Bürgermeisterwahl: Am Ende zählt das Parteibuch

Drei Wendener Kandidaten zeigten sich bei Podiumsdiskussion weitgehend einig


  • Wenden, 27.05.2015
  • Von Volker Lübke
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Von links: Jutta Hecken-Defeld (SPD), Thorsten Scheen (UWG), Moderator Holger Böhler und Bernd Clemens (CDU). von s: Volker Lübke
Von links: Jutta Hecken-Defeld (SPD), Thorsten Scheen (UWG), Moderator Holger Böhler und Bernd Clemens (CDU). © s: Volker Lübke

„Wir haben die Wahl.“ Die Floskel mit dem Zusatz „Qual“ benutzte der Journalist Holger Böhler nicht bei seiner Abmoderation der Podiumsdiskussion mit den drei Wendener Bürgermeisterkandidaten. Dabei passte sie selten so gut wie nach der Vorstellung der Bewerber für das Bürgermeisteramt im Hünsborner Gasthof Zu den Dreikönigen am Dienstagabend, 26. Mai.


Jutta Hecken-Defeld (SPD), Thorsten Scheen (UWG) und Bernd Clemens (CDU) stellten sich auf Einladung der KAB Hünsborn den Fragen des Moderators und des etwa 50-köpfigen Publikums. Klare Unterschiede wurden allenfalls an den Parteibüchern der Bewerber deutlich. Inhaltlich blieb den Redner oft kaum mehr, als den Vorrednern zuzustimmen. Als absoluter Kenner, ja Insider der Wendener Politik konfrontierte Moderator Böhler die Podiumsgäste mit jenen Stichworten, die in der Bürgerschaft durchaus kontrovers diskutiert werden: Schulentwicklung. Gewerbeflächen. Interkommunale Zusammenarbeit. Bürgernähe bzw. Bürgerbeteiligung.
Nur die Zahlen sollen über Schulstandorte entscheiden
Die Frage, ob und welche Grundschulstandorte in Zukunft erhalten werden können, ist nach Ansicht von Jutta Hecken-Defeld einzig von der Entwicklung der Schülerzahlen abhängig. „Wir sollten sachlich und fraktionsübergreifend an einem Konsens arbeiten“, forderte Scheen. Erst der im Sommer erwartete Schulentwicklungsplan mache dies möglich, waren die drei einig – und warnten vor Kirchturmdenken (Scheen). CDU-Kandidat Clemens plädiert dann aber für rasche Entscheidungen: „Wenn die Zahlen es nahelegen, sollte man auch den Mut haben, Standorte zu schließen.“ Eine Diskussion über eine Standortentscheidung im Grundschulverbund Wendener Land zwischen Ottfingen und Rothemühle vermieden die Kandidaten ausdrücklich. Zuletzt hatten Eltern die Ratsentscheidung zugunsten dreier Eingangsklassen in Wenden konterkarriert, indem zwölf Ottfinger Kinder in Rothemühle angemeldet wurden. Die Schulleitung will nun doch eine 1. Klasse dort einrichten.
Zusammenarbeit mit Nachbarn kritisch prüfen
Kleinen Kommunen mit schlanker Vewaltung arbeiten laut Thorsten Scheen am effizientesten. Deshalb seien aus Wendener Sicht auf interkommunaler Ebene allenfalls Synergieeffekte bei der Musikschule und der Abfallentsorgung möglich. Die Zusammenarbeit mit Nachbrkommunen funktioniere in Teilbereichen bereits, sagte Kämmerer und CDU-Kandidat Bernd Clemens. Allerdings seien drei von fünf auch gescheitert. „Das muss man im Vorfeld sehr genau prüfen.“ SPD-Kandidatin Hecken-Defeld sieht das ähnlich: „Interkommunale Zusammenarbeit muss im Einzelfall Sinn machen, beispielsweise wenn alleine nicht wirtschaftlich gearbeitet werden kann.“ Ein Aushelfen mit Fahrzeugen und Geräten oder auch Personal sei durchaus denkbar.
Bürgernähe - selbstverständlich
Wie selbstverständlich waren sich die drei Kandidaten in der Definition von Bürgernähe einig. Bürgerversammlungen nannten sie als probates Mittel, den Kontakt zu den Bürgern auch in den Ortsteilen zu halten – auch für die Verwaltung, so Clemens. „Auge in Auge, Ohr zu Ohr – das zählt“, so Thorsten Scheen. Jutta Hecken-Defeld mahnte ein Jugendparlament als zusätzliches Mittel der Bürgerbeteiligung an.
Scharfer Wahlkampf nicht in Sicht
Wie die Wahl am 13. September ausgeht, mochte niemand voraussagen. Dennoch dürfte Clemens als Favorit in das Rennen gehen. „Ich möchte die Zukunft meiner Gemeinde gestalten“, sagte der amtierende Kämmerer und allgemeine Vertreter des Bürgermeisters mit Verweis auf die Spielräume, die die kommunale Selbstverwaltungsgarantie einer durchaus solventen Gemeinde wie Wenden zugestehe. Im Wahlkampf setzt der Verwaltungsmann auf seine Parteifreunde von der CDU: „Ich bin kein Politiker“, räumte er ein, „da muss ich noch lernen.“
„Es sah nach nur einem Kandidaten aus“, begründete Thorsten Scheen seine Kandidatur für die UWG: „Demokratie lebt schließlich von der Vielfalt.“ Im Übrigen habe ein unabhängiger Kandidat im Sinne des amtierenden Bürgermeisters Peter Brüser nicht geschadet. Seine Chancen mochte Scheen zumindest vor Publikum „nicht ausloten“. Nur so viel: „Eine politische Schlammschlacht wird es mit mir im Wahlkampf nicht geben.“
„Ich bin mir meiner Außenseiterposition durchaus bewusst“, räumte Jutta Hecken-Defeld ein. Themen wie die Gesamtschule und der Rückkauf der Stromnetze hätten allerdings auch gezeigt, welche Chancen und Möglichkeiten kleinere Parteien (wie die SPD in Wenden) haben, so die 51-Jährige. Gewerbeflächen, der Erhalt der freiwilligen Leistungen und eine Konsolidierung der Wendener Infrastruktur nannte Hecken-Defeld als wichtige Wahlkampfthemen.
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