Abschied aus einem erfüllenden Amt

Ehrenbecher und Großer Zapfenstreich für Horst Müller


  • Olpe, 17.10.2015
  • Von Volker Lübke
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© s: Volker Lübke

Selbstbewusst, gradlinig, sachlich, humorvoll – so kennen die Olper ihren Bürgermeister seit knapp 19 Jahren. Ungewöhnlich nervös und berührt präsentierte sich dieser Horst Müller am Freitagabend (16. Oktober), als er nach 6808 Tagen im Amt des Stadtoberhauptes und 46 Jahren im öffentlichen Dienst seinen Abschied nahm.


Alle waren gekommen, um dem Mann an der Spitze von Rat und Verwaltung in der Stadthalle die Ehre zu geben: Vertreter aus Vereinen, Verbänden, des Rates und nahezu der kompletten Stadtverwaltung, Freunde, Weggefährten und Familie. „Sie haben es geschafft, mich an den Rand des emotionalen Zusammenbruchs zu bringen“, sagte Müller, als er nach einigen Verabschiedungsreden selbst auf der Bühne stand. Aber eben nur an den Rand. Das Taschentuch, das er gleich darauf zückte, gelte nicht etwa den Tränen, sondern nur seinem Schnupfen, betonte der 73-Jährige wortgewandt. Schnell fand er zum gewohnten Horst Müller zurück, parierte gekonnt die teils launigen Ehrenworte seiner Vorredner mit der passenden Portion Humor.
Landrat: "Vor lauter Engagement das Renteneintrittsalter irgendwie verpasst."
„Du hast stets mehr in diesem Amt gesehen als die Führung der Verwaltung“, sagte Landrat Frank Beckehoff. Bleibende Zeichen seines Wirkens nannten der Landrat und einige andere Redner: Gewerbegebiet Hüppcherhammer, Neue Mitte, Biggerundweg, Feuerwehrgerätehaus und mehrere Schulausbauten waren die Stichworte. „Bei so viel Engagement verwundert es nicht, dass du den Renteneintritt mit 67 irgendwie verpasst hast“, so Beckehoff mit Blick auf den an Jahren ältesten Bürgermeister Nordrhein-Westfalens: „Du hast in Olpe viel bewegt, und Olpe hat dich immer bewegt.“
„Warum bekommt einer, der seinen Job gemacht und dafür ja auch noch Geld bekommen hat, die höchste Auszeichnung, die die Stadt zu bieten hat?“, fragte Müller sich anschließend selbst. Sein erster Stellvertreter Markus Bröcher (CDU) hatte ihm zuvor den Ehrenbecher der Stadt überreicht. „Ich empfinde es als Dankeschön und habe diese Auszeichnung mit unbändigem Stolz entgegengenommen“, beantworte Horst Müller die eigene Frage.
Ebenso nahm er die Worte von Volker Reichel (SPD) als Vertreter der Ratsfraktionen und Oppositionsführer als das, was sie sein sollten: „Ein ganz dickes Lob“ (Reichel). Müller habe nach der abgeschafften Doppelspitze die Funktion des hauptamtlichen Bürgermeisters erst neu erfinden müssen, so Reichel. Dabei habe er der Stadt Olpe ihre heutigen Züge gegeben. „Und das war nicht immer schlecht.“ Entsprechend ironisch war das Abschiedsgeschenk gemeint: Eine Parkuhr. Müllers Bürgermeister-Kollege aus Wenden, Peter Brüser, fand ebenso passende Worte zur Verabschiedung wie Christian Koch als Vorsitzender des Personalrates der Stadtverwaltung. „Lieber Onkel Horst“ leitete Hubertus Theile-Ochel dann seine Ansprache ein, die den Geehrten augenscheinlich besonders berührte. Mit seinem Neffen am Rednerpult hatte der scheidende Bürgermeister ebenso wenig gerechnet wie mit seinem langjährigen Freund aus Tirol im Saal. Mehr als 200 Sitzungen von Rat und Finanzausschuss hat Horst Müller als Bürgermeister geleitet. „Ich habe viel von dir gelernt“, sagte Peter Weber, der am 21. Oktober offiziell die Amtsgeschäfte des Bürgermeisters übernimmt. Mit einem Augenzwinkern reagierte Müller auf die Redewendung von großen Fußstapfen: „Ich kann Sie beruhigen: Peter Weber hat Schuhgröße 45, ich selber nur 43 – das passt schon.“
Müller bedankte sich namentlich bei seinem Fahrer, seiner Sekretärin Sigrid Mynar und allen 200 Mitarbeitern der Stadt Olpe: „Der Bürgermeister ist Moderator und Sie alle haben dafür gesorgt, dass er in gutem Licht dasteht.“ Seine Ehefrau Marianne nannte Müller „die diskrete Kompetenz im Hintergrund“.
Der Musikzug der Freiweilligen Feuerwehr Olpe unter Leitung von Andreas Reuber umrahmte die Feier zu Horst Müllers Verabschiedung mit festlicher Musik und erntete verdienten Beifall. Zum Abschluss fanden sich die Gäste zum Großen Zapfenstreich vor der Stadthalle zusammen, der protokollgemäß mit Fackeln, Rauch und großem Aufmarsch vonstattenging.
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