Bürgermeister Björn Jarosz: „Ich ticke so wie die Kirchhundemer Bürger“
Redaktionsbesuch mit Interview
- Kirchhundem, 19.12.2020
- Politik
- Von Christine Schmidt
Christine Schmidt
Redaktion
Kirchhundem. Vorher war er vier Jahre Bauamtsleiter in der Gemeinde Kirchhundem, jetzt sitzt er auf dem großen Stuhl: Bürgermeister Björn Jarosz erzählt beim Besuch in der LokalPlus-Redaktion im Interview, was er sich auf die Fahnen geschrieben hat und wie er Familie und Beruf unter einen Hut bekommt.
Das Rathaus als Arbeitsplatz ist Ihnen ja nicht neu. Allerdings die Aufgaben des Bürgermeisters. Wie war die Umstellung?
Bin ich noch Bauamtsleiter oder schon Bürgermeister? Anfangs war das noch nicht so klar und es hatte sich für mich nichts verändert. Aber mit dem 1. November war ich dann offiziell Bürgermeister und jetzt bin ich auch richtig angekommen. Die Aufgaben waren vom ersten Tag an da. Man bekommt keine Schonfrist, man wird in Anspruch genommen und es ist eine Menge, die auf einen einprasselt. Ein kleiner Vorteil ist es sicherlich schon, dass ich schon vier Jahre in Kirchhundem tätig war und mich auskenne.
Im LP-Interview vor der Wahl haben Sie gesagt: „Kirchhundem wird auf die innerlich zerstrittene Kommune reduziert. Schaut man hinter die Fassade, bestätigt sich dieses Bild leider.“ Wie bauen Sie eine tragfähige, ehrliche Fassade auf?
Miteinander reden ist ein großes Thema. Mein Anspruch ist es, die Menschen zusammenzubringen und offen miteinander zu sprechen. Man kann eine unterschiedliche Meinung haben, aber es darf nicht ins Emotionale gehen und am Ende muss es zu einem Ergebnis kommen. Ob es klappt, wissen wir in fünf Jahren.
Die CDU hat Sie auch schon vor der Wahl kräftig unterstützt und steht auch jetzt voll hinter Ihnen. Wie wollen Sie auch die anderen Parteien abholen?
Indem die Parteien erkennen, dass ich die Moderatorenrolle einnehmen kann. Es ist vielleicht nicht immer einfach, über den eigenen Schatten zu springen, aber ich versuche, eine Vertrauensbasis aufzubauen. Ich bin genauso für alle anderen Parteien der Ansprechpartner und blocke da nicht ab. Bei der CDU sitze ich bereits mit in den Sitzungen, das biete ich den anderen Parteien auch an. Trotzdem werde ich auch weiterhin parteilos bleiben.
Ihr Wohnort ist Helden und Sie sagen, so soll es auch bleiben. Sehen Sie darin Schwierigkeiten?
Ich sehe das nicht als Nachteil. Ich ticke so wie die Kirchhundemer und es ist ja nicht so, dass ich von ganz weit weg komme. Vielleicht ist es sogar ein Vorteil. Ich kann Themen neutral betrachten und ich bin niemandem verpflichtet. Außerdem tut es auch gut, mal ungestört mit der Familie spazieren gehen zu können und ich selbst sein zu dürfen. Einen guten Draht zu den Bewohnern habe ich trotzdem. Und das Schützenfest in Oberhundem zum Beispiel habe ich schon bisher besucht und werde das auch in Zukunft tun.
Apropos Familie: Sie haben vier Kinder, die zwei jüngsten wohnen bei Ihnen und Ihrer Frau. Kommt die Papa-Rolle in Ihrem Amt nicht zu kurz?
Die Zeit mit der Familie ist sehr überschaubar. Aber das wusste ich vorher. Als Bauamtsleiter hatte ich auch schon viele Abendtermine. Gerade jetzt zu Beginn möchte ich auch zeigen, wer denn überhaupt der neue Bürgermeister ist und viele Termine wahrnehmen. Trotzdem will ich versuchen, die Balance zu halten. Es darf nicht sein, dass ich meine Familie gar nicht mehr sehe. Mit meinen Stellvertretern habe ich zum Glück gute Verstärkung in der Hinterhand.
Kirchhundem hat, ebenso wie Lennestadt, in den vergangenen Jahr einen hohen Einwohnerschwund. Woran liegt das? Ist das eine Frage der Attraktivität?
Ich glaube, wir brauchen dringend Wohnbauflächen. Aus allen Orten kommt der Ruf und der Bedarf ist definitiv da. Problematisch ist nur, dass die meisten Flächen im privaten Besitz sind. Die Flächenentwicklung ist in allen Bereichen ein wichtiges Thema.
Außerdem haben wir viele interessante Arbeitgeber vor Ort, die die Leute zurückholen oder auch gewinnen können. Vielleicht überlegt der ein oder andere durch die Pandemie auch an einem Wohnungswechsel. Es ist schon wertvoll, die Natur vor der Haustür zu haben und nicht in einer Ein-Zimmer-Wohnung in Köln sitzen zu müssen. Ich glaube, die Attraktivität ist schon gegeben. Aber es liegt daran, auch nach außen zu kommunizieren, dass wir ein interessanter Standort sind.
Wenn Kirchhundems Bürgermeister drei Wünsche für das neue Jahr frei hätte, welche wären das?
- Für Kirchhundem wünsche ich mir, dass wir die Corona-Pandemie in den Griff kriegen, damit das öffentliche Leben nicht mehr eingeschränkt ist.
- Und ich wünsche mir weniger schwere Krankheitsverläufe in Zusammenhang mit Corona.
- Für die Gemeinde wünsche ich mir, dass wir gemeinsamen nach vorne gehen und sich niemand im Kleinen zerkriegt. Wir müssen überlegen, wo die Ziele liegen, worauf wir hin arbeiten wollen, damit wir das dann auch zusammen anpacken können.