Zapfenstreich am Monatsende

Hannelore und Udo Häuser gehen in Ruhestand / Aus Kneipe wird Restaurant


  • Lennestadt, 19.05.2015
  • Von Sven Prillwitz
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Nach mehr als vier Jahrzehnten ist Schluss: Hannelore und Udo Häuser stellen den Betrieb ihrer Gaststätte "Zum Alten Amtsgericht" in Grevenbrück Ende Mai ein. Mit Marco Andresen ist bereits ein Nachmieter gefunden, der aus der Kneipe ein Restaurant machen wird.


Eigentlich wollte sich das Ehepaar Häuser erst Ende Juni aus dem Gaststättengewerbe zurückziehen, nach dem Schützenfest im Ort. Am Frühstückstisch allerdings, sagt Hannelore Häuser, sei vor kurzem die Entscheidung gefallen, doch bereits einen Monat früher einen Schlussstrich zu ziehen. Weil mit Marco Andresen bereits ein neuer Pächter in den Startlöchern stand. Und weil die 68-Jährige und ihr Ehemann Udo (72) auch aus gesundheitlichen Gründen froh sind, sich nach 40 Jahren und sechs Monaten zur Ruhe setzen zu können. "Wir gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wir sind froh, dass der Druck und die Arbeit jetzt aufhören. Natürlich ist aber auch eine ordentliche Portion Wehmut mit im Spiel, denn man kennt ja jeden Nagel in der Wand", sagt Hannelore Häuser. Seit dem 22. November 1974 stehen sie und ihr Gatte hinter dem Tresen des "Landgasthofs Zum Alten Amtsgericht". Von morgens bis abends, in der Regel sechs Tage die Woche. Im November vergangenen Jahres feierten sie den 40. Jahrestag als Inhaber der Kneipe, über der sie wohnen und wohnen bleiben. 1981, nach dem Tod des damaligen Hausbesitzers, hatten Hannelore und Udo Häuser das Gebäude gekauft.
Gäste in Badehosen und aus dem einstigen Kurhotel
Und seitdem eine Menge erlebt. Hannelore Häuser könnte zahlreiche Anekdoten erzählen. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr ein im Winter ausgerichtetes "Sommerfest", als plötzlich eine Gruppe leichtbekleideter Männer aus der Kälte in die Kneipe kam. "Die hatten alle nur Schuhe und Badehosen an", erzählt die 68-Jährige. Grinsen muss sie auch bei dem Gedanken an die vielen Kurgäste, die damals in Grevenbrück zu Gast waren: "Die mussten wir abends quasi rausschmeißen, weil die um zehn Uhr wieder im Kurhotel sein mussten." (Aus dem einstigen Kurhotel "An den Eichen" ist mittlerweile eine Seniorenresidenz geworden, Anm. d. Red.) Dass sie die Gaststätte, zu der auch ein Saal gehört, überhaupt so lange führen würden, sei Mitte der 1970er Jahre nicht geplant gewesen. "Ich wollte nie eine Kneipe führen. Udo hat mich damals aber überzeugt, es für fünf Jahre zumindest mal zu versuchen", erinnert sich Hannelore Häuser. Heute, knapp vier Jahrzehnte später, blickt sie zurück auf "viele schöne Stunden". Erzählt, dass das Ehepaar mit der Zeit "in den Beruf hineingewachsen" sei. Dass es Spaß gemacht habe, die Gaststätte zu betreiben, die vielen Stammkunden zu bewirten und so zu einem prägenden Teil des öffentlichen Lebens in Grevenbrück zu werden. Der Abschied kommt für das Ehepaar aber auch aus einem anderen Grund zum richtigen Zeitpunkt. "Früher gab es 16 Kneipen im Ort, das ist heute unvorstellbar", sagt Hannelore Häuser. Sie spricht von einem veränderten Freizeitverhalten der Menschen, von weniger Kneipengängern. Auch infolge des Nichtraucherschutzgesetzes, das im Mai 2013 in Nordrhein-Westfalen in Kraft trat.
Künftig Essen "à la carte" und vom Büffet
Mit Marco Andresen übernimmt ein gelernter Koch die Gaststätte zum 1. Juni. Der neue Pächter will den Namen "Zum Alten Amtsgericht" beibehalten, aus der Kneipe aber ein Restaurant machen, in dem Essen "à la carte", also nach Speisekarte, serviert wird. Geplant sind außerdem Frühstücks- und Mittags-Büffets, sagt Marco Andresen auf Anfrage von LokalPlus. Den Saal will der Bamenohler, der seit 17 Jahren als Koch im Sauerland tätig ist, für Veranstaltungen wie Familienfeiern vermieten. Am Mittwoch, 3. Juni, will Andresen sein Restaurant eröffnen. "Wir wünschen ihm alles Gute und viel Erfolg", sagt Hannelore Häuser. Sie und ihr Ehemann haben bereits angekündigt, dem Pächter bei Fragen jederzeit zur Verfügung zu stehen. Vor der Übergabe allerdings werden sich die aktuellen Inhaber noch offiziell von ihren Stammkunden verabschieden: Am Sonntag, 31. Mai, werden sie die Gaststätte zum letzten Mal öffnen. Und hoffen auf einen schönen Abschluss nach mehr als 40 Jahren.
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