Abi: Bier, Bässe und Bäumchen

500 junge Erwachsene bei Setz-Tradition


Sie sind wieder unterwegs, die bunt bemalten, laut hupenden Autos in Attendorn und Finnentrop, denn es ist wieder Bäumchensetzen.


Das Abi ist geschrieben, die Noten gibt es in den kommenden Tagen. Da darf gefeiert werden. Aber die Schüler des Rivius und der Ursulinen feiern nicht irgendwie. Sie setzen Bäumchen und das schon seit Jahrzehnten. Am Wochenende war Halbzeit und trotz Regen am Samstag, 30. Mai, war die Stimmung in diesem Jahr wieder einmal richtig gut.
Das Bäumchensetzen gehört in Attendorn zum Abitur wie die Zeugnisübergabe und der Abschlussball. Es ist eine Tradition in der Hansestadt seit den 1970er-Jahren. Anfangs wurde bei jedem Rivianer und später auch bei den Ursulinen, der an einem der beiden Attendorner Gymnasien sein Reifezeugnis erhielt, ein Bäumchen gepflanzt wird. Doch mittlerweile schließen sich mehrere Schüler zusammen und so gab es am Samstag gerade einmal zwei Termine.
500 Feiernde beim Setzen
An diesem Tag waren auch alle ehemaligen Abiturienten eingeladen, mit dabei zu sein. Fünf Busse sorgten neben den eigenen rund 20 bis 30 „Bäumchen setzen Autos“ dafür, dass alle 500 Teilnehmer sowohl nach Rauterkusen wie auch nach Heggen kamen, wo die beiden Setzen stattfanden.
Die verkürzte Schulzeit macht sich auch hier bemerkbar. Setzen früher die Schüler des Jahrgangs 12 den Abiturienten ein Bäumchen, waren viele aufgrund ihres Alters in der Lage, ein Auto zu fahren. Das ist bei den heutigen Schülern der Jahrgangstufe 11 nicht der Fall. So musste sich jede Gruppe entweder einen Fahrer für sein „Bäumchensetzen-Auto“ organisieren oder einen Platz in einem der Busse buchen. Not macht erfinderisch. In Rauterkusen gab es eine große Wiese, in Heggen eine kleine Wiese, doch feiern konnten die Massen überall. Dabei stehen beide Schulen in Konkurrenz, denn jeder will das spektakuläre Setzen bieten.
So wird von Garagendächern gesprungen, die Wiesen mit bis zu 100 Pflanzlöchern gut durchlüftet und die Setzer feuerten die Massen mit lauten Schlachtgesängen an. Die zum Teil heftigen Sprechchöre nehmen Bezug auf die Rivalität unter den beiden Schulen. Nach einem kurzen Ansingen des eigentlichen Setzliedes „Gaudeamus igitur“ ging es schnell zur Caritas über, bestehend aus Brötchen und Bier. Und spätestens auf dem „Joker“, einer Open-Air-Party, die jeden Setztag abschließt, war wie immer die Rivalität zwischen den Schulen vergessen. Am Wochenende wurde der Joker im Frettertal gefeiert. (LP)
Setzen hat lange Tradition
- Das Bäumchensetzen wird von Zwölftklässlern, Abiturienten und Ehemaligen durchgeführt. - Die Zwölfer stellen die „Setzer“, die die Bäume Einsatz einer Spitzhacke in die Gärten der Abiturienten pflanzen. - Das Bäumchensetzen hat eine lange Tradition. Schon in den Nachkriegsjahren wurde ein Baum für jede Jahrgangsstufe, die ihr Abitur erhielt, am Rivius-Gymnasium gepflanzt.
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