Kirchhundemer Verwaltung informiert zu Baumaßnahmen im Gemeindegebiet

Sanierungsrückstand durch zu wenig Investitionen


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Rege Beteiligung bei einer Bürgerversammlung in Welschen Ennest. Die Anwesenden hatten Klärungsbedarf, vor allem was Straßensanierungen anging. von Ina Hoffmann
Rege Beteiligung bei einer Bürgerversammlung in Welschen Ennest. Die Anwesenden hatten Klärungsbedarf, vor allem was Straßensanierungen anging. © Ina Hoffmann

Welschen Ennest. Bei der Bürgerversammlung am Donnerstag, 26. April, zu der der CDU-Ortsverband Welschen Ennest geladen hatte, erhielten die Einwohner von Kruberg, Rahrbach, Benolpe und Welschen Ennest die Gelegenheit zum Austausch mit Bürgermeister Andreas Reinéry, Bauamtsleiter Björn Jarosz und Bauamtsmitarbeiter Andreas Krepp. Vor allem die nötigen Straßensanierungen und die Fragen, wann diese passieren sollen, brannten den Bürgern unter den Nägeln.


Gerade die Minimalsanierungen in Welschen Ennest in den letzten Wochen hatten ein solches Treffen nötig gemacht. Statt einer kompletten Erneuerung der Deckschicht warfen die Bürger der Verwaltung vor, mit „Flickschusterei“ die Schäden auf lange Sicht nur zu verschlimmern.

Stattdessen waren in Anliegerstraßen, wie etwa dem Finkenweg und dem Kettelerweg in Welschen Ennest, Am Scharfen Ohr in Kirchhundem und dem Unteren Eichhagen in Würdinghausen die Deckschicht erneuert worden, obwohl andere Straßen der Meinung der Bürger nach, eine Erneuerung dringender nötig gehabt hätten.
Kosten niedrig halten - für Gemeinde und Anlieger
Andreas Krepp vom Bauamt der Gemeinde Kirchhundem erklärte, weshalb in den genannten Straßen die Deckschicht erneuert worden war: bei einer Betrachtung der Straßen seien Risse in der Deckschicht aufgefallen. Um die Straßen nicht verfallen zu lassen, sodass eine Komplettsanierung nötig werden würde und so auch die Kosten entsprechend höher werden zu lassen, sei dort nur die obere Schicht erneuert worden, um so die restliche Nutzungsdauer der Straßen zu erhöhen, die Kosten der Bauarbeiten niedrig zu halten und auch um eine Wertsteigerung der Straßen zu erreichen.

Am Beispiel des Finkenwegs erklärte Andreas Krepp: „Schon im Jahr 2009 waren in dieser Straße Risse in der Deckschicht aufgefallen. Damals wurde festgestellt, dass der Finkenweg ohne weitere Arbeiten noch etwa 27 Jahre halten würde, bevor eine Komplettsanierung nötig würde. Um dieser vorzubeugen wurde die Straße in diesem Jahr erneuert“.
Keine Rettung mehr für 30 Straßen
Für andere Straßen im Gemeindegebiet komme allerdings jede Rettung zu spät – sie könnten nicht mehr instand gesetzt, sondern nur noch komplett erneuert werden, so Andreas Krepp und zeigte in einer Präsentation die Ergebnisse einer visuellen Betrachtung der Straßenzustände aus dem Jahr 2009, in der bereits festgestellt worden sei, dass 20 Straßen in Welschen Ennest, jeweils vier Straßen in Benolpe und Rahrbach und zwei in Kruberg zu große Beschädigungen für eine Instandsetzung aufwiesen. Dazu zählten laut Krepp meist Straßen, die vor 1975 gebaut worden waren, da diese noch mit anderen Materialien und auf eine andere Bauweise als heute üblich erbaut worden seien.
Sanierungsrückstand
Wie es zum schlechten Zustand einzelner Straßenzüge kam, konnte Andreas Krepp auch erklären: im gesamten Gemeindegebiet muss die Verwaltung auf 73,5 Kilometern 530.000 Quadratmeter Straße unterhalten. Diese hätten eine durchschnittliche restliche Abschreibungsdauer von 18 Jahren. „Es ist natürlich das Ziel die Straßen in einem Zustand zu erhalten, dass sie den Abschreibungszeitraum überdauern“, so Krepp. Dafür sei es notwendig jedes Jahr gut einen Euro pro Quadratmeter Straße zu investieren, also jährlich knapp 600.000 Euro.

