Für ein „soziales und demokratisches Gemeinwesen"

150 Menschen nehmen an Kundgebung für Recht auf Asyl teil / Scharfe Kritik an Politik und Rassismus


 von s: Nils Dinkel
© s: Nils Dinkel

Auf dem Altenhundemer Marktplatz fand am Montagabend, 9. November, eine Kundgebung der AG „es TUT sich WAS“ statt. Rund 150 Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern besuchten die Versammlung, mit der die Organisatoren ein Zeichen setzen wollten für ein Recht auf Asyl und Humanität im Umgang mit Flüchtlingen.


Der 9. November sei ein historischer Tag, an dem die Berliner Mauer fiel und der erste Weltkrieg endete, sagte AG-Mitglied Gregor Kaiser. Außerdem jährt sich an diesem Tag auch die Reichspogromnacht von 1938, in der es auf Anweisung des damaligen Nazi-Regimes zu organisierten Angriffen auf jüdische Einrichtungen und Menschen kam. Umso wichtiger sei es beim Rückblick auf ein solches Ereignis, dass Menschenrechte definiert seien, sagte Kaiser und bezog sich auf die Artikel 1 und 3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen. „Alle Menschen sind frei an Würde und Rechten geboren" und „Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person" heißt es darin.
Danke an Helfer, Breitseite gegen Seehofer
Bereits in den 90er Jahren habe seien zahlreiche Flüchtlinge nach Deutschland gekommen, weil sie vor Krieg und Zerstörung fliehen mussten. Damals wie heute hätten Flüchtlingsheime gebrannt, sei es zu Übergriffen auf Asylsuchende gekommen. Trotzdem empfindet Kaiser die aktuelle Situation im vergleich zu damals angenehmer. „Die, die damals halfen, mussten sich beschimpfen lassen. Heute ist das anders“, sagte er im Namen der Aktionsgemeinschaft und dankte den Helfern für den täglichen Einsatz. Mit deutlichen Worten verurteilte Kaiser die rund 500 bislang registrierten Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte in diesem Jahr. Scharfe Kritik übte er an der Politik. So scheine etwa der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer die Menschenrechte gar nicht zu kennen. Anstatt sich um innerdeutsche Probleme zu kümmern, gehe man gegen die Schwächsten vor, nämlich die Kriegsflüchtlinge, monierte Kaiser.
Verschärftes Asylrecht trotz Massentod im Mittelmeer
Das Recht auf Asyl, auf das Politiker stolz verweisen, sei immer weiter verschärft worden, sobald es zu größeren Fluchtbewegungen kam. Die schweren Unglücke im Mittelmeer hätten politisch nur kurzzeitig für Bewegung in der Menschenrettung gesorgt. Zum Ende seiner Ansprache appellierte Kaiser an die Teilnehmer der Kundgebung: „Lasst uns zusammen an einer Europäischen Union arbeiten, die den Marktradikalismus aufgibt und sich endlich darauf besinnt, ein soziales und demokratisches Gemeinwesen aufzubauen.“ Die Kundgebung wurde von musikalischen Beiträgen von Esther Bejarano und der „Microphone Mafia" (HipHop) aus Köln, untermalt. Gemeinsam waren diese im vergangenen Jahr im Gymnasium der Stadt Lennestadt auf. Die 90-jährige Bejarano hatte im Mädchenorchester des KZ Ausschwitz mitgewirkt und Krieg und KZ überlebt. Zum Abschluss hielt Engelbert Prevorcic eine Ansprache, in der es um Fluchtursachen ging, die zum einen im Krieg und zum anderen in den Unterschieden zwischen armen und reichen Ländern lägen. Die Zuschauer honorierten die Ansprachen von Prevorcic und Kaiser mit Applaus. Die Veranstaltung verlief friedlich.
Bildergalerie starten
Für ein „soziales und demokratisches Gemeinwesen"
Artikel teilen: