann. In einem Bewegungsraum werden gerade Hengstenberg-Materialen (siehe Infokasten) zu einem hölzernen Parcours aufgebaut. Hier spielen und turnen die Kinder 60 Minuten und bleiben von den Erzieherinnen ungestört. Die dokumentieren und beobachten.
„Arbeitest du bald hier?“
Schnell werde ich auch mit in die Arbeit eingebunden: Mit Demien soll ich ein Mosaik aus kleinen bunten Steinen zusammensetzen. Versuchen soll er es aber zunächst alleine – ganz nach dem Montessori-Motto „Das Kind ist Baumeister seiner selbst.“ Am Tisch sitzen Demien und die zweijährige Nora, die jüngste in der Gruppe. „Arbeitest du bald hier?“, fragt Demien neugierig und guckt, was ich alles so auf meinen Block notiere.

Geduldig versuche ich, ihm beim Zusammensetzen der Steine zu helfen – gar nicht so einfach. Immer wieder stellt er neugierige Fragen. Erzählt aber auch von sich. „Ich wünsche mir ein Feuerwehr-Boot“, erzählt der Sechsjährige. Auch Kian kommt aufgeregt angelaufen und erzählt, wie sehr er sich schon auf Weihnachten freut: „Nur noch sechs Mal schlafen.“ Außerdem ist er heute an der Reihe, einen Namen aus dem Säckchen zu ziehen. Jedes Kind bekommt aus dem „Socken-Kalender“ in der Weihnachtszeit ein Geschenk.
 von Christine Schmidt
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Apropos Weihnachten: Jeden Tag gibt es im Kindergarten einen Adventsstuhlkreis. Auch ich darf heute in der Runde Platz nehmen. Rita Jung-Pszolla, Heilpädagogin, stimmt wie jeden Morgen das gemeinsame Lied an und begrüßt jedes Kind. Auch ich werde von ihr begrüßt und singe mit. Als besonderer Gast stelle ich mich natürlich vor und erzähle den Kids, warum ich sie heute besuche. „Du bist auch Fotografin“, ruft Demien aufgeregt rein, als er meine Kamera sieht.
„Socke“ ist traurig
Eine Handpuppe namens „Socke“ über die Hand gestülpt, spricht Rita als Vogel zu den Kindern: „Keiner spielt mit mir“, und „Socke“ ist ganz traurig. Rita und die Praktikantin Madita haben sich deshalb etwas ausgedacht: Einige der Kids sollen ein Spiel für den Raben entwickeln – ich helfe dabei. Mit Schere, Bildern und Stiften sitzen wir am Basteltisch und legen los. Wir gestalten ein weihnachtliches Puzzle. Rita erklärt, dass bei einer solchen Aufgabe mehrere Lernfaktoren einfließen.
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Rabe „Socke“ braucht Beschäftigung
Bewegung ist im Montessori Kinderhaus ein wichtiger Bestandteil. „Wir versuchen, jeden zweiten Tag raus zu gehen“, sagt Hartmann-Banusic. Also ab in den Schnee. Während Köchin Edith Hatzfeld das Mittagessen vorbereitet und der leckere Duft durch die Räume zieht, ziehen sich die Kleinen ihre Mützen und Handschuhe an. Manche brauchen noch ein bisschen Hilfe. „Kannst du mir helfen?“, steht Kian fragend mit seinen Drachen-Handschuhen vor mir. Dann geht’s raus auf den weißen Hügel. Mit „Rutschtellern“ schliddern sie den Hügel hinunter und tollen im hauseigenen Garten umher.

Dann ist es schon Zeit für mich, zu gehen. Ein Gruppenfoto auf den verschneiten Steinen muss noch sein: „Spaghetti“ rufen – das können die Kinder. Als ich gerade aus dem Törchen gehe, kommt Kian an den Zaun: „Kommst du Montag wieder?“, fragt er mit seinen großen Augen. „Da ist doch Weihnachten“, sag ich zu ihm, und schon ist er mit seinen Gedanken wieder woanders.
Das Montessori Kinderhaus in Welschen Ennest
Kinder werden hier nach dem Konzept von Montessori betreut. „Das Kind ist Baumeister seiner selbst“ und „Hilf mir, es selbst zu tun“, sind Leitgedanken, die in Welschen Ennest umgesetzt werden. Individuell gehen die Erzieherinnen auf die einzelnen Bedürfnisse der Kinder ein und geben den Kindern das, was sie brauchen. Ein wichtiger Faktor ist zudem, den Kindern Selbstständigkeit beizubringen. Schon beim Frühstück soll jedes Kind selbstständig seinen Platz aufräumen und die Spülmaschine befüllen.

Was das Montessori Kinderhaus von anderen Einrichtungen unterscheidet, sind vor allem die Materialien, die die Kinder benutzen. Das zusätzliche Material von Montessori sowie die Hengstenberg-Materialien bestehen aus Holz und ermöglicht den Kindern, ihren eigenen Körper und Bewegungsabläufe besser kennenzulernen.

Im Montessori Kinderhaus arbeiten momentan sechs staatlich anerkannte Erzieherinnen, eine Auszubildende, ein Bundesfreiwilligendienstler und eine Köchin.
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