Neue Perspektiven für psychisch erkrankte Menschen
Heute ist Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung
- Kirchhundem, 03.12.2017
Kreis Olpe. Mit dem am Sonntag, 3. Dezember, von den Vereinten Nationen (UNO) ausgerufenen Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung sollen die Würde, die persönlichen Rechte und das persönliche Wohlergehen betroffener Menschen in den Fokus gerückt werden. Für die rund 600 Mitarbeiter der Werthmann-Werkstätten im Kreis Olpe ein besonderer Tag. Sie sind geistig, körperlich, psychisch oder mehrfach behindert und erkrankt und werden durch gezielte Maßnahmen in den vier Werkstätten im Arbeitsleben gefördert.
Seit drei Jahren ist der 60-Jährige in der Abteilung Montage und Verpackung eingesetzt. „Das ist für mich ein Glückfall. Ich kann nicht den ganzen Tag Zuhause sein. Hier gefällt es mir sehr gut. Ich kann arbeiten und mich unterhalten. Die Kollegen sind alle gute Kumpels.“
Starke Drogenexzesse lösten bei Melanie Kusniesz bereits in ihrer Jugend Depressionen aus, die durch erfolglose Therapien verstärkt wurden. Durch ihre Erkrankung war sie nicht mehr fähig, ihrer Arbeit als Montagearbeiterin nachzugehen.
Michael Damm war früher Gerüstbauer und Dachdecker. Durch eine Psychose wurde er arbeitsunfähig und ist seit drei Jahren Mitglied der Montagegruppe. „Seitdem habe ich eine Tagesstruktur und kann mir zu meiner Erwerbsunfähigkeitsrente etwas dazu verdienen. Das Umfeld ist in Ordnung“, berichtet der 44-Jährige.
Bereits im 18. Jahr ist Dennis Kühr Mitglied der Montagegruppe in der Werkstatt Welschen Ennest. Er bekam durch seine Epilepsie bereits in jungen Jahren einen schweren Schlaganfall, war halbseitig gelähmt und saß einige Zeit im Rollstuhl. In der Werkstatt hat er trotz seines Handicaps - sein linker Arm ist nach wie vor gelähmt und er ist stark in der Mobilität eingeschränkt - erstaunliche Fortschritte in seiner Entwicklung gemacht.
Dieses Vorhaben unterstützt Achim Scheckel gerne: „Die Belastbarkeit von Dennis Kühr ist größer geworden und sein Verantwortungsbewusstsein und seine Leistungsfähigkeit sind gewachsen. Es ist eine sehr positive Entwicklung.“
Saskia Zimmer war nach ihrer Ausbildung sechs Jahre in der Endkontrolle eines Industrieunternehmens tätig. „Dort wurde ich total ausgenutzt, bis mir mein Körper sagte, es geht nicht mehr.“ Mit schweren Depressionen kam sie ins Krankenhaus und absolvierte mehrere Rehabiltationsmaßnahmen. Bei einem Praktikum im Krankenhaus zeigte sich, dass sie für den allgemeinen Arbeitsmarkt nicht mehr geeignet ist. „Ich bin sehr schnell erschöpft und quäle mich dann durch den Tag“, berichtet die 36-Jährige, deren Ärztin ihr dann zu einer Tätigkeit in den Werthmann-Werkstätten riet.
„Es gibt hier verschiedene Berufsbildungsmaßnahmen, und da ich gute Computerkenntnisse habe, wurde ich in dem Arbeitsbereich der digitalen Archivierung eingesetzt. Das ist bedingt durch die Anforderungen an eine hohe Konzentration ein anspruchsvolles Arbeitsfeld. Deshalb wechseln wir uns in den Arbeitsschritten ab. Das Gute ist, dass ich mich hier jederzeit zurückziehen und ausruhen kann, wenn ich merke, dass die Belastung zu groß wird. Das ist ein großer Unterschied zum allgemeinen Arbeitsmarkt und darüber bin ich sehr dankbar.“