Mehr als ein Ehrenamt

Klaus Bleul fährt den Bürgerbus / Hilfsbereitschaft als Motivation


  • Kirchhundem, 30.10.2015
  • Von Sven Prillwitz
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Klaus Bleul ist ein Mann der ersten Stunde. Einer, der die 100 fast voll hat. Gemeint ist die Anzahl der Fahrten, die der 74-Jährige am Steuer des Bürgerbusses bislang absolviert hat. Geht es nach ihm, kommen in den nächsten Jahren noch einige Touren hinzu. Weil seine Fahrertätigkeit für den Bürgerbusverein Kirchhundem für ihn mehr ist als ein Ehrenamt.


Zweimal im Monat, in der Regel dienstags, lenkt Bleul den Mercedes-Bus des Modells Sprinter vom Bahnhof in Lennestadt-Altenhundem über Welschen Ennest und Kruberg bis nach Flape und wieder zurück. Und steuert dabei nicht nur die Haltestellen und Hauptstraßen der vielen Ortschaften an, sondern fährt auch in Seitenstraßen und sogar bis vor die Haustür von älteren Fahrgästen. Manchmal steigt er dort auch mit ihnen aus, etwa wenn sie Hilfe brauchen beim Tragen der Einkaufstaschen oder jemanden, der sie beim Gehen stützt.
Dankbarkeit ist der größte Lohn
„Das ist unser besonderer Service, der uns vom ÖPNV unterscheidet“, sagt Bleul. Die Fahrgäste wissen das zu schätzen, lassen den Fahrern hin und wieder ein kleines Trinkgeld zukommen. „Eine Flasche Sekt gab es auch schon“, erinnert sich der Kirchhundemer. Was ihn aber viel mehr freut, ist die Dankbarkeit, die die Leute zeigten. Einerseits für die Mobilität, die ihnen der Bürgerbus ermöglicht. Andererseits für die Geselligkeit an Bord. „Im Bus können sie Unterhaltungen führen, untereinander und mit dem Fahrer. Dadurch entstehen eingeschworene Gemeinschaften“, sagt Bleul.
Am 5. Juni 2012 saß er erstmals am Lenkrad. Mit einem Freund war er die Strecke für den Bürgerbus vorab mehrfach abgefahren. „Das war wichtig für das Gefühl, denn man fährt schon in Ecken, die ich normalerweise mit meinem Pkw niemals angesteuert hätte“, sagt Bleul. Knapp 100 Fahrten hat er seitdem absolviert, wenn er die Vertretungsdienste in den knapp dreieinhalb Jahren mitrechnet.
Zweieinhalb Jahre von der Idee zur Realität
Seit dieser Zeit gibt es auch den Bürgerbusverein. Ein Antrag der CDU-Ratsfraktion brachte die damalige Idee, aus dem mit der Gründungsversammlung im Dezember 2009 ein offizieller Verein wurde. Bis genügend Fahrer gefunden, rechtliche Aspekte und die Finanzierung des Projekts endgültig geklärt, ein Bus angeschafft und umgebaut und die Fahrstrecken genehmigt worden waren, dauerte es knapp zweieinhalb Jahre.
Dass er dabei sein würde, stand für Bleul fest, seit er von der Idee erfahren hatte. „Ich war damals Rentner und dachte: Jetzt kannst du ja mal etwas unternehmen. Und weil ein Ehrenamt eine gute Sache ist, kannst du ja auch mal was umsonst machen“, erinnert sich der 74-Jährige, der zuvor auch für die Caritas Busfahrerdienste übernommen hatte.
Alle fünf Jahre Eignungsprüfung
Zum Jahresende entscheidet sich, ob Bleul den Bus auch künftig durch die Ortschaften der Gemeinde lenken darf. Die Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung muss alle fünf Jahre neu beantragt und erworben werden. Voraussetzung dafür: der ärztlich attestierte Nachweis der körperlichen und geistigen Eignung, Seh- und Reaktionstest inklusive.
Eine Regelung, die Bleul für vernünftig hält. „Ich will ja schließlich wissen, ob ich noch geeignet bin, vernünftig durch die Gegend zu fahren“, sagt der Kirchhundemer. Zweifel daran, die Fahrerlaubnis erneut ausgestellt zu bekommen, hat Bleul indes nicht. „Ich werde zwar 75, aber ich fühle mich nicht so. Und ich möchte gerne weitermachen.“
Kurz und knapp
• Der Bus fährt dienstags, donnerstags und freitags zweimal die Strecke über Altenhundem, Welschen Ennest und Kruberg nach Flape und zurück. Der Bürgerbus ist von 9.14 bis 12.42 Uhr unterwegs. • Samstags wird in der Zeit von 9.54 bis 11.41 Uhr die Strecke von Altenhundem über Oberhundem und zurück abgefahren. • An Bord ist Platz für acht Fahrgäste. • Der Bürgerbus fährt nur an Werktagen. • Die Fahrpläne hängen öffentlich aus und sind außerdem im Bürgerbus erhältlich. Außerdem ist der Plan online einsehbar unter http://www.buergerbus-kirchhundem.de/fahrplan/ • Eine Fahrt im Gemeindegebiet kostet 1,80 Euro. Geht es über die Gemeindegrenze, wird 1 Euro auf den Fahrpreis aufgeschlagen. • Der Bürgerbusverein hat aktuell elf Fahrer, die sich immer am letzten Mittwoch des Monats in der Gaststätte des Hotels Kinner in Würdinghausen treffen. Hier werden in geselliger Runde die Fahrdienste vergeben. • Der Verein sucht weitere Fahrer und Sponsoren. Kontakt: Rolf Amzehnhoff (1. Vorsitzender), Tel. 02764/7808
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