Kein Tabu-Thema: Viertklässler beschäftigen sich mit dem Tod

Schüler der Agatha-Grundschule Altenhundem besuchen Bestattungs-Haus Hesse


Ralf Hesse zeigte den Schülern den Ausstellungsraum. Ohne Scheu stellten die Kinder ihre Fragen. von s: Kerstin Sauer
Ralf Hesse zeigte den Schülern den Ausstellungsraum. Ohne Scheu stellten die Kinder ihre Fragen. © s: Kerstin Sauer

„Ich möchte mal in meinem Bett beerdigt werden. Mit allen Kuscheltieren.“ Begeistert erzählt der Zehnjährige von seinen Plänen. Ralf Hesse, der in Altenhundem eine Schreinerei und ein Bestattungsunternehmen betreibt, schmunzelt. Warum auch nicht? „Kinder haben eine andere Art, mit dem Thema Tod umzugehen“, weiß der Fachmann.


Weil sie gerade im Religionsunterricht über das Thema „Tod und Sterben“ sprechen, haben jetzt einige Viertklässler der Altenhundemer St. Agatha-Grundschule das Bestattungshaus Hesse besucht.
Der Umgang mit dem Thema sei im Unterricht nicht immer einfach, weiß Religionslehrer Thomas Krummenerl. Er arbeitete während der Schulstunden mit Materialien zur ARD-Themenwoche zum Thema „Tod“, erlebte mit, dass Schüler in einigen Momenten sehr bewegt waren, weil gerade der Hamster gestorben oder ein Familienmitglied schwer erkrankt war. Schülerin Marie Hesse hatte plötzlich eine Idee: Warum nicht Papa Ralf auf der Arbeit besuchen? Thomas Krummenerl nahm den Vorschlag gerne an – und die Schüler aus seinem Religionsunterricht waren gespannt, was sie im Bestattungshaus Hesse erwartete.
Zwei Gruppen
Aufgeteilt in zwei Gruppen besichtigten die einen zuerst den Ausstellungsraum, die anderen nahmen den Bestattungswagen unter die Lupe. Ralf Hesse erklärte den Viertklässlern in der Ausstellung, dass es verschiedene Sarg-Modelle gibt, zeigte wie die Ausstattung aussehen kann und berichtet von unterschiedlichen Bestattungsformen wie z.B. der Feuer- oder Seebestattung Neugierig hörten die Schüler zu, untersuchten mit ihren Händen die Ausstattung eines Sarges und bewunderten die Urnen. Ebenso spannend war es beim Bestattungswagen: Schiebebühne, Beleuchtung, Sargraum und –trage – alles wurde genauestens erfragt und unter die Lupe genommen. Aufgeschlossen. Interessiert. Ohne die geringste Scheu.
Kinder begreifen viel
„Kinder sind neugierig. Auch beim Thema Tod begreifen sie mehr, als wir Erwachsenen glauben“, sagt Ralf Hesse. Und ab einem bestimmten Alter sei es wichtig, mit den Kindern auch über den Tod zu sprechen, fügt Lehrer Thomas Krummenerl hinzu: „Sie setzen sich mit dem Thema auseinander, nicht weil eine konkrete Erfahrung sie dazu zwingt. Sie können Fragen stellen und gemeinsam nach Antworten suchen. In Gesprächen wird deutlich, wie tiefgründig Kinder darüber nachdenken und relativ unbefangen auch andere an ihren Gedanken teilhaben lassen.“
So wie den Wunsch nach einer Bestattung im Bett. Mit vielen Kuscheltieren.
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