Hilferuf und Warnung aus Südwestfalen

Flüchtlinge: Landräte sehen Kommunen und Bürger überfordert / Gemeinsamer Brief an Merkel und Kraft


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Warnt vor einer weiteren Belastung von Kommunen und Bürgern: Landrat Frank Beckehoff.
Warnt vor einer weiteren Belastung von Kommunen und Bürgern: Landrat Frank Beckehoff.

Angesichts weiter steigender Flüchtlingszahlen haben die Landräte der fünf Kreise Südwestfalens, darunter Frank Beckehoff für den Kreis Olpe, ein gemeinsames Schreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft geschickt. Darin betonen die Kreis-Chefs, dass Kommunen und Bürger mit der Bewältigung der Situation überlastet sind.


Vor diesem Hintergrund sorgen sich die Landräte bundesweit um den inneren Frieden und das Erstarken extremistischer Kräfte. Aus diesen Gründen fordern sie eine zeitnahe, effektive Lösung zur Eindämmung der Flüchtlingszahlen. Das Schreiben im Wortlaut: „Wir, die Landräte der fünf Kreise Südwestfalens, wenden uns an Sie aus großer Sorge um unser Land. Grund dafür ist der massive, immer schneller steigende und offenbar nicht mehr kontrollierte Zustrom an Flüchtlingen nach Deutschland. Die Bundesregierung hat mitgeteilt, dass allein im September 2015 164 000 Asylsuchende nach Deutschland gekommen sind, zum Teil bis zu 10 000 Flüchtlinge pro Tag, viele davon ohne gültige Dokumente.
Selbstverständliche Hilfe für Schutzbedürftige
Es ist für uns selbstverständlich, Menschen, die Schutz benötigen, zu helfen. Wir freuen uns auch über die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft, mit der viele Bürgerinnen und Bürger die Flüchtlinge in unseren Kreisen willkommen heißen sowie die großartigen Leistungen und Anstrengungen unserer haupt- und ehrenamtlichen Helfer. Bis jetzt sind in unseren fünf Kreisen rund 18.000 Flüchtlinge aufgenommen worden. Aktuell werden mehrere tausend zusätzliche Plätze in Notunterkünften geplant. Täglich müssen die kreisangehörigen Städte und Gemeinden mehrere hundert neue Flüchtlinge aufnehmen. Wir haben dafür innerhalb kürzester Zeit Notunterkünfte einrichten müssen und sind auch weiterhin bereit, alles uns Mögliche zur Bewältigung der aktuellen Flüchtlingssituation zu tun. Die bisherige Praxis, innerhalb kürzester Zeit – drei Tage - mehrere Hundert zusätzliche Plätze in Notunterkünften bereit zu stellen, kann allerdings nicht mehr aufrechterhalten werden.
„Unsere Kapazitäten sind erschöpft"
Wir stellen fest: Unsere Kapazitäten sind erschöpft, die Helfer längst an ihre Leistungsgrenze gestoßen. Es gelingt uns immer weniger, Betreiber für Notunterkünfte zu gewinnen. Die Kapazitäten aller Hilfsdienste und -organisationen sind weitgehend ausgeschöpft. Geeignete Sicherheitsdienste, Anbieter für die Verpflegung der Flüchtlinge und zur Herrichtung der Unterkünfte sind kaum noch zu finden. Einige Notunterkünfte müssen deshalb mit freiwilligen eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Stadt- und Kreisverwaltungen betrieben werden. Deren eigentliche Arbeit bleibt in dieser Zeit unerledigt. Wir sind in ernster Sorge, dass bei vielen Bürgerinnen und Bürgern das Verständnis für die bevorzugte Erfüllung von Aufgaben zur Betreuung von Flüchtlingen weiter schwindet und die Stimmung gegen Flüchtlinge, aber auch die politisch Verantwortlichen umschlagen könnte.
Forderung nach Maßnahmen zur Eindämmung
Unser Land und damit auch die fünf Kreise, die wir vertreten, sind bereit, viele Flüchtlinge aufzunehmen. Aber die gegenwärtige Situation von faktisch offenen Grenzen überfordert unsere Aufnahmefähigkeit und –bereitschaft. Unsere Sorge ist, dass eine ungebremste Fortsetzung des ungeordneten und ungesteuerten Flüchtlingszustroms den inneren Frieden unseres Landes gefährdet sowie die radikalen und extremistischen Kräfte stärkt. Wir möchten Sie daher nachdrücklich bitten, zeitnah geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die den gegenwärtigen Zustrom von Flüchtlingen schnell und effektiv verringern. Es darf nicht nur die Botschaft in die Welt gesendet werden „Wir schaffen das“. Es muss genauso klar zum Ausdruck gebracht werden, dass unsere Aufnahmekapazitäten und Möglichkeiten begrenzt sind." (LP)
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