Konzert der Extraklassik: Männer setzen Glanzlichter

Junger Geiger und Tenor treffen Nerv der Besucher


Olga Caspruk führte charmant durchs Programm. von s: Rüdiger Kahlke
Olga Caspruk führte charmant durchs Programm. © s: Rüdiger Kahlke

Star des Abends war nicht die divenhafte Koloratursopranistin Katarzyna Dondalska. Nicht die attraktive und charmant moderierende Mezzosopranistin Olga Caspruk. Stars waren die Herren. Einerseits der erst 14-jährige Geiger Elias David Moncado sowie der aus Mexiko stammende Tenor Antonio Rivera. Sie vor allem setzten die Glanzlichter in dem „Konzert der Extraklassik“ am Mittwoch, 5. August, in der St. Clemens-Kirche.


Die Wendener Agentur Platin-Scala hatte für das Konzert unter Leitung von Prof. Wolfgang Trommer Stars mit internationaler Bühnenerfahrung aufgeboten. Nach dem einleitenden „Ave Maria“, gesungen von der Sopranistin Margret Amadottir, gab es, teilweise in Abänderung des ausgedruckten Programms, eine Streifzug durch die Welt der Opernarien und des klassischen Liedgutes. Katarzyna Dondalska etwa konnte die Spannbreite ihres stimmlichen Volumens bei F. Grothes „Die Nachtigall“ voll zur Geltung bringen.
Dabei wurde deutlich, was eine Kritikerin der britischen BBC gemeint haben muss, als sie sagte: „Katarzyna ist das achte Weltwunder. Ich denke ihre Stimme ist von einem Raumschiff zur Erde gebracht worden.“ Wer die Polin gehört hat, kann sich vorstellen, dass der kleinwüchsige Danziger Oskar Matzerath durch die Kraft und Tonlage seiner Stimme in der „Blechtrommel“ Glas zersplittern ließ.
Charmante Moderation
Weniger auffällig, dafür aber grundsolide präsentierten sich die Isländer Margret Amadottir und Ivar Helgason (Bariton), der sich bei einem nordischen Volkslied selbst auf der Gitarre begleitete. Beim Publikum in der Drolshagener Kirche kam das gut an. Charmant moderierend führte Olga Caspruk durch das Programm, in dem die aus Kiew stammende Sängerin selbst auftrat. Sie verwies darauf, dass Intendant Josef Hesse jeweils ein Extra bei seinen Konzerten böte. Das „Pralinchen“ für das Konzert in Drolshagen war laut Moderatorin der preisgekrönte Geiger Elias David Moncado.
Das Ausnahmetalent, das von sich sagt, die Musik in sich zu haben, wurde von seiner Mutter Mooi Jew Moncado am Klavier begleitet. Den Part am Flügel übernahm ansonsten Wolfgang Trommer, der sein Metier beherrscht, sich als Leiter des Konzertes aber im Hintergrund hielt und den Fokus auf die Solisten lenkte.
Standing ovations für Tenor
Richtig aus sich heraus gingen die Konzertbesucher nur bei einem Solo von Antonio Rivera. Er riss mit seinem temperamentvoll auf Spanisch vorgetragen „Estrellita und Arrullo“ das Publikum von den Sitzen. Standing ovations waren sein verdienter Lohn.
Eingangs hatte Pastor Markus Leber, auf dessen Initiative das Konzert zurückging, die Besucher begrüßt. Er sah sich nicht als „Hausherr“, das sei Jesus, allenfalls als „Hausmeister“ der Kirche. Angesichts des aktuellen Flüchtlingsdramas im Mittelmeer wies er darauf hin, dass Musik geeignet sei, etwas von der Erdenschwere zu nehmen. Sie drücke aus, was man sonst nicht sagen könne.
Ein Gast wurde besonders begrüßt: Kammersänger Günter Wewel, der von den Vorträgen seiner weitaus jüngeren Kolleginnen und Kollegen angetan schien.
Der Beifall nach knapp zweistündigem Konzert für die Künstler wirkte eher höflich als überschwänglich. Das mag an der etwas verhaltenen Art der Sauerländer liegen, vielleicht auch daran, dass die Akteure bei ihrer Klasse in dem Umfeld nicht zur Wirkung kamen. Sie wirkten in dem großen Altarraum teilweise verloren. Die Akustik der Kirche ist auch nicht mit der eines Konzertsaales vergleichbar, das Ambiente eher trist. Fazit: Die Künstler überzeugten, das Umfeld nicht. So war die „Extraklassik“ ein extra Hinweis, dass die Kirche sanierungsbedürftig ist.
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