Komplexes Krankheitsbild

Martin Vielhauer referiert über das Thema „Reizdarm": Ansätze, Diagnostik und Vorbeugung


Dr. med. Martin Vielhauer.
Dr. med. Martin Vielhauer.

Um das Thema „Reizdarm" geht es beim nächsten „Attendorner Medizin-Gespräch“: Dr. med. Martin Vielhauer referiert am Mittwoch, 4. November, ab 16 Uhr in der Helios Klinik über das „komplexe Krankheitsbild“. Die Ankündigung des Vortrags:


„Magengrummeln, Übelkeit, Verdauungsprobleme – solche Beschwerden rund um den Verdauungsapparat sind heute der mit Abstand häufigste Grund für Patienten, einen Gastroenterologen aufzusuchen. Und die Sicht der Mediziner auf die Krankheitsbilder, die unter ,Reizdarm´ zusammengefasst werden, ist extrem im Wandel. In seinem Vortrag wird Dr. med. Martin Vielhauer die neuen Ansätze der Diagnostik und Therapie bei Reizdarmsymptomen erläutern und wertvolle Tipps zur Prävention geben. ,Früher wurden solche Symptome stark psychosomatisch betrachtet, es ging um Stress und innere Unruhe als Auslöser. Heute sehen wir viel mehr die Funktion der Darmflora im Fokus, das sogenannte Mikrobiom´, sagt Vielhauer, Chefarzt der Gastroenterologie an der HELIOS Klinik Attendorn. ,Das Mikrobiom sorgt für die verschiedenen Verdauungsschritte. Wenn dabei Störungen auftreten, versuchen wir zu verstehen, wie wir die Flora wieder ins Lot bringen können.´
Ausschlussdiagnostik führt zum Ziel
Die Aufgabe der Mediziner besteht zunächst immer darin, bösartige Erkrankungen auszuschließen, indem mit Magen- und Darmspiegelungen nach Tumoren oder deren Vorstufen gesucht wird. Mit moderner Endoskopie ist dies heute völlig schmerz- und nebenwirkungsfrei möglich. Danach wird zum Beispiel mit Allergietests oder Ultraschalluntersuchungen der Speiseröhre und des Darms die Ursache weiter eingegrenzt. ,Wir betrachten das Mikrobiom als eigenes Genom innerhalb des Menschen. Seine Zusammensetzung ist individuell, kann aber auch immer besser behandelt werden.´ Mit neuen Methoden wie dem wissenschaftlich fundierten Ernährungskonzept FODMAP kann der Auslöser einer Allergie gefunden werden, indem man auf Lebensmittel mit bestimmten Zuckerverbindungen verzichtet. Das braucht einen langen Atem und einen vertrauensvollen Patienten. ,Schön für den Patienten, aber zugleich schwierig für uns ist, dass jede Nahrungsumstellung zunächst zu einer Besserung führt. Deshalb glauben viele, sie hätten ihr Problem gefunden, wenn sie zum Beispiel Gluten weglassen. Dabei sind hier echte Allergien extrem selten´, erklärt Vielhauer, der immer zu einer medizinischen Begleitung der Ausschlussdiagnostik rät.
Ernährung als Risikofaktor
Warum haben heute so viele Menschen Probleme mit der Verdauung? ,Das ist längst noch nicht klar´, so Vielhauer. ,Aber wir wissen, dass unser Essen früher deutlich unbelasteter, regionaler und weniger vielfältig war.“ Heute stehen unzählige Obst- und Gemüsesorten saison-unabhängig zur Verfügung und es wird eine Vielzahl an Zusatzstoffen verwendet, vor allem in Fertigprodukten. Es ist wahrscheinlich, dass es dadurch zu Allergien und Unverträglichkeiten kommt. Manche Erscheinung sei allerdings auch völlig normal: ,Jeder hat mal Blähungen, auch wenn diese nicht gerade beliebt sind. Oder die Milchunverträglichkeit: Sie ist gar keine echte Allergie, da fast alle Europäer im Laufe ihres Lebens Laktose immer schlechter vertragen. Hier kann ein Wechsel auf andere Getränke hilfreich sein, ohne dass wir von einer Erkrankung sprechen müssen.´" (LP)
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