Alte Schule in Rahrbach soll zur Flüchtlingsunterkunft werden
Hitzige Bürgerversammlung
- Kirchhundem, 11.04.2024
- Politik
- Von Christine Schmidt
Rahrbach. In Rahrbach soll in der Alten Schule eine Flüchtlingsunterkunft entstehen. Rund 30 Menschen könnten dort unterkommen. Diese Neuigkeit hat am Mittwochabend, 10. April, für eine hitzige Diskussion bei der Bürgerversammlung in der Rahrbacher Schützenhalle gesorgt. Die endgültige Entscheidung darüber trifft der Rat am Donnerstag, 25. April.
Die Situation ist nicht neu: Das Land weist den Kommunen geflüchtete Menschen zu und die Gemeinden müssen dafür sorgen, diese Menschen unterzubringen.
Auch die Gemeinde Kirchhundem steht tagtäglich vor dieser Herausforderung und möchte bestmöglich darauf vorbreitet sein. Bürgermeister Björn Jaorsz erklärte zu Beginn: „Ich muss damit umgehen, was uns abverlangt wird.“ Die Menschen hätten einen guten Grund, warum sie kämen – die Zuweisungen seien nicht aus der Luft gegriffen.
Die Gemeinde sei immer auf der Suche nach Wohnraum. Container aufzustellen und gar Turnhallen zu schließen, seien die letzte Option und für den Bürgermeister menschenunwürdig. Nun habe sich in Rahrbach eine Möglichkeit ergeben: die Alte Schule in der Hochstraße 26. Mit dem Eigentümer habe es bereits Verhandlungen gegeben.
Die Verwaltung brachte daraufhin einen Beschlussvorschlag in den Ausschuss ein. Den verabschiedeten die Mitglieder einstimmig. Um aber Transparenz zu schaffen und fair mit dem Thema umzugehen, wollte der Bürgermeister das Anliegen nun in der Bürgerversammlung ansprechen. Erst anschließend entscheidet der Gemeinderat in zwei Wochen, ob die Immobilie erworben wird.
Die Verwaltung habe sich viele Objekte angesehen, so Jarosz. Nach Abwägung mache das Haus in Rahrbach Sinn. 30 Menschen könnten hier unterkommen. Die Alte Schule sei trocken und warm, das sei wichtig.
Auch wenn es definitiv keine Luxusunterkunft sei und andere Bürger darin vielleicht nicht schlafen würden, sei es erstmal eine gute Bleibe. Auch Größe und Aufteilung sprechen dafür, genauso wie die Lage und die Infrastruktur. Die Aussage sorgte bei einigen Bürgern für Gelächter.
Infrastruktur? Alle zwei Stunden fahre ein Bus, es gebe keine Begegnungsstätte und nicht mal einen Bäcker, so eine Anwohnerin. Sie fügte hinzu, dass die Immobilie in einem sehr schlechten Zustand sei, was weitere Rahrbacher bestätigten.
Immer wieder warfen Dorfbewohner vehement ihre Bedenken und vor allem Ängste ein. Die Kinder könnten dann nicht mehr allein zur Schule gehen oder auf dem direkt anliegenden Spielplatz verweilen. Niemand hätte etwas dagegen, wenn Familien und Frauen kämen, aber vor 30 allein reisenden Männer hätte man eben Angst. „Ich finde die Lage für Menschen, die hier her kommen, schrecklich. 30 Flüchtlinge für Rahrbach sind einfach too much“, so die Anwohnerin.
Das Objekt werde doch nur ein Durchgangslager, so die Befürchtung einiger. Die Menschen blieben nicht, alles werde zugemüllt und die Männer würden vor Langeweile ihre Zeit absitzen. „Für uns sinkt die Lebensqualität“, kamen immer wieder unterbrechende Zwischenrufe aus den Reihen.
Der Bürgermeister zeigte Verständnis für die Sorgen der Bürger. Er wies aber auch daraufhin, dass es kein Wunschkonzert sei und er den Job habe, die Menschen anständig unterzubringen. Und dafür sei diese Immobilie geeignet, wiederholte er sich mehrmals.
Etwas energischer sagte er, dass er mal vorsichtig behaupten würde, dass die Angst hochgepusht sei – „es gibt viele positive Beispiele“, verwies er auf Oberhundem. Schlimme Vorfälle seien ihm in der Gemeinde Kirchhundem keinerlei bekannt.
Michael Färber, Fraktionsvorsitzender der CDU, warf ebenfalls ein, die Situation doch sachlich zu betrachten. „Man muss den Menschen eine Chance geben. Es gibt im Rahrbachtal auch gute Beispiele der Integration.“ Und mit dem nahegelegenen Bahnhof Welschen Ennest habe man wohl eine gute Infrastruktur vorzuweisen.
Jarosz und Färber verwiesen zudem mehrfach auf die Flüchtlingsunterkunft in Oberhundem, die mitten im Ort liegt. Dort leben 36 Geflüchtete und die Lage sei friedlich und ruhig. Gerne könnten die Rahrbacher mit Ortsvorsteher Peter Meyer das Gespräch suchen. Dort gebe es einen Hausmeister, was auch für die Unterkunft in Rahrbach vorgesehen sei.
Um die Wogen etwas zu glätten, sagte auch Ortsvorsteher Dr. Christian Jung sowie eine weitere Bürgerin, dass man es doch versuchen solle. Man müsse den Menschen eine Chance geben. „Und wenn eine Dorfgemeinschaft es schaffen kann, dann Rahrbach.“
Nach mehr als zwei Stunden war die Diskussion beendet. Die endgültige Entscheidung über die Immobilie trifft der Gemeinderat in der Ratssitzung am Donnerstag, 25. April.