In den letzten Jahren sei für die Straßenerhaltung allerdings nur etwa 150.000 Euro im Haushalt der Gemeinde verplant worden, da sich Kirchhundem im Haushaltssicherungskonzept befand. So sei ein Sanierungsrückstand entstanden. Im laufenden Haushaltsjahr seien 400.000 Euro für die Sanierung und Erhaltung der Straßen vorgesehen, erklärte Andreas Krepp.
Höhere Belastung der Straßen
Zudem würden die Straßen heutzutage anders belastet, als man bei ihrem Bau vor mehreren Jahrzehnten erwartet hatte: hätte ein Auto in den 1970 Jahren meist nur 700 Kilogramm gewogen, wögen die heutigen Fahrzeuge oft eine ganze Tonne mehr, was für die Straße eine 33-fache Belastung bedeute, was zu einem deutlich schnelleren Verschleiß führe.
 von Ina Hoffmann
© Ina Hoffmann
Die für die Bürger dringendste Frage war die nach den Planungen der Gemeinde, welche Straßen als nächstes saniert werden sollen. Sie befürchten eine hohe finanzielle Belastung. Dabei fiel auf, dass die Klassifizierung der Straßen in „Anliegerstraße“, „Haupterschließungsstraße“ und „Hauptverkehrsstraße“ im Gemeindegebiet bereits 30 Jahre zurückliegt.

Diese Einteilung regelt auch den Anteil der Grundstücksbesitzer, der bei Sanierung und Neubau zu zahlen ist. Liegt dieser bei Anliegerstraßen bei 50 Prozent für Sanierungen und 90 Prozent bei einem Neubau, sind es in Haupterschließungsstraßen 30 Prozent und an Hauptverkehrsstraßen 10 Prozent. So erbaten die Bürger als nächsten Arbeitsschritt die Überarbeitung der Klassifizierung.
Langfristige Pläne
Zudem legte die Verwaltung einen Plan vor, auf dem öffentlich im Haushaltsplan einsehbar sei, welche Straßen wann saniert werden sollen. CDU-Fraktionsvorsitzender Michael Färber mokierte allerdings, dass diese Pläne oft auch für Ratsmitglieder nicht leicht zu lesen und zu verstehen seien und hier mehr Transparenz nötig sei.

Trotzdem sähen sich die Bürger keineswegs mit Überraschungen konfrontiert, bei denen ohne Vorwarnung Baufahrzeuge anrollten, um die Straße zu erneuern, so Andreas Krepp: „Die Planungen für die Straßensanierungen sind langfristig angelegt. Ein Jahr nach dem Gemeindebeschluss, dass eine Straße erneuert werden soll, gibt es eine Bürgerversammlung. Dort werden genaue Planungen vorgestellt, Anregungen der Bürger gesammelt und auch erste Kosteneinschätzungen gegeben. Dann dauert es nochmal etwa ein Jahr bis mit den Bauarbeiten begonnen wird. Erst ein halbes Jahr nach Fertigstellung wird eine erste Zahlung der Bürger fällig“.
Zu sanierende Straßen in den nächsten Jahren
Fest eingeplant für Sanierungsmaßnahmen noch in diesem Jahr seien die Straßen „In der Welsmicke“ im Gewerbegebiet sowie „Zur Hardt“ in Rahrbach. Ab Ende Mai wird auf einem Teilabschnitt der B517 zwischen der Rahrbacher Höhe und dem Ortseingang Welschen Ennest die Fahrbahndecke erneuert. Dazu wird diese Strecke sechs Wochen lang voll gesperrt. Für die Autofahrer entstehe dadurch kein Nachteil: eine Umleitung über die K18 wird ausgeschildert.

Zudem seien für die kommenden Jahre die Kampstraße und die Sonnenstraße in Hofolpe, „In der Gade“ in Rahrbach sowie die „Lehmkuhle“ und der Flaper Schulweg in Kirchhundem für eine Sanierung vorgesehen. Dazu folgen weitere Informationen der Verwaltung.
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