„Sichtbar machen, wo der Schuh drückt“

MdB Petra Crone im Ennester Stresstunnel – Präventions-Projekt des Gedia-Betriebsrats preisverdächtig


  • Attendorn, 18.08.2015
  • Von Volker Lübke
    Profilfoto Volker Lübke

    Volker Lübke

    Redaktion

Betriebsratsvorsitzender Thorsten Wottrich (li) und Gedia-Geschäftsführer Markus Schaumburg (2.v.l.) führten Petra Crone durch den Stresstunnel. von s: Volker Lübke
Betriebsratsvorsitzender Thorsten Wottrich (li) und Gedia-Geschäftsführer Markus Schaumburg (2.v.l.) führten Petra Crone durch den Stresstunnel. © s: Volker Lübke

Im Eingang ist es noch lustig. Mit flottem Strich auf weiße Folie gezeichnete Bilder mitten aus dem Arbeitsleben. Je tiefer wir in den Tunnel aus großen Stellwänden eindringen, desto düsterer, bedrückender wird es. Der Weg durch die symbolhaft gezeichneten Lebens- und Arbeitsbedingungen wird fühlbar stressiger. „Das soll er auch“, erklärt Thorsten Wottrich, Betriebsratsvorsitzender bei der Gedia Automotive in Ennest. Er ist einer der Initiatoren des Projekts Stresstunnel.


„Wir wollten möglichst viele Mitarbeiter für das Thema Stress sensibilisieren und gleichzeitig möglichst viele Informationen darüber sammeln, was die Kollegen stresst“, erklärte Wottrich der Bundestagsabgeordneten Petra Crone (SPD). Die war auf das Projekt aufmerksam geworden, nachdem es für den Deutschen Betriebsräte-Tag nominiert wurde. Beeindruckt zeigte sich die Politikerin beim Besuch auf dem Firmengelände in Ennest nicht nur vom Gang durch den Stresstunnel, den der Betriebsrat gemeinsam mit dem FfW-Team (Fit for Work) entwickelt hat, sondern auch von der Leistungsfähigkeit der Gedia Automotive Gruppe, die Geschäftsführer Markus Schaumburg darstellte.
Als vorbildliches Praxisbeispiel ausgezeichnet
Die Stichworte, die ein Teil der 800 Attendorner Mitarbeiter anonym an die Tunnelwände gepinnt haben, geben Hinweise darauf, wo Veränderungen helfen könnten. „Die Geschäftsleitung weiß jetzt, was die Kollegen berührt, wo der Schuh drückt“, so Thorsten Wottrich. Vom 27. – 29. Oktober wird der Ennester Tunnel beim Deutschen Betriebsrätetag in Bonn aufgebaut – als ausgezeichnetes Praxisbeispiel für kreative Prävention.
Ziel der Aktion war es, das heikle Thema Stress irgendwie in den Griff zu bekommen, so Wottrich. Stress machen nämlich nicht nur der Druck und das Klima am Arbeitsplatz. Niemand spreche am Arbeitsplatz gerne über Probleme in der Familie, Geld- und andere Sorgen, weiß der Betriebsratsvorsitzende.
Neue Bausteine fürs Führungskonzept
Die Gedanken, die die Mitarbeiter zu verschiedenen Fragestellungen im Tunnel hinterlassen haben, zeigen, welche sogenannten Stressoren vorrangig waren. Anschließend wurden gezielt Workshops zu Vermeidung, Bewältigung und Abbau von Stress sowie Infoveranstaltungen z.B. über die Pflege von Angehörigen oder Möglichkeiten der Kinderbetreuung durchgeführt. Intern wurden die Ergebnisse ins Schulungsprogramm der Gedia-Führungskräfte eingearbeitet. Der Attendorner Stresstunnel wird übrigens nicht nur von der IG-Metall hochgelobt. Auch große Krankenversicherungen sind bereits auf das vorbildliche Präventionsprojekt aufmerksam geworden, freuen sich die Initiatoren. Bundestagsabgeordnete Petra Crone nahm „wertvolle Eindrücke“ mit nach Berlin. Auch für den Arbeitskreis Demografie in ihrem Wahlkreis, zu deren Initiatoren sie zählt, liefere das Betriebsratsprojekt interessante Hinweise.
Gedia - eine Top-Marke in der Automotive-Welt
Die GEDIA Gebrüder Dingerkus GmbH ist zu 100 Prozent in der Automotive-Branche tätig. Mehr als 3000 Mitarbeiter weltweit, davon rund 800 am Stammsitz in Attendorn, entwickeln und produzieren Teile für den Karosserieleichtbau der Automobilindustrie. Die Gedia-Produkte finden sich in nahezu allen bekannten Fahrzeugmarken und -typen. Die Karosserieteile werden an sieben Produktionsstandorten in Deutschland, Spanien, Polen, Ungarn, China und Mexiko gepresst bzw. verschweißt. Neben Kooperationen und Joint Ventures in den USA, Mexiko und China ist das Unternehmen weiter auf Expansionskurs – beispielsweise in Indien. Darüber hinaus ist Gedia an mehreren Forschungs- und Entwicklungsfirmen beteiligt. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Gedia Automotive Gruppe einen Umsatz von über 430 Millionen Euro.
Artikel teilen: