Abschied von Dura – Tag der Arbeit wird zum Tag der Arbeitslosigkeit
Letzte Betriebsversammlung am 30. April
- Kirchhundem, 29.04.2019
- Von Rüdiger Kahlke

Selbecke/Plettenberg. 1. Mai – Tag der Arbeit. Für rund 600 Dura-Mitarbeiter in den Werken Selbecke und Plettenberg ist es ein Tag der Arbeitslosigkeit. Für viele ihr erster. Am Kampftag der Arbeitnehmer ist ihr Kampf um Stellen und Standorte Geschichte. Drei Jahre zwischen Hoffen und Bangen haben ein Ende. Zum 30. April schließen beide Standorte.

„Für viele ist es nicht leicht, eine neue Arbeit zu finden“, schätzt Vladislav Degtiarev. Der Betriebsratsvorsitzende sieht Gründe dafür in der Altersstruktur und in der langen Betriebszugehörigkeit. Kirchhundems Bürgermeister Andreas Reinéry spricht in dem Zusammenhang von zu „speziellen Qualifikationen“, die bei Dura gefragt waren, aber andernorts vielleicht nicht passen und so zum Hindernis werden können.

„Es ist ein trauiger Tag“, sagte Bürgermeister Reinéry mit Blick auf den 30. April. Er bedauerte, „dass es nicht gelungen ist, zu einer Lösung zu kommen.“ Zentrales Problem sei aus seiner Sicht die Kommunikation gewesen. Es habe lange gedauert „adäquate Ansprechpartner zu finden.“ Den Betroffenen rät er, die Anstrengungen, einen Job zu suchen, fortzusetzen.
Der Kreis Olpe und die Gemeinde Kirchhundem sieht er in Sachen Arbeitsmarkt „gut aufgestellt“. Man könne von Vollbeschäftigung sprechen. „Der Arbeitsmarkt funktioniert“, so Reinéry. Zu Spekulationen über die künftige Nutzung des Dura-Areals in Selbecke mochte er sich nicht äußern. Reinéry ließ aber durchblicken, dass es derzeit Überlegungen zur künftigen Nutzung gebe, die „weit konkreter sind als bisherige“. Da müsse man aber noch etwas abwarten.

Schrittweise sollten etwa 800 der rund 1100 Stellen abgebaut werden. Es war nicht der erste, aber der größte Stellenabbau seit Ende der 1990-er Jahre. Immer gab es nach Restrukturierungen, die die Beschäftigten teilweise durch Verzicht auf tarifliche Leistungen mitfinanziert hatten, Hoffnung, die Arbeitsplätze im damals größten Plettenberger Unternehmen zu erhalten.
Die Betriebsräte haben versucht, für die Mitarbeiter Brücken zu bauen, so Faruk Ikinci, Betriebsratsvorsitzender bei Dura in Plettenberg und Mitglied im Europabetriebsrat. Bei acht Veranstaltungen mit der Agentur für Arbeit, bei Weiterbildungsbörsen mit 22 Trägern von Weiterbildungsmaßnahmen und einer Arbeitgeberbörse, konnten sich die Betroffen informieren, konnten Kontakte knüpfen.
„Die Menschen brauchen Hilfe“, ist sieht Ikinci alle Beteiligten in der Pflicht und lobt die gute Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur. Wirtschafts- und Arbeitsministerium halfen Fördermittel aus dem europäischen Sozialfonds für Beratungs- und Vermittlungsangebote zu mobilisieren. Vom Arbeitgeber sei keine Hilfe gekommen, so der Betriebsrat.
„Wir nehmen die Kolleginnen und Kollegen bei den Maßnahmen an die Hand“, sagt Ikinci. Selbst nutzt er Kontakte zu anderen Unternehmen, um Dura-Mitarbeiten zu helfen. Zumindest untereinander soll der Kontakt nicht abreißen, sollen Austausch und Hilfe möglich bleiben. Eine Whats-App-Gruppe sorgt noch für Zusammenhalt.

