Vergessene Schätze an vergessenen Orten

Die Jagd nach „Lost Places“ und die weltweite Regel des geheimen Hobby


  • Kreis Olpe, 29.10.2015
  • Von Barbara Sander-Graetz
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    Barbara Sander-Graetz

    Redaktion

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Es ist eine Entdecker- und Sammlerleidenschaft der anderen Art: Sie suchen Objekte, die dem Zerfall ausgesetzt sind. Vor der eigenen Haustür, in der Heimatregion, aber auch bundesweit und international. Diese Plätze nennen sie „Lost Places“ (zu Deutsch: verlorene Orte). Ihr Hobby teilen sie nur untereinander, weshalb die „Lost Places“-Sucher aus dem Kreis Olpe auch anonym bleiben wollen. LokalPlus hat mit einem von ihnen gesprochen.


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Vergessene Schätze an vergessenen Orten
Die Zukunft dieser Orte liege oft im Ungewissen. Bebauungspläne, Restaurationen oder ein kompletter Abriss der „verlorenen Orte“ seien meist nicht leicht in die Tat umzusetzen. Manchmal seien es aber auch einfach Orte, an denen Dinge abgelegt und vergessen wurden. „Eigentlich sollten sie nochmals gebraucht werden, doch dann wollte es der Zahn der Zeit anderes und so werden sie zu vergessenen Schätzen an vergessenen Orten. Die Natur schlägt zurück und holt sich den Platz wieder, der ihr einmal genommen wurde.“ Mit diesen Worten beschreibt ein „Lost Places“-Jäger sein Hobby.
Wenige hundert Meter abseits bekannter Stellen
Auch im Kreis gibt es diese Orte. Oft nur wenige hunderte Meter von öffentlichen und bekannten Stellen entfernt, an Wegen im Wald, in Lichtungen, die man nur finde, wenn man von bekannten Pfaden abweiche. Weltweit hätten sich ganze Gruppen gebildet auf der Suche nach diesen vergessenen Orten. Meistens handle es sich um Bauwerke aus der jüngeren Geschichte, die entweder noch nicht historisch aufgearbeitet und erfasst worden sind oder aufgrund ihrer geringen Bedeutung kein allgemeines Interesse finden – und daher nicht als extra erwähnenswert gelten.
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Vergessene Schätze an vergessenen Orten
Viele dieser Lost Places wirkten auf den ersten Blick so, als ob die Menschen das Haus oder den Platz verlassen hätten, um am nächsten Tag wieder zu kommen, es dann aber vergessen haben: Bilder hängen an der Wand, Stühle stehen an den Tischen, Schränke sind gefüllt mit Dingen des täglichen Lebens. „Gerade das macht diese Orte besonders faszinierend. Es fehlt die touristische Erschließung. Man erfährt die Geschichte der Orte ungeschminkt und in seiner ganzen Ursprünglichkeit“, sagt der Sucher, der anonym bleiben möchte.
„Ehrlicher Blick in die Vergangenheit“
„Gerade verlassene Gebäude bieten einen ehrlicheren Blick in die Vergangenheit als Museen, denn was man dort zu sehen bekommt, ist nicht nach vorgegeben Maßstäben zurechtgerückt und aufgearbeitet. Die Dinge in diesen Gebäuden verweisen nicht auf die Vergangenheit, sie sind selbst das Vergangene.“ Und oft auch deshalb schwierig zu finden, weil sie an schwer zugänglichen, mitunter gefährlich zu erreichenden Plätzen lägen.
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Vergessene Schätze an vergessenen Orten
Öffentlich machten die „Lost Places“-Sucher diese Orte in der Regel nicht. Sie wollen sie so erhalten, wie sie sind. Und anderen die Möglichkeit geben, sie zu finden. Graffitis und Vandalismus sind ausdrücklich verpönt. Nicht umsonst gilt eine weltweit gültige Regel: „Alles, was du mitnimmst, sind Fotos. Alles, was du hinterlässt, sind deine Fußspuren im Staub.“
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