Baustelle Kirche: „Zwischen Untergang und Auferstehung?!“
Diskussionsrunde in der Kirchhundemer Schützenhalle
- Kirchhundem, 12.04.2019
- Von Celine Kebben

Kirchhundem. „Ist die Kirche in ihrer heutigen Struktur denn so von Gott gewollt? Wie heilig kann ein System sein, in dem so ein Missbrauch möglich war?" Am Mittwochabend, 10. April, wurden diese Fragen in der Schützenhalle Kirchhundem unter dem Motto „Bedenkenswertes bei Bier und Brezeln“ heiß diskutiert. Kabarettistin Hettwich vom Himmelsberg und Prof. Dr. Thomas Sternberg debattierten, ob die Kirche eher in Richtung „Untergang“ oder „Auferstehung“ unterwegs ist.

Die circa 250 Besucher konnten ihre Meinungen und Fragen auf Karten schreiben. In der anschließenden Diskussionsrunde mit Silvia Greiten, Leiterin der Musikgruppe Horizont, Pater Johannes Nies MSF, Alexander Sieler, dem künftigen Leiter des Jugendspirituellen Zentrums Sauerland, und der angehenden Gemeindereferentin Sophia Grotmann wurde darüber debattiert.


Himmelsberg sprach über die Rolle der Frauen in der Kirche, die immer wichtiger und notwendiger werde: „Das Evangelium kommt immer auf zwei Beinen daher - hat mal ein Pastor gesagt. Heute, wo wir Frauen immer mehr und überall unseren Mann stehen müssen, da haben wir ein anderes Selbstbewusstsein, schauen an uns runter und sehen: Zwei Beine hab ich auch, das Evangelium kann auch mit mir daher kommen. Ich glaube, wir Frauen, sind gleichermaßen und gleichwertig in Gottes Nachfolge berufen.“
Sie ist der Meinung, dass Theologie Interpretation - und damit menschengemacht und fehlbar ist. „Die Machtverteilung und Hierarchie, rein auf Männer konzentriert, ist das denn wirklich mit dem lieben Gott per Hotline abgesprochen? Was für eine Theologie brauchen wir, damit wir als Kirche zukunftsfähig sind?“
„Wann ändert sich mal was?“, fragte Sternberg. Nur noch 58,2 Prozent der Deutschen seien bekennende, gläubige Christen, und es würden immer weniger. Mit Blick auf die anschließende Diskussionsrunde stellte er die Frage: „Wie kann man gemeinsam Kirche sein, und was kann sie selber machen?“
Das Denken der Kirche sei nicht mehr aktuell und die Kirche habe in vielen Punkten über die Zeit an Kompetenz verloren, was es aufzuholen gelte. „In der ‚neuen Situation‘ heute sind die Menschen selbstbewusster und auf andere Weise religiös sozialisiert - viele haben sich an Kirche wundgerieben und sagen, ich will nichts mehr mit der Kirche zu tun haben, aber meinen Glauben so leben.“
Dass ein Frauendiakonat möglich und die stärkere Einbindung von Frauen wichtig sei, betonte Sternberg. „Das Gesicht der Kirche ist längst weiblich vor Ort.“ Auch der Priestermangel sei ein wichtiges Thema, der Einsatz von Leihen, Ehrenamtlichen und Seelsorgern sei längst nicht mehr nur wichtig, sondern dringend notwendig. „Wir werden die Dinge sehr viel stärker selbst in die Hand nehmen müssen. Selber tun - einfach tun“, sagte Sternberg.

Die musikalische Gestaltung übernahm die Welschen Ennester Gruppe „Horizont“. Vorbereitet wurde der Abend vom neu gewählten Vorstand des Pastoralverbundsrates, dem neben Pfarrer Schmidt Gemeindeassistentin Angelika Berels, Christina Ludwig, Christoph Becker und Ansgar Kaufmann angehören.
