6000 Watt bringen Bilder auf die Leinwand

Adventkalender: Der Vorführraum ist großes Kino für Technik-Fans


  • Kreis Olpe, 02.12.2015
  • Von Volker Lübke
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    Volker Lübke

    Redaktion

Theaterleiter Stefan Brögeler erklärt die Technik im Vorführraum des Olper Kinos - und kennt die Gefahren. von s: Volker Lübke
Theaterleiter Stefan Brögeler erklärt die Technik im Vorführraum des Olper Kinos - und kennt die Gefahren. © s: Volker Lübke

Eine Tür, ein flaches Fenster ins Dunkel, der Rest ist Beton und Technik. Stefan Brögeler öffnet die Tür zu einem Vorführraum im Olper Kino Cineplex. Der Theaterleiter trägt Schutzkleidung – nicht etwa, weil der Film besonders actionreich wäre. Er wartet die Anlage.


Wo früher einmal kilometerweise Zelluloid von einer Filmspule auf die andere ratterte, steht heute ein ebenso imposanter Beamer. Ein großer, gerippter Blechkasten beherbergt das Herzstück des Gerätes: eine Xenon-Lampe mit 6000 Watt Leistung. Um die zu wechseln, zieht Brögeler Schutzmaske, eine Art Mantel und Handschuhe an. „Nein, da ist nichts Giftiges drin“, sagt er. Trotzdem habe er großen Respekt vor dem Teil: „Wenn so eine Leuchte kaputt geht, explodiert sie quasi.“ In dem Glaskolben der Projektorlampe herrscht ein Druck von 18 bar. Geht das Glas zu Bruch, fliegen kleinste Scherben mit großer Wucht in alle Richtungen. Alle fünf, sechs Wochen müssen die Beamer-Lampen gewechselt werden. „Nach 600 Betriebsstunden reicht das Licht nicht mehr für erstklassiges Kino.“
Oben aus dem Kasten führt ein Rohr in Richtung Klimaanlage. „Wenn die Kühlung nicht läuft, streikt sofort der ganze Beamer“, erklärt Stefan Brögeler. Überhaupt sind die Vorführräume – nicht nur im Olper „Cineplex" – in aller Regel klimatisiert. Wo viel elektrische Leistung verbraucht wird, entsteht eben Wärme. Und die 35 Grad, die die Geräte gerade noch vertragen, sind in dem kleinen Raum schnell erreicht. Wenn früher ein Projektor nicht mehr wollte, konnten sich die Filmvorführer meistens irgendwie selber helfen, erinnert sich Brögeler: „Wenn heute so ein Beamer streikt, ist wirklich Schicht.“ Bislang sei ihm das allerdings noch nicht passiert.
Durch das Fenster wirft der Beamer die Bilder auf die Kinoleinwand. Die ist fast 20 Meter entfernt. Um den Besuchern auf allen 140 Plätzen nicht nur Top-Bilder, sondern auch das passende Klangerlebnis zu bescheren, steht neben dem Beamer ein ganzer Turm aus Verstärkeranlagen. „Wenn Klimaanlage und Lüfter rauschen, hört man hier eigentlich nichts davon, allenfalls die Bässe sind zu spüren“, sagt der Chef des Olper Kinos.
Und wo sind hier die Filme? Von einem DVD-Regal keine Spur. „So ein Spielfilm hat je nach Bild- und Tonformat 100 bis 350 Gigabyte“, lacht Stefan Brögeler. Okay, das passt auf keine DVD. „Früher haben wir die großen Filmspulen geschleppt. 90 Minuten Film bedeutete da 20 Kilo.“ Für eine Stunde Filmvergnügen liefen 1800 Meter Material durch den Projektor. Brögeler erinnert sich noch gut an seine beruflichen Anfänge im legendären Hilchenbacher Viktoria-Theater. „Da haben wir noch im Überblendbetrieb gespielt“, erzählt er. Im Vorführraum liefen zwei Projektoren – wenn die eine Spule zu Ende ging, wurde die zweite eingeblendet, ohne dass die Kinobesucher etwas davon mitbekommen hätten.
Heute werden die Filme per Satellit direkt auf den Server des Kinos übertragen. „Oder sie kommen ganz analog als Festplatte im Paket.“ Abspielen können Brögeler und seine insgesamt 23 Olper Mitarbeiter die Streifen damit aber noch lange nicht. „Wir bekommen vom Filmverleih einen Schlüssel, d.h. einen Code, der exakt zum Server, Beamer und manchmal sogar zu der vorgesehenen Spielzeit passt.“ Die eigentliche Arbeit im Vorführraum übernimmt Kollege Computer. Ein sogenanntes Theater-Management-System, kurz TMS, steuert alles, von der eingespielten Werbung über die Trailer bis zum Hauptfilm. Die Steuerung erfolgt über das Kassensystem“, erklärt Stefan Brögeler. Das weiß nämlich, welcher Film zu welcher Zeit in welchem der fünf Kinosäle an der Franziskanerstraße angesagt ist.
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