Flüchtlingsunterkunft „Carpe Diem“ droht die Schließung

Schwierige finanzielle Lage


  • Kirchhundem, 01.06.2023
  • Ukraine
  • Von Christine Schmidt
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Carpe Diem Hotel Flüchtlingsunterkunft von Tine Schmidt
Carpe Diem Hotel Flüchtlingsunterkunft © Tine Schmidt

Schwartmecke. Der Flüchtlingsunterkunft in Oberhundem-Schwartmecke droht die Schließung. Aktuell sind 120 Ukrainer in dem ehemaligen Hotel „Carpe Diem“ untergebracht. Finanziell sieht die Situation sehr schlecht aus.


„Das Carpe Diem ist für die Menschen zum neuen Zuhause geworden“, sagt Ariane Metzner, Leiterin der Unterkunft. Die Hilfsorganisation ADRA Deutschland hat das Objekt von einer Eigentümerfamilie aus Bayern gemietet. Zumindest noch bis zum 31. August.

Wenn bis dahin keine Lösung gefunden werde, stehe die Unterkunft vor dem Aus, so Metzner. Aber man werde alles tun, um dem entgegen zu wirken. Denn es sei „unmenschlich“, den Leuten ein zweites Mal ihr Zuhause wegzunehmen.

Kinder gehen hier zur Schule

In dem ehemaligen Hotel, das abgelegen in der Natur liegt, leben alle Altersgruppen, vom Kleinkind bis zum Senior. Manche wohnen schon etwa ein Jahr hier, erzählt Metzner. Die Menschen hätten sich integriert, Kinder gehen hier zur Schule und auch Freundschaften entwickelten sich unter den Bewohnern.

Kegelbahn, Musikzimmer, eine kleine Kapelle, ein Volleyballfeld und vieles mehr gehören zu der Flüchtlingsunterkunft. Da gäbe es weitaus schlechtere Unterkünfte, so Metzner. Und es stünden immer noch viele Menschen auf der Warteliste für einen Platz im ehemaligen Hotel.

Das ehemalige Hotel Carpe Diem dient als Flüchtlingsunterkunft. von Tine Schmidt
Das ehemalige Hotel Carpe Diem dient als Flüchtlingsunterkunft. © Tine Schmidt

Dreimal täglich kochen zwei ukrainische Köchinnen für alle. Gegessen wird gemeinsam im ehemaligen Restaurant. Natürlich verursache all dies Kosten, obwohl der Personalstab schon sehr gering sei. Externe Firmen beschäftige man schon gar nicht.

Das Gebäude muss instand gehalten werden, die Energiekosten sind gestiegen und und und. Auch wenn die Leistungen vom Jobcenter einen Teil decken und es einen Unterkunftszuschuss gebe, bleibe immer noch eine Lücke von rund 15.000 Euro im Monat, schätzt die Leiterin.

Hoffnung auf Finanzspritze

Auch aus der „Aktion Deutschland hilft“, mit der ADRA kooperiert, konnten Spendengelder geschöpft werden – scheinbar nicht genug, um monatlich durchzukommen.

Metzner und ihr Team hoffen auf Großspender oder Organisationen, die noch mit ins Rad greifen könnten. Denn die Leiterin weiß, dass einige Bewohner bereits Panik haben. „Wo sollen sie denn hin?“, fragt die Leiterin.

Im ehemaligen Restaurant wird gemeinsamen gegessen. von Tine Schmidt
Im ehemaligen Restaurant wird gemeinsamen gegessen. © Tine Schmidt

Die Ukrainer sind berechtigt, sich in NRW eine eigene Wohnung zu suchen. Viele möchten das aber nicht, so Metzner, sie wollen in Schwartmecke bleiben, „die Kinder gehen hier zur Schule“.

Komplett neu woanders anfangen sei für die Menschen undenkbar, so dass sie teilweise überlegten, wieder zurück in die Ukraine zu gehen, sagt die Leiterin. Sollte es zur Schließung kommen, würde ADRA wohl niemanden auf der Straße lassen.

Kein Platz mehr in Kirchhundem

Verena Gräbener, allgemeine Vertreterin des Kirchhundemer Bürgermeisters, erklärt, dass der Wohnraum für Flüchtlinge auch in Kirchhundem aufgebraucht sei. „Wir haben jetzt unser letztes Bett abgegeben.“ Wohnraum zu finden sei unglaublich schwer und die Gemeinde hoffe immer auf neue Möglichkeiten, um geflüchtete Menschen unterzubringen.

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