„Selfi in Delfi“ mit Kalle Pohl


  • Drolshagen, 28.09.2015
  • Von Katja Fünfsinn
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© s: Katja Fünfsinn

Wenn Kalle Pohl auf die Bühne kommt, hat er stets seine Tante Mimi und seinen Vetter Hein Spack dabei. Denn ohne die beiden wäre auch sein aktuelles Solo-Programm „Selfi in Delfi“ nicht denkbar. Mit dem gastierte er am Samstagabend, 26. September, im Risches’s in Drolshagen.


Passend zum Motto seiner Show begann der Abend mit einem Exkurs über den neumodischen Trend der Selfie-Manie. Und der kann der aus der RTL-Sendung „7 Tage, 7 Köpfe“ bekannte Kabarettist nicht viel Gutes abgewinnen: Handyhersteller würden ja schon darüber nachdenken, ein Gerät auf den Markt zu bringen, mit dem man nicht mehr telefonieren kann, denn: „95 Prozent der Handybesitzer machen Selfies und der Rest fotografiert sein Essen.“ Nein, da hat er doch lieber Handys, die zu etwas nützlich sind und mit integriertem MRT und EKG den Gang zum Hausarzt ersparen. Und mal ehrlich, ein Handy, mit dem man Fieber messen kann, wäre schon praktisch. „Mit den kleinen Geräten geht das sogar rektal.“
Wenn er sich über die Rentenproblematik, Betriebsanleitungen für Babys oder die Körpersprache eines Stand-up-Comedian lustig macht, merkt man Pohl an, dass er viel Unverständnis für die Welt von heute hat. Bei allem Spott für die anderen kann er aber vor allem über sich selbst lachen und baut seine nicht allzu hohe Körpergröße gerne als Witz ins Programm ein.
Treudoof dreinblickendes Schaf
Aber zurück zu Mimi und Hein: Pohl schafft es, sich als Vetter oder Tante immer wieder selbst zu unterbrechen. Blitzschnell wechselt er zwischen seinem Alter Ego, der Tante oder Nichte Jennifer. Jede Figur hat dabei ihre eigene Gestik und Mimik und vor allen Dingen ihre ganz persönliche Meinung. Und die ist nicht immer konform mit der des Hauptcharakters. Ja, der Kalle kann einem manchmal ganz schön leidtun: Alle haben etwas an ihm auszusetzen. Bauchrednerpuppe Dolly, ein treudoof dreinblickendes Schaf, beschwert sich über seine Kalauer, Hein Spack schreibt sein Gedicht vom Sommervogel Flamenco kurzerhand in den Sommertaucher um und Nichte Jennifer betitelt ihn wütend als PatriArsch.
Sorgen um die Kindheit von Prinz Charles
Tante Mimi sitzt mit Magen-Darm-Virus im Wartezimmer, macht sich Sorgen um die Kindheit von Prinz Charles und philosophiert nebenbei ein bisschen vor sich hin: „Ob tot oder blöd, das Problem haben immer die anderen.“ Noch mehr als die Problemchen ihrer Lieblingsstars aus der Yellow Press interessiert die rüstige Rentnerin aber die Gummipuppe auf Nachbars Sofa. Hein Spack regt sich wie immer herrlich über alles auf. Und sein stetiges „Hör mal, Dummsau…“, das er seinem Vetter Kalle vor einer oftmals fragwürdigen Argumentation entgegenschleudert, begeisterte das Publikum hörbar. Der arme Hein erlebt aber auch tatsächlich nur Sachen, die den Blutdruck nach oben schnellen lassen. Ob es nun die Kabelsuche für den HD-Fernseher im Elektronikmarkt ist oder der Besuch beim Orakel von Delphi, das ihm unverschämterweise nicht die Lottozahlen vorhersagen will.
„Heutzutage wird ja alles vermusicalt“
Zwischendurch griff Kalle Pohl immer wieder mal zu seinem roten Akkordeon und trällerte dem Publikum ein kurzes Lied. Im Reggea-Groove über die Animateure „Heiko, Heiko und Max“ oder über die Tante, die ihm langweiliges Essen andrehen will. Die Zuschauer sangen brav mit und wurden mit dem Lied „Beschiss, Beschiss, Beschiss“ mit einer kleinen Premiere belohnt. Zum Abschluss präsentierte Pohl dann noch sein liebstes Hobby: „Musical ist das Thema meines Lebens. Und heutzutage wird ja alles vermusicalt.“ Und so habe auch er eines geschrieben: Ein einsamer Opel Corsa steht im Elefantengras in der Savanne. Darin die Nichte Jennifer mit ihrem Freund Kevin. Tante Mimi wird von Tarzan aus dem Busch gerettet und Hein Spack regt sich über alles auf. Nach einem französischen Chanson als Zugabe verabschiedete sich Pohl mit einem Wunsch von seinem Publikum: „Möge der Humor mit Ihnen sein.“
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