Flaggenparade bei den Nordmanntannen

Plastik-Fähnchen als Qualitätssiegel / Bocks setzen auf ungespritzte Weihnachtsbäume


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 von s: Rüdiger Kahlke
© s: Rüdiger Kahlke

Flaggenparade an der K 36. Blau-weiße Plastik-Rechtecke flattern an den Baumspitzen. Die Markierungen signalisieren Qualität. Genauer: qualitativ gute Nordmanntannen. Die sind das Hobby von Tristan und Andreas Bock.


Im November bereits haben sie die Tannen begutachtet und markiert. Vorsorglich. Denn: "Unterm Schnee sieht man die Qualität nicht", sagt der Junior, der den Weihnachtsbaum-Anbau in dritter Generation betreibt. Und manche haben schon beim Start in den Advent gewählt, was später daheim für weihnachtliches Flair sorgen soll. Rote oder gelbe Fähnchen signalisieren: dieser Baum ist schon vergeben.
Der Verkauf ab Hof - auch eine Besonderheit - startet erst am dritten Advents-Wochenende, diesmal also am Samstag, 12. Dezember. „Unsere Kunden lieben es frisch“, sagt Tristan Bock. Dann holt er alle zwei Tage Nachschub aus den Kulturen, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Hof in Schlenke liegen. Als Markenzeichen wirbt der Familienbetrieb damit, ungespritzte Bäume anzubieten. „Da ist keine Chemie drin“, betont der Senior. Und woran sieht man das? „Der optische Eindruck“, sagt Andreas Bock. Den könne auch der Verbraucher nachvollziehen. „Noch sind die Wiesen bei uns grün - nicht abgespritzt grau oder braun. In großen Kulturen ist das sicher nicht anders möglich“, räumt Tristan Bock ein. Für die Hobby-Weihnachtsbaumproduzenten ist der Verzicht auf Chemie ein wichtiger Aspekt. So gebe es auch keine Ausdünstungen, wenn die Bäume in wärmere Räume kommen.
Öko-Siegel lohnt sich nicht
Wegen der überschaubaren Fläche „können wir uns intensiv um die Bestände kümmern“, sieht Andreas Bock keinen Grund chemische Helfer einzusetzen. Und weil wegen der unmittelbaren Nähe zum Hof auch keine großen Kosten für Einschlag und Transport anfallen, sind die ungespritzten Weihnachtsbäume preislich konkurrenzfähig. Tristan Bock stellt aber auch klar: „Das sind keine Öko-Bäume. Dazu müsste der Betrieb zertifiziert sein. Das lohnt sich bei unserer Größe nicht.“ Das Öko-Siegel gibt es nicht zum Null-Tarif.
Der Betrieb wurde bewusst klein gehalten. Nordmanntannen anzubauen sollte Hobby bleiben. Ein Ausgleich für die Betreiber. Während für große Produzenten sechs Wochen vor Weihnachten die stressigste Zeit des Jahres ansteht, geht Tristan Bock die Saison entspannt an. Auf dem Hof laufen die Vorbereitungen für den Verkaufsstart. Es gibt Glühwein für die Gäste. Kinder können sich auch beschäftigen, während die Großen klönen. Und Familien können die Suche nach dem Weihnachtsbaum zum Event machen, selbst zur Säge greifen und sich ihren Wunsch-Baum aus der Schonung holen. „Bis vor zwei Jahren gab es das nicht. Aber es wurde nachgefragt und wird gut angenommen“, sagt Tristan Bock zu dem neuen Angebot.
Mystik weicht Event-Kultur
Die Mystik früherer Zeiten, dass das Christkind auch den Weihnachtsbaum mitbringt, ist der Event-Kultur gewichen - auch auf dem Land.
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