Unmenschliche Bedingungen für Zwangsarbeiter

Gedenkfeier auf dem Russenfriedhof


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Sprachen bei der Gedenkfeier auf dem Russenfriedhof: (v.l.) Vier ehemalige Schüler der Anne-Frank-Schule, der stellvertretende Bürgermeister Michael Beckmann, Jochen Pfeifer und Hermann Dörnemann. von Kerstin Sauer
Sprachen bei der Gedenkfeier auf dem Russenfriedhof: (v.l.) Vier ehemalige Schüler der Anne-Frank-Schule, der stellvertretende Bürgermeister Michael Beckmann, Jochen Pfeifer und Hermann Dörnemann. © Kerstin Sauer

Ein Ort mitten Wald, hoch über Maumke, einige hundert Schritte weiter als die Vogelstange. Viele der rund 100 Gäste sind zum ersten Mal hier, als zwei ehemalige Schüler der Anne-Frank-Schule in Meggen einen Kranz niederlegen: „Nie wieder Krieg“, steht auf dem einen Band. „Zur Erinnerung und Mahnung“ auf dem anderen.


Mit dieser offiziellen Gedenkfeier sollte jetzt am sogenannten Russenfriedhof nicht nur an das Kriegsende vor 70 Jahren erinnert werden, sondern vor allem an die 98 osteuropäischen Zwangsarbeiter, die während des Zweiten Weltkriegs in Meggen und Maumke starben. Organisiert wurde die Veranstaltung von einigen Lennestädter Bürgern unter der Federführung von Jochen Pfeifer, ehemaliger Lehrer der Anne-Frank-Schule.
Schweinefutter für Arbeiter
Während der stellvertretende Bürgermeister Michael Beckmann von einem mahnenden Gedenken an den „teilweise unmenschlichen Umgang mit den russischen Zwangsarbeitern“ sprach, gingen vier ehemalige Schüler der Anne-Frank-Schule, die vor 30 Jahren gemeinsam mit Lehrer Pfeifer eine Dokumentation zu diesem Thema erstellt hatten, ins Detail: Unter unmenschlichen Umständen hatten 20 Menschen pro Zimmer in Baracken gehaust, untergebracht auf dem Gelände, wo später die Firma Gebrüder Patt stand. Zu essen bekamen sie Schweinefutter, arbeiteten entweder in den Gruben oder bei Landwirten in der Umgebung und starben aufgrund von Mangelernährung oder Misshandlungen. Der Meggener Hermann Dörnemann fügte weiteres Wissen hinzu: „Hier, an dieser Stelle, befinden sich die Gräber von 98 Zwangsarbeitern sowjetischer Herkunft. Als Todesursachen wurden in den offiziellen Akten beispielsweise „Herzschwäche“, „tot aufgefunden“ oder „auf der Flucht erschossen“ angegeben.“ Die Opfer durften nicht auf dem katholischen Friedhof beerdigt werden, sondern wurden im Wald vergraben. An dieser Stelle steht seit 1945 ein Ehrenmal mit den Namen der Opfern – doch viele Lennestädter Bürger kennen diesen Ort gar nicht. Daher ist geplant, zwei Informationstafeln aufzustellen: Eine am ehemaligen Arbeitslager, eine weitere mit Hinweisschildern am Russenfriedhof.
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